Von Ulrich Delius, Beeke Laue, Lisa Pegelow
Bozen, Göttingen, August 2007
INHALT
Indonesien und Malaysia produzieren rund 85 Prozent der weltweiten Palmöl-Erträge. In beiden Staaten sind Millionen Ureinwohner von dem Palmöl-Boom betroffen. Besonders katastrophal ist die Lage in Indonesien, da dort in den kommenden Jahren mit einer sprunghaften Ausweitung der Palmöl-Plantagen zu rechnen ist. Die Palmöl-Industrie gehört nicht nur zu den größten Regenwaldvernichtern in Indonesien, sondern verletzt systematisch auch grundlegende Menschenrechte der 45 Millionen Angehörigen indigener Völker in Indonesien. Keine andere Wirtschaftsbranche hat dort in den letzten Jahren so viele Landrechtsstreitigkeiten verursacht wie die Palmöl-Industrie. In keinem Land der Welt wird so schnell und so viel Regenwald vernichtet wie in dem Vielvölkerstaat.
Der staatlich geförderte Kahlschlag zerstört den Lebensraum, die Wirtschaftsweise, Kultur und Identität von rund 300 indigenen Völkern, die in Indonesien von oder in den Wäldern leben. Letztlich schürt der Palmöl- Boom die Bedrohung ihrer Existenz und ihres Überlebens. Indigene Völker leisten dagegen mit friedlichen Protesten, Blockaden, Petitionen und Gerichtsverfahren Widerstand. Doch sie verweigern sich nicht nur der staatlich geförderten Entwicklung der Landwirtschaft, sondern versuchen auch durch ihre Mitarbeit in Gremien wie dem "Runden Tisch für nachhaltige Palmöl-Produktion" Kriterien für eine Palmöl-Gewinnung zu entwickeln, die ihre traditionellen Landrechte und andere grundlegende Menschenrechte angemessen berücksichtigt. Neben Umweltverträglichkeitsprüfungen müssen die Plantagen-Projekte auch auf ihre Sozialverträglichkeit überprüft werden und es muss vor der Vergabe neuer Lizenzen sichergestellt sein, dass dadurch nicht Menschenrechte indigener Völker verletzt werden. Denn für die Bewohner der Wälder ist es eine Überlebensfrage, ob Indonesien wie geplant bis zum Jahr 2020 weitgehend seine Regenwälder vernichtet. Noch sind es die größten zusammenhängenden Regenwaldgebiete der Welt. Der Palmöl-Boom in Europa heizt die Zerstörung der Regenwälder Südostasiens an, der letzten grünen Lunge der Welt. Wenn Palmöl-Anbau systematisch auf Kosten indigener Völker geht, ihre Landrechte ignoriert und verletzt, ihre Lebensgrundlage zerstört oder sie durch ungerechte Bedingungen stark benachteiligt, kann nicht von einem "nachhaltigen Anbau" gesprochen werden.
Daher appelliert die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) an die Bundesregierung und das Bundesumweltministerium, bei der für Herbst 2007 geplanten Novelle des Erneuerbare-Energieen-Gesetzes (EEG) von einer finanziellen Förderung der Nutzung von Palmöl in Deutschland bis auf weiteres abzusehen. Solange es kein Zertifizierungssystem gibt, das umfassend die Menschenrechte der betroffenen indigenen Bevölkerung berücksichtigt, ein glaubwürdiges Monitoring sowie Sanktionsmöglichkeiten vorsieht und dieses Zertifizierungssystem auch nachweisbar lokal in breitem Umfang zufrieden stellend umgesetzt wird, ist es verfrüht, von der Möglichkeit einer nachhaltigen Palmöl-Produktion zu sprechen oder sie finanziell zu fördern. Eine finanzielle Förderung sollte erst erwogen werden, wenn ein funktionierendes Zertifizierungssystem vorliegt, das sich vor Ort nach Einschätzung aller Betroffener (und nicht nur der interessierten Industrie) bewährt hat. Gemeinsam mit zahlreichen indonesischen und internationalen Menschenrechts- und Umweltschutzorganisationen fordert die GfbV ein Moratorium für die Einfuhr von Palmöl in die Europäische Union, solange in Südostasien nicht sichergestellt ist, dass bei der Ausweitung der Palmöl-Produktion die Rechte indigener Völker ausreichend berücksichtigt werden.
