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Sri Lanka: Wachsende Not von Kriegsheimkehrern

Mehr als 70.000 Tamilen leiden unter Flutkatastrophe - Europa soll helfen

Bozen, Göttingen, 7. Dezember 2010

Tamilische Flüchtlinge in Sri Lanka. Foto: Allen Tyler. Tamilische Flüchtlinge in Sri Lanka. Foto: Allen Tyler.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat an die Europäische Union appelliert, die Nothilfe für Tamilen im Norden Sri Lankas zu verstärken. "Sintflutartige Regenfälle und Überschwemmungen haben seit Mitte November 2010 mehr als 70.000 aus dem Bürgerkrieg heimgekehrte Angehörige der Minderheit obdachlos gemacht", erklärte der GfbV- Asienreferent Ulrich Delius am Dienstag in Göttingen. Den Notleidenden fehlt es vor allem an Nahrungsmitteln und regensicheren Hütten, um sich vor den schweren Regenfällen der beginnenden Monsunsaison zu schützen. "Die Binnenflüchtlinge sind vom 26 Jahre dauernden und entbehrungsreichen Bürgerkrieg geschwächt und werden die Flutkatastrophe nicht überleben, wenn die humanitäre Hilfe nicht schnell verstärkt wird", mahnte Delius.

Die Mehrheit der 325.000 Tamilen, die seit November 2009 in ihre Siedlungsgebiete im Norden Sri Lankas zurückgekehrt sind, waren nach dem Ende des Bürgerkrieges im Mai 2009 monatelang von den Behörden in Internierungslagern festgehalten worden. Dort herrschten unmenschliche Bedingungen, berichteten Augenzeugen. Es fehlte an Ärzten, Medikamenten, frischem Wasser, Nahrungsmitteln und ausreichenden sanitären Einrichtungen. Erst nach internationalen Protesten öffneten die Behörden im November 2009 die Lager und gestatteten den Insassen die Heimkehr in ihre alten Siedlungsgebiete.

Doch mehr als ein Viertel der Kriegsheimkehrer haben es nicht geschafft, in der kurzen Zeit seit ihrer Freilassung Häuser zu errichten, um sich vor den im Jahr 2010 besonders starken Regenfällen zu schützen. Die Niederschläge haben nicht nur Häuser, sondern auch Felder, Straßen und Latrinen geflutet, so dass die Ausbreitung von schweren Krankheiten und Seuchen droht. Besonders betroffen ist der Distrikt Mannar im Norden des Landes. Dort wurden 33.700 Kriegsheimkehrer obdachlos. In den Distrikten Kilinochchi und Jaffna haben jeweils mehr als 13.000 Rückkehrer keinen Schutz vor den Naturgewalten gefunden.

Hilfsorganisationen klagen darüber, dass aufgrund mangelnder finanzieller Unterstützung aus dem Ausland geplante und notwendige Hilfsprogramme nicht durchgeführt werden können. Nur rund 50 Prozent der tatsächlich benötigten Hilfsgelder wurden bislang im Jahr 2010 von der internationalen Gemeinschaft zur Verfügung gestellt.