Bozen, Göttingen, Berlin, 6. Juli 2004
Nach der Entgleisung des deutschen UNO-Botschafters Gunter
Pleuger gegenüber dem irakischen Außenminister Hoshar
Zebari hat der Generalsekretär der Gesellschaft für
bedrohte Völker (GfbV), Tilman Zülch, von
Außenminister Joschka Fischer eine offizielle
Entschuldigung beim irakischen Außenminister Hoshar Zebari
gefordert. Nach Angaben des Vorsitzenden der Demokratischen
Partei Kurdistans Masud Barzani in der Frankfurter Allgemeinen
Zeitung vom Dienstag hatte der Vertreter Deutschlands im
Weltsicherheitsrat verlangt, die Diskussion um die Resolution
1564 nicht in Anwesenheit des irakischen Außenministers
stattfinden zu lassen mit der Begründung, Zebari sei Kurde
und vertrete nicht die Meinung der irakischen Regierung.
"Ein solcher Affront gegen den irakischen Außenminister und
Repräsentanten der kurdischen Autonomieregion widerspricht
allen politischen Grundsätzen der föderalistischen
Bundesrepublik Deutschland", kritisierte Zülch. Während
das Auswärtige Amt die Aussagen Pleugers gegenüber der
GfbV dementierte, bestätigte das Büro von Masud Barzani
in Erbil die Angaben ihres Vorsitzenden. Man fühle sich
durch dieses Verhalten Deutschlands an die Methoden des Saddam-
Regimes erinnert.
Die GfbV erinnerte daran, dass die Bundesregierung einerseits
verpflichtet sei, die Interessen der 700.000 Kurden in
Deutschland wahrzunehmen, von denen eine gute Viertelmillion
bereits deutsche Staatsbürger seien. Andererseits wäre
Deutschland mit einer schwerwiegenden Hypothek belastet: 60
deutsche Firmen hätten sich am Aufbau der irakischen
Giftgasindustrie beteiligt, der von den Unternehmen Pilot Plant
und Karl Kolb weitgehend koordiniert worden sei. Der mit
Giftgasangriffen begonnenen ethnischen Säuberungsaktion
Anfal seien dann 180.000 kurdische Kinder, Frauen und Männer
zum Opfer gefallen, darunter allein 5.000 in der kurdischen Stadt
Halabja 1988. Während des türkisch-kurdischen
Bürgerkrieges hätte Deutschland durch die Lieferung von
Rüstungsgütern im Wert von über sechs Milliarden
DM weitere Schuld auf sich geladen. In diesem Krieg seien mehr
als 35.000 Kurden und rund 5.000 Türken ums Leben
gekommen.