Palmfett, das in der Pfanne brutzelt, die Schokoglasur, die auf der Eiskugel sofort erstarrt, die cremige Palmolive-Seife - das alles sind Produkte aus Palmöl, die jeder von uns kennt und regelmäßig nutzt. Im Großteil der Produkte bleibt das verwendete Palmöl jedoch unsichtbar, obwohl es in nahezu jedem Lebensmittelbereich vorkommt. Meist lässt sich anhand der Inhaltsangaben der mutmaßliche Zusatz des Öls vom Verbraucher nicht nachprüfen. Seit Jahrzehnten schon importieren westliche Industrienationen das Öl für ihre Lebensmittel- und Kosmetikproduktionen - in wachsenden Mengen. Die Palmölindustrie an sich ist nichts Neues. Neu ist jedoch eine Nutzungsmöglichkeit, die momentan einen zweiten Boom des Rohstoffs auslöst: Palmöl als Biotreibstoff.
In nahezu allen deutschen Blockheizkraftwerken (BHKW), die aus Pflanzenöl Strom und Wärme generieren, wird laut dem Bundesumweltministerium (BMU) mittlerweile Palmöl eingesetzt, da der bisher häufigste Rohstoff Rapsöl mit den günstigen Preisen aus Südostasien nicht mithalten kann. In anderen europäischen Ländern, den USA und auch Indonesien und Malaysia selbst, den größten Erzeugerländern für Palmöl, wird darüberhinaus Palmöl als Rohstoff für die Biodiesel-Erzeugung immer interessanter. Schon jetzt sind große Biodiesel-Anlagen in Planung oder bereits im Bau, die das Öl fit für den Automotor und den Treibstoffhunger der Industrienationen machen sollen.
Für die Nachfrage aus den Lebensmittelproduktionen müssen die Anbauflächen in Indonesien stetig erweitert werden. Einerseits für den wachsenden Bedarf, andererseits weil der Ertrag auf den bereits bebauten Flächen nach ca. 15 bis 20 Jahren einbricht. Mit dem weltweiten Boom von BHKW und Biodiesel steht Indonesien unter immer größerem Druck, die Nachfrage zu befriedigen. Das Schwellenland sieht derzeit die Chance, in kürzester Frist so viele ausländische Devisen wie möglich ins Land zu bringen - koste es, was es wolle. Dafür müssen aber immer neue Anbauflächen hinzukommen und Konzessionen erteilt werden. Schon jetzt übersteigt die Anzahl der Konzessionen die zur Verfügung stehende Fläche von "Umwandlungswald". Der Großteil der Wälder nämlich besteht aus so genanntem "permanentem Wald", d.h. schützenswerter Forst oder Naturschutzgebiet.
Doch wo soll das Land herkommen? Allein in Indonesien wurden in den letzten 25 Jahren 18 Millionen Hektar Regenwald gerodet, um Ölpalmen anzubauen. Tatsächlich wurden jedoch nur auf sechs Millionen Hektar Plantagen angelegt. Die restlichen 12 Millionen Hektar wurden zwar unter dem Vorwand des Plantagenbaus gerodet, tatsächlich aber nur für die Holzproduktion genutzt. So schürt der Plantagenboom auch die illegale Rodung der Wälder und Zerstörung des Lebensraumes indigener Völker.
Statt die vom WWF ausgemachten rund 20 Millionen Hektar Brachland mit Ölpalmen zu bepflanzen und sie damit einem neuen Zweck zuzuführen, werden die Permanentwälder geschlagen und brandgerodet. Illegalen Holzeinschlag gibt es in den Schutzgebieten schon seit langem. Per Gesetz verboten, bietet der Verkauf des edlen Tropenholzes oft die einzige Einnahmequelle für mittellose Einwohner und Migranten (siehe Transmigration- Projekt unter dem Punkt West Papua). Der illegale Export des Edelholzes, insbesondere nach China, ist aber vor allem eine unverzichtbare Geldquelle für das örtliche Militär, das sich so seine Einkünfte sichert. Korruption und Rechtlosigkeit sind also weitere Probleme, die zu lösen die indonesische Regierung, ohnedies nicht von Stabilität und Durchsetzungsfähigkeit gekennzeichnet, außerstande ist. Ein Beispiel für das Missmanagement ist die Vergabe von Fördermitteln: Plantagenbesitzer erhalten Geld für die "Wiederaufforstung" des Brachlandes, das sie selbst zur Brache gemacht haben und das durch die Ölpalmen nicht aufgeforstet, sondern vollkommen degeneriert, übersäuert und lebensfeindlich wird.
