Bozen, Göttingen, 22. Mai 2003
Als "Farce" hat die Gesellschaft für bedrohte Völker
(GfbV) am Donnerstag das Gerichtsverfahren gegen den
früheren indonesischen Armeechef in Osttimor, General Tono
Suratman, vor einem Ad-hoc-Tribunal in Jakarta bezeichnet, das
wenige Stunden zuvor mit einem Freispruch geendet hatte. "In
Indonesien gibt es keine Gerechtigkeit für die Opfer des
Terrors des Militärs", erklärte der GfbV-Asienreferent
Ulrich Delius. "Mordende Soldaten in Aceh und Papua müssen
dieses Urteil als Freibrief für noch mehr Verbrechen gegen
die Menschlichkeit verstehen." Nur ein internationales Tribunal
könne den Angehörigen der mehr als 1.000 Opfer des
indonesischen Terrors in Osttimor im Sommer 1999 Gerechtigkeit
bringen und die Straflosigkeit beenden. Trotz erdrückender
Beweise für eine enge Zusammenarbeit zwischen indonesischem
Militär und Milizen habe das Gericht den General aus
politischen Gründen freigesprochen. Mit unabhängiger
Gerichtsbarkeit habe dieses Urteil nichts zu tun.
Der General war beschuldigt worden, Massaker pro- indonesischer
Milizen im Sommer 1999 nicht verhindert zu haben. In enger
Kooperation mit der indonesischen Armee hatten Milizen vor und
nach dem Unabhängigkeitsreferendum in Osttimor mit Terror
und Willkür die Bevölkerung eingeschüchtert, um
eine Loslösung Osttimors von Indonesien zu verhindern.