Bozen, Göttingen, 29. August 2004
Wenn Peking im Jahr 2008 Sportlern aus aller Welt in einer so
fröhlichen Atmosphäre wie in Athen einen fairen
Wettstreif ermöglichen will, muss es zunächst die
grundlegenden Rechte seiner eigenen Bürger respektieren.
Diese Forderung hat die Gesellschaft für bedrohte
Völker (GfbV) am Sonntag zum Abschluss der Olympischen
Spiele in Athenerhoben. "Die Welt will keine Olympischen Spiele
unter den wachsamen Augen der Geheimpolizei, die die eigene
Bevölkerung einschüchtert und unterdrückt",
erklärte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius. "Hausarrest,
Platzverweise, Razzien, Stacheldraht und Schlagstöcke
verletzen den olympischen Geist."
Noch sei es unvorstellbar, wie die Organisatoren der Spiele in
Peking eine freundliche und fröhliche Olympiade
ermöglichen wollten, sagte Delius. Fast täglich
würden in den großen Städten der Volksrepublik
Falun Gong-Anhänger willkürlich verhaftet. Vor
Großereignissen wie Parteitagen und Gedenkveranstaltungen
würden systematisch führende Regimekritiker unter
Hausarrest gestellt oder der Hauptstadt verwiesen. Auch Christen
würden regelmäßig nur aufgrund ihres Glaubens
verhaftet. Erst am 6. August seien acht katholische Priester und
zwei Angehörige des Priesterseminars in der zweihundert
Kilometer südwestlich von Peking gelegenen Diözese
Baoding festgenommen worden.
Nachdrücklich forderte die GfbV, China solle alle
politischen Gefangenen aus Tibet und Xinjiang (Ostturkestan)
sowie die inhaftierten Anhänger der Demokratiebewegung und
von Falun Gong unverzüglich freilassen. Auch solle Peking
die Arbeitslager auflösen, in die 280.000 Menschen ohne
faires Gerichtsverfahren eingewiesen worden seien. Wenn China
endlich einen glaubwürdigen Dialog mit dem Dalai Lama
beginnen würde, um die Tibet-Frage friedlich zu lösen,
sei dies ein Zeichen, dass es die Volksrepublik mit der
Verwirklichung der Menschenrechte ernst meine.