Bozen, Göttingen, Berlin, 11. März 2005
Anlässlich des ersten Jahrestages der blutigen
Niederschlagung spontaner Demonstrationen kurdischer Zivilisten
in Syrien (12. März 2004) hat die Gesellschaft für
bedrohte Völker (GfbV) am Freitag ein Ende der dort noch
immer andauernden Foltermorde an inhaftierten Kurden, die
Freilassung von mehr als 200 kurdischen politischen Gefangenen
und die Wiedereinbürgerung der rund 200.000 Syrer kurdischer
Nationalität gefordert. Auch die mindestens 15 gewaltlosen
christlich-assyrischen Gefangenen, die nach Ausschreitungen im
Oktober 2004 festgenommen wurden, müssen sofort freigelassen
werden. Die Menschenrechtsorganisation appellierte in einem
dringenden Schreiben an die Bundesregierung, sich an den
internationalen Bemühungen für die Demokratisierung
Syriens und für die Humanisierung der syrischen
Minderheitenpolitik zu beteiligen.
Am 12. März 2004 waren syrische Sicherheitskräfte nach
einem Fußballspiel zwischen kurdischen und arabischen Clubs
gegen kurdische Fans vorgegangen. Bei der blutigen
Niederschlagung nachfolgender Demonstrationen im ganzen Land
wurden mindestens 30 kurdische Zivilisten getötet, über
1.000 verletzt und mehr als 2.500 gefangen genommen. Mehr als 200
von ihnen sind noch immer in Haft. Der GfbV liegen die Namen von
170 Inhaftierten vor, unter ihnen sind auch Minderjährige.
Mindestens fünf Kurden wurden nach Recherchen der GfbV seit
Niederschlagung der Demonstrationen im Gefängnis zu Tode
gefoltert. Sechs Kurden wurden in diesem Zeitraum während
ihres Militärdienstes ermordet.
Mit etwa zwei Millionen Menschen stellen die Kurden rund
zwölf Prozent der Gesamtbevölkerung Syriens.
Sprachliche und kulturelle Rechte werden ihnen vorenthalten. Rund
200.000 Kurden wurde im Zuge der Arabisierung die
Staatsbürgerschaft entzogen.