Der Chef der Indonesischen Entwicklungsbehörde für Biotreibstoff, Alhilal Hamdi, wandte sich kürzlich mit der Information an die Industriestaaten, Indonesien mangele es an finanziellen Mitteln, um Regularien für nachhaltigen Anbau von Palmöl durchzusetzen. Solche Regeln könnten jedoch für Indonesien entscheidend sein. Europa arbeitet zurzeit an internationalen Zertifizierungsrichtlinien und Standards, die Biotreibstoffe künftig erfüllen müssen, darunter vor allem der nachhaltige Anbau unter Berücksichtigung sozialer und ökologischer Auswirkungen. Die internationale Gemeinschaft wird also nicht nur die Standards setzen, sondern auch für deren Durchsetzung Sorge tragen müssen.
Solange die Umsetzung dieser Standards jedoch nicht gesichert ist und in Ländern wie Indonesien systematisch Menschenrechte indigener Völker verletzt werden, damit neue Palmöl- Plantagen durchgesetzt werden können, ist es unverantwortlich, von einer zertifizierten "nachhaltigen" Palmöl- Produktion zu sprechen und diese steuerlich auch noch zu fördern, wie das ja heute schon die Regel ist. Denn noch werden die vom "Runden Tisch für nachhaltige Palmöl-Produktion" entwickelten Kriterien vor Ort systematisch ignoriert und verletzt, gibt es keine glaubwürdige Überwachung und Überprüfung der Umsetzung der Kriterien und keine Sanktionsmechanismen im Falle ihrer Verletzung. Daher fordert die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) gemeinsam mit zahlreichen indonesischen und internationalen Menschenrechts- und Umweltschutzorganisationen ein Moratorium für die Einfuhr von Palmöl in die Europäische Union.
Auch sollte jede steuerliche Förderung der Palmöl-Nutzung in Deutschland gestoppt werden, so lange der Palmöl- Boom Menschenrechte systematisch verletzt und indigenen Völkern die Lebensgrundlage entzieht. Bislang wird gemäß dem Erneuerbare-Energieen-Gesetz (EEG) in Deutschland auch die Nutzung von Palmöl aus Südostasien in deutschen Blockheizkraftwerken steuerlich gefördert. Im Herbst 2007 will das Bundesumweltministerium eine Novelle des EEG vorlegen, gemäß der nur noch Palmöl aus zertifiziertem nachhaltigem Anbau in den Genuss steuerlicher Förderung kommen kann. Da alle Zertifizierungsversuche bislang gescheitert sind, ist die geplante Novelle des EEG Augenwischerei, da sie den Kahlschlag in den Regenwäldern Südostasiens nur weiter schüren wird. Denn viele Nutzer von Palmöl aus Südostasien in Deutschland bemühen sich, ihren Rohstoff als nachhaltiges Produkt darzustellen. So verweisen sie auf Bescheinigungen des "Runden Tisches für nachhaltigen Palmöl-Anbau (RSPO)" oder auf die Mitarbeit ihres Produzenten im RSPO. Nachweislich werden dessen Kriterien jedoch nur von einer äußerst kleinen Zahl von Produzenten in Südostasien beachtet.
Nicholas Stern, ehemaliger Chef der Weltbank und Autor von "The Stern Review on the Economics of Climate Change", rief kürzlich die Industrienationen dazu auf, jährlich rund 10 Milliarden US-Dollar bereitzustellen, um der Waldzerstörung in Entwicklungsländern, insbesondere Indonesien, Einhalt zu gebieten. Länder wie Deutschland oder die USA können ihre Forderungen zum Umweltschutz nur dann nachhaltig durchsetzen, wenn sie den Ländern einen finanziellen Ausgleich für den wirtschaftlichen Verlust bieten, der durch die Quasi-Stilllegung einer so wichtigen Geldquelle entstünde.
