Bozen, Arusha, 29. August 2003
Die Weltnaturschutzunion (IUCN) hält vom 8. bis 17.
September 2003 den fünften Weltschutzgebietskongress (World
Parks Congress) im südafrikanischen Durban ab. Über
2.700 Schutzgebietsvertreter bzw. Vertreter von Verbänden,
Stiftungen und Regierungen sowie der Privatwirtschaft aus aller
Welt werden erwartet, um strategische Eckpunkte für die
zukünftige Entwicklung von Schutzgebieten festzulegen. Aus
diesem Anlass haben sich die Vertreter der indigenen Völker
Afrikas vom 10. bis 22. August 2003 in Arusha/Tansania versammelt
und die Deklaration von Arusha ausgearbeitet, die von der
Gesellschaft für bedrohte Völker massiv
unterstützt wird.
"Wir, die indigenen Völker Ost- und Südafrikas,
verlangen die Anerkennung, Akzeptanz und den Schutz unserer
kulturellen Identität, der Sprache, der traditionellen
Lebensart und unserer Grundrechte. Wir fordern außerdem die
uneingeschränkte Nutzung unseres Grund und Bodens, unseres
Eigentums sowie der Wiesen und Wälder, in denen wir seit
Generationen nach althergebrachter Tradition leben", steht in der
Deklaration zu lesen. Der Grund und Boden, auf dem die
Ureinwohnervölker leben, ist meist mit großen
natürlichen Ressourcen ausgestattet. Sie verstehen es, diese
Ressourcen wie Holz, Wasser oder wilde Tiere für
verschiedenste Zwecke sehr umsichtig zu nutzen. Anders die
Regierungen und multinationale Konzerne: Rücksichtslos
dringen sie in den Lebensraum der Ureinwohner ein, beuten durch
Bergbau und übermäßigen Fischfang die Natur aus
und bedrohen dadurch die dort lebenden Menschen genauso wie das
Ökosystem. Die indigenen Völker Tansanias, Ugandas,
Kenias, Sudans, Botswanas, Namibias und Äthiopiens
verlangten in Arusha die sofortige Unterlassung des
rücksichtslosen Treibens.
Konkret wehren sie sich beispielsweise dagegen, dass die
Buschmänner aus dem Reservat in Zentral-Kalahari von der
Regierung in Botswana verfolgt und vertrieben werden.
Ähnlich ergeht es den Batwa, die die Nationalparks von
Mbwindi und Mgahinga ohne jegliche Kompensation verlassen
müssen; sie haben bereits ihre Ländereien verloren und
werden dadurch an den Rand der Vernichtung getrieben. "Wir
verlangen von der Regierung in Uganda", so die Ureinwohner, "dass
sie die Batwa als Staatsbürger anerkennen. Damit dürfen
ihre Rechte auf Land, Sprache und Kultur sowie auf ihre
angestammten Reservate und Wälder nicht willkürlich
verletzt werden." Auch die Maasei in Tansania sind bedroht.
Nachdem sie bereits aus dem Serengeti-Nationalpark ausgesiedelt
worden sind und gewaltsam aus dem Reservat Mkomazi vertrieben
werden, sollen sie jetzt auch das Schutzgebiet Ngorongoro
verlassen. In der Deklaration von Arusha wird verlangt, dass die
Regierung die Ausweisungen stoppt und den Maasai ihre
ursprünglichen Ländereien zurückgibt oder sie
zumindest angemessen entschädigt.
Um die Anliegen der indigenen Völker besser zu verstehen,
werden alle afrikanischen Regierungen dazu aufgefordert, an den
verschiedenen Diskussionsforen der Ureinwohnervölker
teilzunehmen. Daneben müssten sie endlich die ILO-Konvention
Nr. 169 unterzeichnen (ILO: International Labour Organisation -
Internationale Arbeitsorganisation, eine Unterorganisation der
UNO mit Sitz in Genf). Sie ist das bislang umfassendste
völkerrechtliche Abkommen zum Schutz indigener Völker
in aller Welt. In 44 Artikeln wird neben der Gleichberechtigung
von Ureinwohnern in der Arbeitswelt auch das Recht auf das eigene
Territorium, die eigene Lebensweise, Kultur und Sprache
festgeschrieben. Schließlich regen die Ureinwohner die
Vereinten Nationen dazu an, eine Weltkonferenz der indigenen
Völker einzuberufen. Dort könnten Fortschritte und
Probleme beleuchtet und die Allgemeinheit für die Anliegen
der Ureinwohner sensibilisiert werden.