In: Home > News > Tag der indigenen Völker (9. August) - 10 Jahre UN-Deklaration für Ureinwohner
Sprachen: DEU | ITA
Bozen, Göttingen, 7. August 2017
Anuak-People / Äthiopien. Foto: Julio García/Flickr BY-NC 2.0.
Anlässlich des internationalen Tages der indigenen
Völker (9.8.) zieht die Gesellschaft für bedrohte
Völker (GfbV) eine kritische Bilanz: Die Rechte der
Ureinwohner, die vor zehn Jahren in der UN-Deklaration UNDRIP
definiert wurden, haben viele Länder inzwischen anerkannt.
Einige der mittlerweile 149 Unterzeichnerstaaten haben sie sogar
teilweise in ihre Verfassung aufgenommen. Gleichzeitig warnte die
Menschenrechtsorganisation jedoch davor, die Lage der weltweit
rund 6.000 indigenen Gemeinschaften mit ihren mehr als 450
Millionen Angehörigen schönzureden. "Meist stehen die
Rechte der Ureinwohner nur auf dem Papier. Selbst die Paragrafen,
die ihnen in Verfassungen gewidmet sind, sind oft nur
Absichtserklärungen und keine einklagbaren Richtlinien.
Deshalb leiden indigene Gemeinschaften nach wie vor unter
Landraub und Vertreibung oder Zwangsumsiedlung,
Umweltzerstörung und damit Vernichtung ihrer
Existenzgrundlage bis hin zu gezielten Angriffen, um ihren
Widerstand gegen industrielle oder landwirtschaftliche
Großprojekte in ihren Territorien zu brechen", kritisierte
die GfbV.
"Wir fordern die internationale Gemeinschaft dazu auf, nun eine
völkerrechtlich bindende Konvention zum Schutz der indigenen
Rechte auf den Weg zu bringen", verlangte die
Menschenrechtsorganisation. So könnten beispielsweise die
rund 700.000 Afar in Eritrea bei den Vereinten Nationen viel
leichter um Hilfe gegen staatliche Willkür bitten. Sie
leiden unter der Zerstörung ihres sensiblen Ökosystems.
Der Staat hat inzwischen 1,5 Millionen Menschen aus dem
übervölkerten Hochland in die Tieflandregionen der Afar
umgesiedelt, ohne die ursprünglichen Bewohner zu informieren
oder gar ihre Zustimmung abzuwarten, wie es die UNDRIP fordert.
Jetzt weitet sich die lebensfeindliche Danakil-Wüste immer
weiter aus, Dürreperioden vernichten Viehherden und Ernten.
Die indigenen Bewohner des Nigerdeltas in Nigeria sind ebenfalls
mit einer katastrophalen Umweltzerstörung konfrontiert. Dort
hat die Ölförderung Böden, Wasser und Luft
vergiftet. Den Profit aus dem Ölexport streicht die
Regierung ein, die Ureinwohner, auf deren Land das schwarze Gold
gefördert wurde, gehen leer aus.
In asiatischen Staaten wie in Malaysia wird auf Bedürfnisse
und territoriale Ansprüche indigener Völker meist
genauso wenig Rücksicht genommen wie in lateinamerikanischen
Staaten. Auf dem Teilkontinent leben weltweit die meisten
Indigenen. In Venezuela konnten die Grenzen der traditionellen
Gebiete einiger Gemeinschaften zwar markiert werden. Wenn dort
Bodenschätze lagern, ist dies jedoch kein Schutz vor
Eindringlingen oder ehrgeizigen Großprojekten, die
über die Köpfe der Betroffenen hinweg geplant und
ausgeführt werden.
Diese und andere Beispiele hat die GfbV in einem mehrseitigen
Hintergrundpapier zusammengetragen, in dem sie die UN-Deklaration
zu den Rechten der indigenen Völker noch einmal
detaillierter erläutert und ihre Forderung nach einer
UN-Konvention zum Schutz der Ureinwohnergemeinschaften
begründet (www.gfbv.de/fileadmin/redaktion/Publikationen_Dokumente/2017/Vorabversion-FERTIG.pdf).
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2016/160808de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2015/150807it.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2014/140909de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2014/140801de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2013/130806de.html
| www.gfbv.it/3dossier/siberia/artic2006-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/global-sozial.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/brasil-tras-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/global.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/palmoel.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/dekade.html
in www:
https://www.gfbv.de/fileadmin/redaktion/Reporte_Memoranden/2015/MenschenrechtsreportNr.77-IndigeneUmweltaktivisten_aktualisiert.compressed.pdf
| https://de.wikipedia.org/wiki/Indigene_Völker