Durch die Zerstörung der indonesischen Regenwälder werden tausende, teils noch unentdeckte, Tier- und Pflanzenarten dem Aussterben preisgegeben. Schon jetzt gibt es vom Sumatra-Tiger, Waldelefanten und Orang-Utan nur noch geringe Bestände. Letzterer kann nach erfolgreicher Aufpäppelung mittlerweile nicht einmal mehr ausgewildert werden: Es sind keine Wälder mehr da, in die die Orangs zurückkehren könnten. Aber nicht nur Tiere und Pflanzen sind Opfer der Zerstörung. In Indonesien gibt es eine ungeheure Vielfalt an Sprachen und Ethnien. Rund 300 indigene Völker leben seit Jahrhunderten dort. 45 Millionen Ureinwohner sind von dem Kahlschlag der Wälder für den Palmöl-Boom betroffen. Mehr als ein Viertel der Bevölkerung des indonesischen Archipels lebt heute im und vom Wald. Die Zahl der Landrechtskonflikte hat sich seit Beginn der Palmöl-Produktion dramatisch erhöht Inzwischen werden mehr als 460 Konflikte gezählt, in denen indigene Völker versuchen, ihre traditionellen Landrechte gegen Behörden, Plantagenbesitzer, Großunternehmer oder umgesiedelte Kleinbauern durchzusetzen. Indigene Völker leben im und vom Regenwald. Der Verlust des Waldes bedeutet für sie den Verlust der Heimat, der Lebensgrundlage und heiliger Stätten.
Ohne ihren Wald droht die Verarmung in den Slums der Großstädte, wo viele nach der Wegnahme ihres Landes Zuflucht suchen. In West Papua leben die Ureinwohner noch weitgehend ungestört. Hier gibt es die größten und unberührtesten Wälder Indonesiens. Gerade hier wird jedoch künftig der größte Holzeinschlag erwartet, da der Wald in anderen Teilen des Landes vermutlich innerhalb der nächsten Jahre zerstört sein wird. "Tragt eure Energieprobleme nicht auf unserem Rücken aus", so die Forderung betroffener indigener Völker in Indonesien. Der folgende Hintergrundbericht gibt eine Übersicht über die Herstellung und Nutzung von Palmöl auf Plantagen, als Pflanzenöl und Biodiesel-Grundstoff, sowie über die kurzfristigen und langfristigen Folgen für Flora und Fauna und die indigenen Einwohner eines der letzten großen Regenwaldgebiete der Erde.
Dass der Palmöl-Boom katastrophale ökologische Folgen hat und die Zerstörung der letzten zusammenhängenden großen Regenwaldflächen Südostasiens beschleunigt, ist weithin bekannt. Dass in und von diesen Wäldern Millionen Ureinwohner leben, deren Menschenrechte durch diesen Raubbau an der Natur systematisch verletzt werden, wird von der breiten Öffentlichkeit kaum wahrgenommen. Der Kahlschlag vernichtet die Lebensgrundlage dieser Völker und bedroht somit existentiell das Überleben von einem Viertel der Bevölkerung Indonesiens. Schon in den 90er-Jahren warnte die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) vor den Folgen der Ausweitung der Ölpalmen-Plantagen in Westpapua. Zwar war diese Monokultur auch damals schon problematisch, da sie systematisch Landrechtskonflikte und Spannungen zwischen Umsiedlern und einheimischer Bevölkerung anheizte. Doch hatte sie noch nicht das bedrohliche Ausmaß angenommen, mit dem heute indigene Völker in Indonesien konfrontiert sind.
