Bozen, Göttingen, 29. Dezember 2006
Die Gesellschaft für
bedrohte Völker (GfbV) hat am Freitag vor der gewaltsamen
Abschiebung von 6.500 Hmong-Flüchtlingen aus Thailand in das
Nachbarland Laos gewarnt. Die Premierminister beider Staaten
hätten sich bei Verhandlungen wenige Tage vor Weihnachten
grundsätzlich auf eine Rückführung der
Flüchtlinge geeinigt. "Für die Hmong ist dies eine
Katastrophe, da sie bei ihrer Rückkehr nach Laos um ihr
Leben fürchten müssen", erklärte der
GfbV-Asienreferent Ulrich Delius. Wie Tiere seien diese Menschen
in Laos von Sicherheitskräften gejagt worden. Es sei ein
Skandal, dass Thailand diesen Überlebenden von
Gräueltaten keine Zuflucht gewähre.
Die Hmong-Expertin der GfbV, Rebecca Sommer, hatte im
Frühjahr 2006 hunderte Interviews mit in Thailand Schutz
suchenden Hmong geführt, um das Ausmaß dieser
Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu dokumentieren. Im Mai 2006
veröffentlichte sie einen 50 Seiten umfassenden Report, in
dem Massaker, Vergewaltigungen und andere schwerste
Menschenrechtsverletzungen an Hmong in Laos ausführlich
dokumentiert wurden. In Schreiben an die thailändische
Regierung kritisierte die Menschenrechtsorganisation, dass
Thailand sich nun bereit erklärte, den laotischen
Behörden alle persönlichen Daten der
Hmong-Flüchtlinge zu übermitteln. Wer nach den schweren
Massakern in Laos so ungeniert mit dem Verfolgerstaat kooperiere,
verletze das Völkerrecht.
Sowohl die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Louise
Arbour, als auch der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge,
Antonio Guterres, hätten sich gegen eine Abschiebung von
Hmong-Flüchtlingen nach Laos ausgesprochen. Auch in Thailand
werde massive Kritik an der Flüchtlingspolitik
geäußert. So habe "The Nation", eine der
führenden Tageszeitungen des Landes, der Regierung in
Bangkok vorgeworfen, mit den Zwangsabschiebungen Thailand zum
"Pariah- Staat" zu machen. Viele der Flüchtlinge seien
Kinder oder Frauen, die halb verhungert in Thailand Schutz
gesucht hätten. Rund 20.000 Hmong würden sich noch in
den Wäldern von Laos verbergen. Die Nachkommen ehemaliger
Widerstandskämpfer, die schon lange nicht mehr
kämpften, würden in Laos gnadenlos verfolgt. Ihr
Fluchtraum sei zum Sperrgebiet erklärt worden. Von
Hubschraubern würden chemische Kampfstoffe, Bomben und
Granaten gegen sie eingesetzt. Wer lebend in die Hände der
Bodentruppen falle, werde grausam gefoltert, verstümmelt,
vergewaltigt und ermordet. Auch Kinder, die nicht einmal zehn
Jahre gewesen waren, seien Opfer von Massakern geworden.