Bozen, Göttingen, 8. Dezember 2003
Im Norden Ugandas sind am Wochenende die grausam
zerstückelten Leichen von 74 Menschen gefunden worden. Das
berichtete die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV)
am Montag. Die jungen Männer und Frauen seien offensichtlich
von Angehörigen der Rebellenbewegung Lord's Resistance Army
(LRA) ermordet worden, die 70 Kilometer südlich der
Provinzhauptstadt Lira mehrere Ortschaften überfallen
hätten. Bei den Überfällen seien viele Kinder
verschleppt worden. Die genaue Zahl der entführten
Minderjährigen sei nicht bekannt, sie müsse jedoch hoch
sein. Denn bei einem Gefecht zwischen der ugandischen Armee und
der LRA seien neun Rebellen getötet worden und 90
entführte Kinder wieder frei gekommen.
Seit einer Offensive der ugandischen Armee gegen die LRA im
März 2002 hätten die Verbrechen gegen die
Menschlichkeit im Norden und Osten Ugandas dramatisch zugenommen,
erklärte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius. Der Krieg
fordere immer mehr Opfer unter der Zivilbevölkerung.
Betroffen seien vor allem christliche Acholi, die im Norden
Ugandas die größte Bevölkerungsgruppe
stellten.
Christen, Orthodoxe und Muslime setzen sich mit der
"Friedensinitiative der religiösen Führer von Acholi"
seit 1998 gemeinsam für ein Ende des Krieges im Norden
Ugandas ein. Mit ihrer Friedensinitiative hätten sich die
religiösen Führer sowohl bei der Regierung als auch bei
der LRA unbeliebt gemacht. Erst kürzlich habe die LRA zur
Tötung des engagierten katholischen Erzbischofs der Stadt
Gulu, John Baptist Odama, aufgerufen. Erst am 28. November geriet
der italienische Comboni-Vater Guido Cellana beim Transport von
Hilfsgütern in einen Hinterhalt der LRA, bei dem er verletzt
wurde, aber flüchten konnte: Der 15-jährige Junge, der
an seiner Seite reiste, starb.