Ähnliche Entwicklungen sind aber auch in Südamerika zu befürchten. In Kolumbien beispielsweise wird der Palmöl-Boom ebenfalls von Vertreibungen und Massakern begleitet (Guardian, 5.6.2007). Betroffen sind vor allem indianische Gemeinschaften, erklärt die Nationale Indigene Dachorganisation ONIC. "Der Kauf von enormen Landflächen begann still und heimlich. Inzwischen sind auch abgelegen lebende indigene Gemeinschaften davon betroffen, die keine Möglichkeit zur Information und zum Austausch haben", sagt ein Sprecher des ONIC (IPS, 5.12.2007). "Sie werden von ausländischen Unternehmen besucht, die ihnen goldene Schlösser versprechen und sie dann dazu bringen, Dokumente zu unterzeichnen. Doch die indigenen Gemeinschaften haben keinerlei Vorstellung davon, was dort tatsächlich stattfindet". Indigene Gemeinschaften oder Afroamerikanische Gruppen, die Widerstand leisten, werden gewaltsam von bewaffneten Todessschwadronen vertrieben, die im Auftrag der späteren Investoren Land für neue Plantagen beschaffen sollen. Manche dieser Banden drohen den Ureinwohnern, als Sympathisanten linksgerichteter Rebellen gesehen zu werden, wenn sie sich weigern, ihr traditionelles Land zu räumen (Sunday Times, 3.6.2007). Es wird vermutet, dass die Palmöl-Plantagen auch als Geldwäsche für die Drogenkartelle in Kolumbien dienen. Viele der jährlich 200.000 neuen Vertriebenen mussten wegen der Anlage von Palmöl-Plantagen aus ihren Dörfern fliehen. Betroffen sind vor allem die Provinzen Magdalena und Sucre an der Karibikküste sowie die Provinz Choco am Pazifischen Ozean. In mindestens acht Orten in der Pazifikregion wurden wegen der Ausweitung der Palmöl-Plantagen Massaker an der indianischen Bevölkerung begangen. Verfügte Kolumbien im Jahr 2003 nur über 172.000 Hektar Palmöl-Plantagen, so sollen im Jahr 2007 bereits 400.000 Hektar erreicht werden (Guardian, 5.6.2007). Ungeachtet der Kritik indigener Organisationen will Präsident Alvaro Uribe die Palmöl-Produktion deutlich ausbauen.
Auch im südostasiatischen Burma werden Menschenrechtsverletzungen in Namen des Palmöl-Booms begangen. So wurden der GfbV aus dem Norden Burmas Fälle von Zwangsarbeit bei der Rodung von Waldflächen für die Einrichtung von Palmöl-Plantagen bekannt. Burma wird seit Jahren von der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) wegen der fortgesetzten Verletzung des Verbots der Zwangsarbeit kritisiert. Betroffen sind vor allem nationale ethnische Minderheiten, die in den ländlichen Gebieten Burmas Zwangsarbeit leisten müssen. In Kambodscha sind indigene Völker ebenfalls vom Kahlschlag der Wälder für die Plantagen-Wirtschaft betroffen.
Noch alarmierender ist die Lage im benachbarten Malaysia. Rund 145.000 Ureinwohner leben auf dem malaysischen Festland, weitere 1,7 Millionen in Sabah auf der Insel Borneo und eine Million im benachbarten Sarawak. In Malaysia wird die Ausweitung der Palmöl-Produktion zwischen 1995 und 2000 für 86 Prozent der Zerstörung des Regenwaldes verantwortlich gemacht ("The case study on Malaysian palm oil", A. Sieh, T.M.A. Tengju Ahmad, 2001). Angesichts dieses gezielten Kahlschlags, der fast drei Millionen Ureinwohnern in Malaysia die Lebensgrundlage entzog, mutet es grotesk an, wenn der für Plantagen zuständige Minister Peter Chin jüngst erklärte, innerhalb der letzten zehn Jahre sei in seinem Land kein Regenwald für Palmöl-Plantagen gerodet worden (AFP, 5.7.2007). Der Ausbau von Plantagen ist auch in Papua-Neuguinea und auf den Salomon-Inseln im Südwestpazifik geplant. Schon in wenigen Jahren wird es vergleichbare Probleme wie in Indonesien und Malaysia in zahlreichen Staaten entlang des Äquators geben, wenn der Palmöl-Boom weiter von den Industrieländern geschürt wird.
