In: Home > News > Westsahara: Marokko stellt sieben Menschenrechtler vor Militärgericht
Sprachen: DEU | ITA
Bozen, Göttingen, 22. Oktober 2009
Landschaft in der Westsahara.
Mit dem dringenden Appell, sich bei der Regierung von Marokko
für die sofortige Freilassung von sieben Menschenrechtlern
aus der marokkanisch besetzten Westsahara einzusetzen, hat sich
die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am
Donnerstag an das Auswärtige Amt in Berlin, einzelne
Bundestagsabgeordnete und Stiftungen gewandt. "Wir bitten Sie um
sofortige persönliche Intervention für die
Inhaftierten, unter ihnen der Vizepräsident des Vereins der
Sahrauischen Menschenrechtler (CODESA), Ali Salem Tamek, der 2007
Ihr Gast war", heißt es in den Schreiben der
Menschenrechtsorganisation. Tamek war im Februar 2007 auf
Einladung der GfbV in Berlin, hatte Gespräche mit dem
Auswärtigen Amt und Bundestagsabgeordneten aller Parteien
geführt und über die katastrophale Lage der
Menschenrechte in der marokkanisch besetzten Westsahara
berichtet. Wegen seines Menschenrechtsengagements habe Tamek in
Marokko bereits fünf Haftstrafen verbüßen
müssen.
Die sieben Inhaftierten sollen sich wegen "Untergrabung der
Staatsgewalt" und "Zusammenarbeit mit dem Feind" vor einem
Militärgericht verantworten. Ihnen drohen langjährige
Haftstrafen. Wie erst jetzt bekannt wurde, wurden sie bereits am
8. Oktober 2009 auf dem Flughafen von Casablanca von
marokkanischen Sicherheitskräften abgeführt, als sie
von einem Besuch in den Flüchtlingslagern von Sahrauis in
Südalgerien zurückkehrten. Vier Tage lang wurden sie
mit verbundenen Augen an einem unbekannten Ort festgehalten,
bevor ihre Angehörigen über die Festsetzung informiert
wurden. Am 15. Oktober überwies ein Richter in Casablanca
ihr Verfahren an ein Militärgericht. "Ihr einziges
Verbrechen ist es gewesen, sich für Menschenrechte in der
Westsahara einzusetzen", berichtete der Afrikareferent der
Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV), Ulrich Delius.
Neben Ali Salem Tamek wurden auch die ehemaligen politischen
Gefangenen Yahdih Ettarouzi, Brahim Dahane und Ahmad Nassiri
sowie die Menschenrechtler Saleh Lebayhi, Rachid Sghayar und die
Menschenrechtsverteidigerin Dagja Lachgar angeklagt.
Die Westsahara wurde 1975 völkerrechtswidrig von Marokko
besetzt. Mehr als 500 Sahrauis "verschwanden" unter
marokkanischer Besetzung. Mindestens 32 Sahrauis sind zurzeit aus
politischen Gründen in Marokkos Gefängnissen
inhaftiert. Rund 165.000 ursprüngliche Bewohner der
Westsahara leben heute in Tindouf im Süden Algeriens im
Exil.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2007/070122ade.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2007/070426de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/03-2/030704ade.html
| www.gfbv.it/3dossier/sahrawi/sah-mayr.html
| www.gfbv.it/3dossier/sahrawi/sahrawi-de.html
in www: http://de.wikipedia.org/wiki/Westsahara
| www.arso.org |
www.minurso.unlb.org