Bozen, Göttingen, 27. Oktober 2004
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat den
UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, Ruud Lubbers, am
Mittwoch dringend dazu aufgefordert, die drohende Abschiebung von
60 nordkoreanischen Flüchtlingen aus China in ihr Heimatland
zu verhindern, die am Dienstag östlich von Peking
festgenommen worden sind. "In Nordkorea droht den
Flüchtlingen jahrelange Haft unter menschenunwürdigen
Bedingungen in Arbeitslagern", warnte der GfbV-Asienreferent
Ulrich Delius. Der UNHCR verliere seine Glaubwürdigkeit,
wenn er die Flucht von immer mehr Nordkoreanern aus ihrem
diktatorisch geführten Heimatland noch länger ignoriere
und nicht endlich öffentlich gegen Chinas
völkerrechtswidrige Abschiebepraxis protestiere.
Erst Anfang Oktober habe Peking mit der Abschiebung von neun
Nordkoreanern erneut gegen die Genfer Flüchtlingskonvention
verstoßen, kritisierte die GfbV. Die 60 festgenommenen
Flüchtlinge wollten in ausländischen Botschaften in der
chinesischen Hauptstadt um Zuflucht bitten. China hatte die
diplomatischen Auslandsvertretungen erst am vergangenen Montag
aufgefordert, Nordkoreanern keine Zuflucht mehr zu
gewähren.
Trotz der schweren Menschenrechtsrechtsverletzungen in Nordkorea
verweigert China Flüchtlingen aus dem Nachbarland
regelmäßig die Anerkennung. Mit Rücksicht auf den
nordkoreanischen Verbündeten werden die 400.000 in China im
Untergrund lebenden Flüchtlinge aus dem Nachbarland von den
chinesischen Behörden pauschal als
Wirtschaftsflüchtlinge und illegale Grenzgänger
angesehen. Seit August 2004 haben mehr als einhundert
Nordkoreaner in ausländischen Vertretungen in Peking um Asyl
gebeten.