In Indonesien und Malaysia leben zusammen rund 47 Millionen Angehörige indigener Völker im Wald und von der nachhaltigen Nutzung der Wälder, 45 Millionen von ihnen allein in Indonesien. Sie sind von dem Palmöl- Boom massiv betroffen. Ihnen drohen der Verlust ihrer Rechte und die Zerstörung ihrer Lebensgrundlage durch die staatlich geförderte massive Ausdehnung der Anbauflächen für Palmöl. Unter dem Deckmantel der von der indonesischen Regierung geförderten Ausweitung des Palmöl-Anbaus zeichnet sich in Indonesien ein Kahlschlag der Wälder ab, der die Zukunftsperspektiven der rund 300 ethnischen Gemeinschaften nachdrücklich gefährdet. Viele dieser Ureinwohnervölker umfassen Millionen Menschen, andere nur wenige tausend. Insgesamt gehören ihnen mehr Menschen an als die Gesamtbevölkerung Belgiens, der Niederlande, Luxemburgs und der Schweiz zusammengenommen ausmacht.
Der Kahlschlag im Namen der Biokraftstoffe verletzt Menschenrechte indigener Völker systematisch und in vielfacher Hinsicht:
So werden systematisch die Kriterien 2.2. ("Die Nutzung des Landes wird nicht von lokalen Gemeinschaften kritisiert") und 2.3. ("Die Nutzung des Landes verringert nicht die rechtlichen und gewohnheitsrechtlichen Ansprüche von anderen Nutzern ohne deren freie, vorherige Zustimmung") verletzt. Auch die Kriterien 7.5 ("Keine neuen Plantagen werden angelegt ohne die freie, vorherige Zustimmung der betroffenen Gemeinschaften") und 7.6 ("Die lokale Bevölkerung wird entschädigt für Landverlust, wenn sie dem Landverkauf zustimmt") werden regelmäßig verletzt.
Indigene Völker in Indonesien fügen sich nicht in ihr vermeintliches Schicksal, sondern erheben immer lauter ihre Stimme, um darauf aufmerksam zu machen, dass mit der Rodung der Wälder nicht nur die Umwelt zerstört, sondern auch ihr Überleben gefährdet wird. Im Jahr 1999 schlossen sich Dutzende indigene Gemeinschaften zu der Dachorganisation "Allianz der indigenen Völker des Archipels" (AMAN) zusammen. An dem Dritten Kongress von AMAN im März 2007 nahmen bereits 1.500 Vertreter indigener Gemeinschaften aus allen Regionen des Vielvölkerstaates teil. Die Delegierten forderten unter anderem, die indonesische Regierung solle alle Lizenzen für Plantagen und Rodungen zurücknehmen, die die traditionellen Rechte indigener Völker verletzten. Auch solle jede Gewalt gegen indigene Menschenrechtler unterbleiben, die nur die Beachtung legitimer Rechte ihrer Gemeinschaften forderten (http://dte.gn.apc.org/AMAN/english/eng.html).
Im ganzen Land gibt es Proteste indigener Gemeinschaften gegen neue Rodungen und Plantagen. So verabschiedeten 21 Nichtregierungsorganisationen aus Kalimantan und zwei aus dem benachbarten malaysischen Sarawak am 10. Oktober 2005 einen gemeinsamen Aufruf für eine nachhaltige Entwicklung in Kalimantan (Down to Earth, Nr. 67, November 2005). Sie verlangten insbesondere die Stornierung des geplanten Mega-Palmöl-Projektes entlang der Grenze zwischen beiden Staaten. Auch verlangen sie von der indonesischen Regierung, die Gouverneure und Lokalverwaltungen aufzufordern, keine neuen Lizenzen für die Anlage von Palmöl-Plantagen zu erteilen. Die lokalen Verwaltungen sollten sich darüber hinaus mehr um die sozialen und ökologischen Folgen der bereits bestehenden Plantagen kümmern, verlangten die Nichtregierungsorganisationen. Beim in New York ansässigen "Permanenten Forum für indigene Belange" der Vereinten Nationen machten Vertreter von indigenen Organisationen aus Kalimantan im April 2006 auf ihre Bedrohung durch den Palmöl-Boom aufmerksam.
