Bozen, Göttingen, 10. April 2003
Nachdem kurdische und amerikanische Truppen in Kirkuk
einmarschiert sind, droht die Türkei mit "notwendigen
Schritten". Sie will das demokratische Experiment
Irakisch-Kurdistan zerschlagen und mit bereits bereitgestellten
Truppen in den Nordirak einmarschieren. Ein Einmarsch im Nordirak
hätte fatale Folgen für die Gesamtregion. Die Menschen
in Irakisch-Kurdistan fürchten die Türkei mehr als
Saddam Hussein, den sie nun zum zweiten Mal besiegt haben.
Die GfbV ruft zum Tourismusboykott gegen die Türkei auf. Wir
mahnen die Türkei: Hände weg von Irakisch-Kurdistan!
Der Tourismus ist in der Türkei einer der wichtigsten
Wirtschaftszweige geworden. Allein 3 Millionen Menschen sind dort
tourismusabhängig beschäftigt. Mit 26 Prozent stellt
Deutschland die meisten Türkeiurlauber. Ein Tourismusboykott
wird die türkischen Machthaber empfindlich treffen.
Die EU muss mit allem Nachdruck die Türkei von ihrem
Vorhaben abbringen. Dazu gehört die Androhung von Sanktionen
bis hin zur Aberkennung der EU-Anwärterschaft. Wenn Kanzler
Schröder seine Friedenspolitik ernst meint, dann muss er
jetzt auch gegenüber der Türkei konsequent sein. Allein
in Deutschland leben etwa 700.000 Kurden deutscher und anderer
Staatsbürgerschaft. Damit kommt der deutschen
Bundesregierung eine besondere Verantwortung zu. Sie darf nicht
zulassen, dass dieses geschundene Volk neuerlich zum Opfer von
Verfolgung und Unterdrückung wird.
Man sollte nicht vergessen: Es waren 86 deutsche, 16
französische, 18 britische, 12 italienische und 11
schweizerische Firmen, die am Aufbau der Giftgasindustrie im Iraq
Mitschuld am Tod von zigtausend kurdischen Zivilisten verursacht
haben. Europa muss jetzt handeln.
Die Türkei hat in den letzten 15 Jahren 3.428 kurdische
Dörfer im eigenen Land zerstört. Über 2 Millionen
Männer, Frauen und Kinder wurden vertrieben und nur 30.000
durften bisher in ihre Heimatorte zurück. Noch heute sitzen
über 6.500 Kurden als politische Gefangene in
türkischen Gefängnissen. Allein in den letzten
zwölf Monaten wurden 632 Menschen in türkischen
Gefängnissen gefoltert. Die meisten von ihnen Kurden. Im
gleichen Zeitraum wurden 36 Menschen in der Türkei
strafrechtlich verfolgt, weil sie ihren Kindern kurdische Namen
geben wollten. Gegen 448 Menschen hat die türkische
Staatsanwaltschaft Haftstrafen von mindestens 3 Jahren beantragt,
weil sie sich für das Recht der Kurdischen Sprache im
Schulunterricht eingesetzt haben. 980 Studenten wurden aus
gleichem Grund von der Universität ausgeschlossen. Diese
Zahlen beweisen, dass die Türkei fortwährend das
kurdische Volk unterdrückt und verfolgt.