In: Home > News > Kenias Nomaden fürchten um ihre Existenz - Dürre schürt Konflikte
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Bozen, Göttingen, 9. Juni 2011
Samburu Nomaden beim Feuermachen.
Die Hungerkatastrophe im Norden Kenias spitzt sich nach
Angaben der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV)
immer mehr zu. "Drei Millionen Nomaden sind akut in ihrer
Existenz bedroht", warnte der GfbV- Afrikareferent Ulrich Delius
am Donnerstag in Göttingen. "In manchen Gebieten ist das
Überleben von bis zu 80 Prozent der Bevölkerung
gefährdet." In der Region Ganze drohen lokalen Behörden
zufolge mehr als 80.000 Menschen zu verhungern, darunter 40.000
der 50.000 Bewohner des Bezirks Bamba. Ihr Leben ist bereits akut
in Gefahr. Besonders betroffen sind ältere Menschen und
Kinder, die jünger sind als fünf Jahre. Viele Schulen,
die eine Speisung der Schülerinnen und Schüler
anbieten, erleben einen großen Ansturm, weil die Familien
nicht wissen, wie sie ihre Kinder noch ernähren
sollen.
"Wenn Nomaden bis zu zehn Stunden Fußmarsch in Kauf nehmen
müssen, um sich und ihre Tiere mit Wasser zu versorgen, dann
ist die Not groß", sagte Delius. "Viele Hirten
ernähren sich nur noch von Wildfrüchten, da ihr Vieh zu
geschwächt ist. Dringend brauchen die Nomaden mehr Hilfe
für sich und ihre Viehherden." Es wird befürchtet, dass
die Hungerkatastrophe bis Oktober 2011 noch weiter eskalieren
wird, da dann frühestens neue Regenfälle zu erwarten
sind.
Die Dürrekatastrophe löst zudem unter Nomaden sowie
zwischen Nomaden und Bauern immer mehr Auseinandersetzungen um
den Zugang zu Brunnen und Weideland aus. Mindestens 121 Menschen
starben seit Januar 2011 im Norden Kenias aufgrund dieser
Konflikte. Damit hat sich die Zahl der Opfer im Vergleich zum
Vorjahreszeitraum fast verdoppelt. Von Januar bis Mai 2010 hatte
es 68 Tote gegeben.
"Die Nomaden müssen ihr sterbendes Vieh verkaufen", sagte
Delius. Doch die hohe Zahl von Notverkäufen hat zu einem
dramatischen Verfall der Preise geführt, so dass die Hirten
ihr Überleben mit den Erlösen nicht sichern
können. Dringend bräuchten sie mehr Viehfutter, und der
Verkauf der Tiere müsse subventioniert werden, damit die
Nomaden nicht vollkommen von internationaler Nahrungsmittelhilfe
abhängig werden.
Im traditionell sehr trockenen Norden Kenias leben mehr als drei
Millionen Nomaden, weil dort landwirtschaftlicher Anbau sehr
schwierig ist. Unter der jüngsten Dürre leiden vor
allem Nomaden der ethnischen Gruppen der Borana, Gabra, Garreh,
Murulle, Degodia und Ajuran. Aufgrund des Klimawandels werden in
der Region die Intervalle zwischen Dürrekatastrophen immer
kürzer. Lagen in den 70er-Jahren noch rund zehn Jahre
zwischen den Katastrophen, so waren es in den 80er-Jahren nur
noch fünf Jahre. Heute wird alle zwei bis drei Jahre eine
Dürre registriert. Zuletzt wurden 2009 rund 80 Prozent des
Viehbestands kenianischer Nomaden vernichtet.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110401de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110301ade.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2010/101101de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2010/100212de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/091111de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090324de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2006/060105de.html
| www.gfbv.it/3dossier/africa/nomad-del.html
in www: www.ogiek.org | http://de.wikipedia.org/wiki/Samburu
| http://de.wikipedia.org/wiki/Kenia