Manche indigene Gemeinschaften lehnen Palmöl-Plantagen grundsätzlich ab, doch die meisten Gruppen fordern "faire Bedingungen". So erklärt ein Repräsentant des Dorfes Kampuh in West-Kalimantan: "Wir sind nicht gegen Palmöl- Plantagen oder Entwicklung. Wir wollen einfach nur einen fairen Vertrag" (Down to Earth, Nr. 72, März 2007). Der Westen Kalimantans gibt es seit langem von Palmöl-Plantagen. Im Sanggau Distrikt wurde bereits im Jahr 1979 mit der Anlage von Plantagen begonnen. Heute werden dort mehr als 130.000 Hektar bewirtschaftet. Am 9. Juni 2006 wandten sich Palmöl-Kleinbauern aus dem Distrikt in einer gemeinsamen Erklärung an die Behörden und beklagten, dass die Menschenrechte indigener Völker nicht beachtet und die Betroffenen für ihren Landverlust nicht angemessen entschädigt würden. Dass auch indigene Völker in ihren Protesten erfolgreich sein können, machten Dayak-Ureinwohner in Kalimantan deutlich. Sie klagten erfolgreich vor Gericht eine Entschädigung in der Höhe von 30.000 US-Dollars von einer indonesischen Plantagen-Betreibergesellschaft ein, die ihre Rechte missachtet hatte (Down to Earth, Nr. 72, März 2007).
"Es gibt nur noch einen kleinen Wald im Nationalpark rund um die Berggipfel. Wo können wir noch genug Früchte und Tiere finden, um uns zu ernähren? Das ist der einzige Platz, wo wir noch Nahrung suchen können. Überall im Flachland sind schon Plantagen. Was sollen wir essen?" (Suku Anak Dalam in einer Filmreportage von Rettet den Regenwald)
Auch auf den westlich der Insel Sumatra vorgelagerten Mentawai-Inseln nimmt die Bedrohung durch Palmöl-Plantagen zu. So soll der Gouverneur bereits seine grundsätzliche Zustimmung zur Einrichtung von Plantagen auf der Insel Siberut gegeben haben (Down to Earth, Nr. 68, Februar 2006). Der Kampf um die Erhaltung der Regenwälder auf Siberut hatte in den 80er-Jahren weltweit für Schlagzeilen gesorgt. Siberut ist mit 4.000 Quadratkilometer Größe und rund 30.000 indigenen Bewohner die größte der Mentawai-Inseln. Zwar wurde die Insel zum UNESCO-Biospährenreservat erklärt, doch dessen ungeachtet betreiben die Behörden die Einrichtung von Palmöl-Plantagen. Im April 2006 wurde von 265 indigenen Vertretern in der Distrikthauptstadt eine "Allianz der indigenen Völker von Mentawai" gegründet, die von den lokalen Behörden eine striktere Beachtung der Rechte indigener Völker forderte.
Sowohl in Westpapua, als auch in Kalimantan, in Riau im Norden der Insel Sumatra, auf Sulawesi und auf den Mentawai-Inseln nehmen Landrechtskonflikte um die Ausweitung von Palmöl-Plantagen deutlich zu. Insofern ist das Problem nicht auf eine indigene Gruppe in dem Vielvölkerstaat beschränkt, sondern betrifft alle indigenen Völker Indonesiens.
Weltweit sterben laut dem Bund für Natur und Umweltschutz (BUND) pro Jahr etwa 20.000 seltene Tier- und Pflanzenarten aus. Die größten Verluste entstehen durch die Vernichtung von Regenwäldern für Tropenholz, Palmöl, Soja, Zuckerrohr und Papier. Der Regenwald, aber auch Moore, Gewässer und Meere, binden große Mengen des Treibhausgases Kohlendioxid. Die Zerstörung dieser CO2-Speicher trägt wesentlich zur Erwärmung der Erdatmosphäre bei. Unter dem Klimawandel leiden bereits viele Tier- und Pflanzenarten.
Die Naturvielfalt, auch Biodiversität genannt, ist einzigartig in Indonesien. Immer wieder werden völlig neue Tierarten entdeckt. Auf der anderen Seite ist diese Vielfalt bereits so stark dezimiert, dass viele der bekannten Arten akut vom Aussterben bedroht sind. Wie viele der noch unentdeckten Arten bedroht oder bereits ausgestorben sind, lässt sich allenfalls vermuten. Zahllose Baumarten, Blumen, 40-60 Prozent aller weltweiten Landtierarten werden in den Regenwäldern vermutet. Der Regenwaldschutz ist auch aus weiteren Gründen sehr wichtig: Der Regenwald gilt als die größte Apotheke der Welt. Bis jetzt ist aber nur ein kleiner Teil der dortigen Pflanzen auf ihren möglichen Einsatz als Heilmittel untersucht worden.
