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Bozen, Göttingen, 30. September 2014
Älterer Man der Giriama, Kenya. Foto: Naddel/Flickr CC BY-NC-ND 2.0.
Mit dem dramatischen Appell, ihr Leben zu schützen, haben
sich Älteste vom indigenen Volk der Giriama in Kenia mit
Hilfe der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) an
westliche Botschaften, die Vereinten Nationen und die Regierung
Kenias gewandt. Die Ältesten fürchten ermordet zu
werden, weil erfundene Hexerei-Vorwürfe sie akut bedrohen.
Jeden Monat werden nach GfbV-Angaben bei den insgesamt etwa
800.000 Giriama rund 90 ältere Menschen umgebracht. Manche
werden wegen Missernten, Epidemien und Naturkatastrophen der
Hexerei beschuldigt und öffentlich verbrannt. Andere werden
Opfer von vermeintlichen "Haushaltsunfällen" und
beispielsweise mit brühend heißem Wasser
übergossen, erstochen oder erschossen.
"Wir werden ausgelöscht, nur weil wir alt sind", klagen die
Ältesten in dem Schreiben der Ältesten, das die GfbV
weiterleitete. Der Afrikareferent der in Göttingen
ansässigen Menschenrechtsorganisation, Ulrich Delius
erklärte anlässlich des internationalen Tages der
älteren Menschen (1.10.): "Wir haben den Ältesten
zugesagt, ihren Hilferuf weltweit zu verbreiten, denn es ist ein
Verbrechen gegen die Menschlichkeit, eine ganze Generation
gezielt auszulöschen. Dringend muss die internationale
Staatengemeinschaft reagieren: Niemand darf aufgrund seines
Alters gezielt verfolgt werden. Kenia muss mehr für den
Schutz der Alten tun und mehr Häuser einrichten, in denen
bedrohte ältere Menschen zeitweise Aufnahme finden
können." Die Ältesten der Giriama fordern mehr
humanitäre Hilfe und eine bessere Ausstattung von
Auffang-Zentren für die ältere Bevölkerung.
Nur wenige Morde an älteren Giriama werden aufgeklärt
und die Verantwortlichen vor Gericht zur Rechenschaft gezogen,
berichtete die GfbV. Es ist jedoch ein offenes Geheimnis, dass
die Täter meist aus der eigenen Familie stammen und sich
lästiger Angehöriger entledigen wollen. Polizei und
Behörden reagieren oft gleichgültig. Sie wollen sich in
Familienangelegenheiten nicht einmischen.
Motiv für eine Bluttat ist meist nicht Aberglaube. Vielmehr
spielen handfeste wirtschaftliche Interessen eine viel
gewichtigere Rolle. Viele Familien sind sehr arm und wissen
nicht, wie sie die alten Menschen ernähren und pflegen
sollen. Auch drängen oft Jüngere mit aller Gewalt
darauf, ihr Erbe früher anzutreten.
Das indigene Volk der Giriama gehört wie acht weitere
Völker zu der Gruppe der bantusprachigen Mijikenda. Sie
leben an der Küste Kenias. Traditionell waren sie Jäger
und Sammler, doch heute betreiben sie meist Landwirtschaft.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110609de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110401de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110301ade.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2010/101101de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2010/100212de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/091111de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090324de.html
in www: http://de.wikipedia.org/wiki/Kenia
| http://en.wikipedia.org/wiki/Giriama_people