In: Home > News > Wachsende Armut im Nigerdelta trotz massiver Gewinne aus Ölförderung - EU-Transparenzpflicht setzt Nigerias Regierung unter Druck
Sprachen: DEU | ITA
Bozen, Göttingen, 2. August 2013
Ölförderung im Nigerdelta (Gas flaring).
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat mehr
Transparenz bei Nigerias Umgang mit Einnahmen aus der
Ölförderung gefordert. "Nigerias Regierung muss endlich
Rechenschaft darüber ablegen, wo die Milliardengewinne aus
der Ölförderung im Nigerdelta geblieben sind",
erklärte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Freitag in
Göttingen. "Im Nigerdelta sind diese Gewinne zumindest nicht
angekommen. Dort verarmen die Ureinwohner immer mehr und
katastrophale ökologische Folgen der Ölförderung
erschweren das Überleben der Menschen."
Der Unternehmenschef von Shell -- Nigeria (Shell Petroleum
Development Company, SPDC), Mutiu Sunmonu, hatte am letzten
Mittwoch erklärt, der Staat Nigeria habe alleine von seinem
Konzern 42 Milliarden US-Dollars seit dem Jahr 2008 für die
Ölförderung erhalten. Weitere 25 Milliarden US-Dollars
habe Nigerias Regierung in den letzten fünf Jahren von der
Schwesterfirma Shell Nigeria Exploration and Production Company,
SNEPCO) bekommen, die vor der Küste des Landes Öl
fördern lässt. Öldiebstähle und
Produktionsausfälle in Nigeria schmälerten jüngst
den Profit, den Shell -- Nigeria zum Konzern Royal Dutch Shell
beiträgt.
"Diese erstaunlichen Gewinne setzen Nigerias korrupte Politiker
nun massiv unter Druck, endlich glaubwürdig zu
erklären, wo das viele Geld geblieben ist", erklärte
Delius. "Diese neue Offenheit von Shell-Nigeria ist auch ein
Verdienst der EU-Transparenz-Initiative für die
Rohstoffindustrie." Die EU-Kommission hatte am 9. April 2013 nach
langen Beratungen eine Regelung für mehr Transparenz in der
Öl- und Bergbau-Industrie beschlossen. So müssen nun
Unternehmen mit Hauptsitz in Europa ihre Zahlung an Regierungen
in den Förderländern offenlegen. So soll die Korruption
wirksam bekämpft werden. Die deutsche Bundesregierung hatte
die vom Europaparlament unterstützte Initiative der
EU-Kommission monatelang blockiert. Nigerias Behörden gelten
als notorisch korrupt, aber auch den Öl-Konzernen wurde
bislang vorgeworfen, ihre Einnahmen aus der Ölförderung
zu verschleiern.
Die rund 20 Millionen in dem dicht bevölkerten Nigerdelta
lebenden Menschen brauchen dringend mehr Hilfe. Zehntausende
Jugendliche sind dort ohne Arbeit. Mehr als 10.000 Fischer haben
aufgrund der Ölverseuchung ihre Existenzgrundlage verloren.
Auch viele Bauern klagen über die Verseuchung des Bodens und
ihrer Felder. Zehntausende Menschen leiden wegen des Abfackelns
von Gasen unter Atemwegserkrankungen.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2012/121127de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2012/120122de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2012/120111de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2012/120109de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110112de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2007/070330de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2005/051206de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2005/050923de.html
| www.gfbv.it/3dossier/africa/nigeria-de.html
in www: de.wikipedia.org/wiki/Nigerdelta
| http://de.wikipedia.org/wiki/Nigeria
| de.wikipedia.org/wiki/Biafra-Krieg