In: Home > News > Sri Lanka: Drei Tote und 80 Verletzte bei Übergriffen auf Muslime
Sprachen: DEU | ITA
Bozen, Göttingen, 16. Juni 2014
Sri Lanka. Militär auf den Straßen vor UNHCR-Gebäude in Trincomalee. Foto: Thomas Benedikter.
Nach Angriffen auf Muslime in Urlauberregionen im
Südwesten Sri Lankas hat die Gesellschaft für bedrohte
Völker (GfbV) einen besseren Schutz der muslimischen
Minderheit vor Übergriffen extremistischer Buddhisten
gefordert. "Wenn es die Regierung Sri Lankas mit dem Schutz der
religiösen Minderheiten und der Glaubensfreiheit ernst
meint, dann muss sie gegen die Hetzpropaganda extremistischer
Buddhisten entschieden vorgehen", erklärte der
GfbV-Asienreferent Ulrich Delius am Montag in Göttingen.
"Vor allem muss die nationalistische singhalesische Organisation
"Buddhistische Streitmacht (Bodu Bala Sena, BBS)" verboten
werden, weil sie seit Monaten landesweit zu Ausschreitungen gegen
Muslime aufruft."
Die Behörden haben am Sonntag den Ausnahmezustand über
die Urlauberorte Alutgama und Beruwala verhängt, nachdem
buddhistische Extremisten Moscheen und Geschäfte von
Muslimen angegriffen hatten. Mindestens drei Menschen kamen dabei
zu Tode und 80 Personen wurden verletzt. Muslime aus den beiden
Städten warfen der Polizei vor, der Gewalt lange tatenlos
zugesehen zu haben. Die Behörden riefen zur Ruhe auf und
sprachen verharmlosend von Ausschreitungen zwischen
Bevölkerungsgruppen. "Seit Monaten schüren
extremistische Buddhisten der BBS gezielt die Gewalt, rufen zum
Boykott muslimischer Geschäfte und zu Übergriffen auf
die Minderheit auf. Dies ist keine spontane Gewalt zwischen
verfeindeten Bevölkerungsgruppen, sondern eine gezielte
Brandstiftung und ein Anschlag gegen Demokratie und
Menschenrechte in Sri Lanka", warnte Delius.
Buddhistische Nationalisten in Sri Lanka werfen Muslimen und
Christen vor, Buddhisten zu konvertieren und die mehrheitlich
buddhistische Gesellschaft zu unterwandern. Kritisch sehen die
buddhistischen Nationalisten vor allem die Muslime, denen sie
pauschal Unterstützung des religiösen Extremismus
vorwerfen. Die buddhistischen Extremisten greifen
regelmäßig Moscheen, Schlachthäuser und
Geschäfte von Muslimen an. Erschwert werden die Konflikte
dadurch, dass ein Großteil der Muslime tamilischer
Abstammung ist. Auch fünf Jahre nach dem offiziellen Ende
des Bürgerkriegs zwischen Singhalesen und Tamilen gibt es
noch immer keine Versöhnung zwischen beiden Gruppen. Aber
auch christliche Gotteshäuser und andere kirchliche
Einrichtungen werden von den Extremisten mit beleidigenden
Parolen beschmiert. Muslime stellen rund zehn Prozent der 20
Millionen Einwohner Sri Lankas, während Christen 7,4
Prozent, Hindu 12,6 Prozent und Buddhisten 70 Prozent der
Bevölkerung ausmachen.
"Bei diesen Konflikten geht es weniger um Religion als um
wirtschaftlichen Neid, da viele Muslime als Händler
erfolgreich sind. Wie im benachbarten Burma wird in Sri Lanka
systematisch von buddhistischen Nationalisten Gewalt gegen
Minderheiten propagiert. Es droht ein Flächenbrand, wenn
dieser nationalistischen Hetze nicht endlich von den
Behörden Einhalt geboten wird", erklärte Delius.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2013/131113it.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2013/130919de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2010/101215ade.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2010/101207de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2010/100125de.html
| www.gfbv.it/3dossier/asia/srilanka/srilanka.html
in www: www.peace-srilanka.org |
www.hrw.org/en/asia/sri-lanka
| http://en.wikipedia.org/wiki/Bodu_Bala_Sena