In: Home > News > Nigeria: 68 Menschen sterben bei Überfällen von Fulani-Hirten
Sprachen: DEU | ITA
Bozen, Göttingen, 16. Juli 2014
Eine ethnische Karte Nigerias.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) wirft
Nigerias Regierung vor, hilflos der eskalierenden Gewalt zwischen
Viehzüchtern und Bauern im Zentrum des Landes hilflos
zuzusehen. "Noch steht der Konflikt zwischen Fulani-Hirten und
sesshaften Bauern im Schatten der Gewalt von Boko Haram",
erklärte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Mittwoch
in Göttingen. "Doch die Zahlen sind erschreckend: Seit
Januar 2014 wurden mindestens 522 Menschen getötet." Viele
Opfer sind christliche Tiv. Aber auch muslimische Bauern kommen
gewaltsam zu Tode. Bei den Konflikten steht nicht die Religion im
Vordergrund, sondern das Ringen um Land- und Weiderechte.
Erst am Montag wurden 68 Menschen bei drei Überfällen
mutmaßlicher Fulani-Hirten in Zentral-Nigeria getötet:
Mindestens 52 Muslime starben, als im Distrikt Gidandawa
(Bundesstaat Zamfara) schwer bewaffnete Fulani in ein Dorf
stürmten und wahllos Kinder, Frauen und Männer
erschossen. In einem Massengrab wurden 40 Opfer noch am gleichen
Tag beigesetzt. Weitere fünf Menschen starben in den
Außenbezirken des Ortes Barkin Ladi (Distrikt Rakung,
Bundesstaat Plateau), als Bewaffnete kurz vor Mitternacht den Ort
überfielen. In der Nacht zum Montag waren bereits elf
Menschen bei Angriffen auf die Dörfer Ganlang und Zama Dede
(Distrikt Pilgani, Bundesstaat Plateau) getötet
worden.
Zwischen dem 25. und 29. Juni 2014 sind mehr als 200 Menschen zu
Tode gekommen, als 20 Dörfer im Bundesstaat Kaduna von
mutmaßlichen Fulani-Hirten angegriffen und zerstört
wurden. Mindestens 690 Häuser, drei Kirchen und 50
Geschäfte wurden niedergebrannt. Mehr als 15.000 Bauern
flohen daraufhin aus der Region. "In vielen Regionen
Zentral-Nigerias herrschen Angst und Schrecken, da die sesshafte
Bevölkerung neue Übergriffe befürchtet",
berichtete Delius.
Geschürt von den Folgen des Klimawandels werden die seit
Jahrzehnten bestehenden Konflikte zwischen Bauern und Hirten
immer blutiger. Denn 35 Prozent des Weidelandes in Nord-Nigeria
sind in den vergangenen 50 Jahren zu Wüsten geworden. Auf
der Suche nach neuem Weideland ziehen die Hirten daher nach
Süden und ringen mit Bauern um neues Land. Auch Nigerias
Behörden tragen eine Mitschuld für die Eskalation der
Gewalt. Denn sie versprachen den 15 Millionen Nomaden schon vor
Jahrzehnten neues Weideland, doch setzten sie ihr Versprechen
nicht um. "Statt nach einer nachhaltigen Lösung des
Konflikts zu suchen, bezichtigt Staatspräsident Jonathan
Goodluck die Fulani des Terrorismus. Nigerias Regierung ist nicht
nur mit dem Kampf gegen Boko Haram überfordert."
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2014/140304de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2014/140213de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2013/131213de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2013/131106de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2013/130930de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2013/130920de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2013/130802de.html
| www.gfbv.it/3dossier/africa/nigeria-de.html
in www: de.wikipedia.org/wiki/Nigerdelta
| http://de.wikipedia.org/wiki/Nigeria
| de.wikipedia.org/wiki/Biafra-Krieg