In: Home > News > 2013 schon 15.000 Boatpeople aus Äthiopien im Jemen eingetroffen
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Bozen, Göttingen, 16. April 2013
Die Körper von ertrunkenen somalischen und äthiopischen Flüchtlingen in Jemen, 2005. ©SHS/N. Bajanoub, September 2005.
Den Behörden des Jemen ist ein wichtiger Schlag gegen den
internationalen Menschenhandel gelungen, berichtete die
Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Dienstag in
Göttingen. Sie verhafteten am Wochenende 50
mutmaßliche Menschenhändler und befreiten 535
Äthiopier. Die kriminelle Bande hatte sich von den
Flüchtlingen aus Äthiopien nicht nur für das
Einschmuggeln über den Golf von Aden bezahlen lassen,
sondern die Migranten nach der Ankunft im Jemen festgehalten, um
zusätzlich Lösegeld von ihren Angehörigen zu
erpressen.
"Die Zerschlagung der Menschenhändlerbande ist ein Zeichen
der Hoffnung für zehntausende äthiopische
Flüchtlinge im Jemen", erklärte der GfbV-Afrikareferent
Ulrich Delius. "Denn als illegale Einwanderer sind sie den
Schleppern schutzlos ausgeliefert." Viele Flüchtlingsfrauen
werden von den Menschenhändlern vergewaltigt. Nach einer
meist lebensgefährlichen Überfahrt über den Golf
von Aden werden die Flüchtlinge von ihren Peinigern
festgehalten und so lange gefoltert, bis ihre Angehörigen
Lösegeld bezahlen. Viele Geiseln sind nach ihrer Befreiung
schwer traumatisiert. Die GfbV hatte schon 2012 ein
entschiedeneres Vorgehen gegen die Menschenhändler
gefordert. Der jemenitische Minister für Menschenrechte,
Horiya Mashhour, hatte am vergangenen Sonntag die
Parlamentsabgeordneten aufgefordert, Gesetze für einen
besseren Schutz der Flüchtlinge und eine wirksamere
Verfolgung der Menschenhändler zu erlassen.
Allein im Januar/Februar 2013 sind 17.700 neue Boatpeople an
Jemens Küsten eingetroffen. Rund 15.000 kamen aus
Äthiopien, 2.500 aus Somalia. 2012 gelang 107.000 Afrikanern
die Flucht in den Jemen. Mehr als 80.000 von ihnen stammten aus
Äthiopien. Manche fliehen vor politischer Verfolgung, andere
vor Verarmung und aufgrund mangelnder wirtschaftlicher
Perspektiven. Nicht wenige Flüchtlinge haben ein
Universitätsstudium abgeschlossen und wollen in
Saudi-Arabien oder den Golf-Staaten ihr Glück suchen, da es
in Äthiopien keine Arbeit für sie gibt.
Im Jemen leiden die Flüchtlinge nicht nur unter
Rechtlosigkeit, sondern auch unter weit verbreitetem Rassismus.
Sie werden oft geschlagen, beraubt oder beschimpft. Migranten
werden häufig auch für die Zunahme von Straftaten sowie
für die Verarmung der lokalen Bevölkerung
verantwortlich gemacht. Konservative Jemeniten werfen ihnen vor,
die Liberalisierung der Gesellschaft voranzutreiben und damit die
"traditionelle Ordnung" in dem Land zu gefährden.
Das Nachbarland Saudi-Arabien will keine Migranten aus Afrika
mehr aufnehmen und die 1.800 Kilometer lange Grenze zum Jemen nun
mit einem Zaun sichern. Offiziell will man sich so besser vor
Drogen- und Waffenschmuggel sowie vor radikalen Islamisten
schützen. Migranten werden aufgrund des Zaunes kaum mehr
eine Chance haben, aus dem Jemen in reichere arabische Staaten zu
fliehen.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2012/121217de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2010/101101de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090807de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090619ade.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090417de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090416de.html
| www.gfbv.it/3dossier/africa/oromo-de.html
in www: http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%84thiopien
| http://de.wikipedia.org/wiki/Somalia