Nach Schätzungen des amerikanischen Center for Science in the Public Interest (CSPI) gibt es in Indonesien allein an Landsäugetieren rund 400 bekannte Arten. Hinzu kommen etliche Fischarten, Vögel und Reptilien. Von diesen 400 Landsäugetier-Arten sind etwa 125 bedroht, 15 Arten stehen darüber hinaus kurz vor dem Aussterben. Problematisch ist, dass viele der bedrohten Arten ausschließlich im Indonesischen und teils auch malaysischen Regenwald vorkommen. Ohne den Wald wird es die Tiere in freier Wildbahn künftig nicht mehr geben, allenfalls in Zoos und Auffangstationen.
Das prominenteste Beispiel für eine solche rein indonesische Tierart ist der Orang Utan. In ganz Indonesien leben nur noch wenige tausend der bedrohten Menschenaffen. Neuere Schätzungen gehen von weniger als 20.000 frei lebenden Tieren aus, davon rund 15.000 auf Borneo. Ca. 1500 (Schätzung von 1997) sollen auf Sumatra leben, Optimisten sprechen noch von mehreren Tausend. Die IUCN (Weltunion für den Erhalt der Natur und der natürlichen Hilfsquellen) listet die Unterart auf Sumatra als "vom Aussterben bedroht", die Unterart auf Borneo als "stark gefährdet". Orang-Utans zählen somit neben den Berggorillas zu den am stärksten gefährdeten Menschenaffen. Man unterscheidet zwei Arten, den kleineren Sumatra Orang Utan und den größeren Borneo Orang Utan.
Es wird vermutet, dass der Menschenaffe früher auch in anderen Teilen Malaysias und Indonesien, darunter auf Java, lebte und dort erst vor wenigen Jahrzehnten ausgestorben ist. Nach starken Dezimierungen und der mittlerweile verbotenen Haltung von Baby-Orangs als Haustiere werden die scheuen Tiere in Rehabilitationszentren gepflegt und auf ihre Auswilderung vorbereitet. Hauptsächlich hängt ihr langfristiges Überleben jedoch vom Weiterbestand des Urwaldes ab, der seinerseits zum großen Teil vom Verbleib der Orangs als so genannte Schlüsselart (Schirmspezies) abhängig ist, die durch ihr Fressverhalten als "Gärtner des Waldes" die Samen der vorhandenen Arten im Wald verbreiten. "Waldmenschen" bedeutet ihr Name auf Indonesisch. Es mutet wie ein tragischer Zufall an, dass die, die wir westlichen Industrienationen als Waldmenschen bezeichnen würden, die Indigenen, ebenso vom Aussterben bedroht sind wie ihre Namensvetter.
Ein weiterer bekannter Bewohner ist der Sumatra-Tiger. Laut der IUCN-Liste für vom Aussterben bedrohte Tierarten gibt es nur noch wenige hundert Exemplare, vornehmlich in den Nationalparks. Mehrere Schutzprogramme verschiedener Vereine sollen die Spezies retten, jedoch stehen auch hier die Tierschützer neben der bekannten Bedrohung durch Wilderer, der Übermacht der Wirtschaft gegenüber, die den Regenwald als Ressource betrachtet, die es so schnell wie möglich in Devisen zu verwandeln gilt, solange der Boom anhält und die Stimmen der Kritiker noch nicht laut genug geworden sind.
FAKTEN:
Seit den 70er Jahren ist die mit Ölpalmen bepflanzte Fläche in Indonesien um das 30fache gewachsen - auf heute 6,5 Millionen Hektar bewirtschafteter Fläche. Dort wird in jedem Jahr eine Menge von rund 110 Millionen Liter Öl erzeugt. Drei Viertel davon sind für den lukrativen Export bestimmt. Das Palmöl wird in Plantagen von einer Größe zwischen zwei und mehreren hunderttausend Hektar angebaut. Indonesiens Regierung plant sogar die Anlage einer 1,8 Millionen Hektar großen Palmöl-Plantage auf der Insel Kalimantan im Grenzgebiet zu Malaysia. Nach massiven Protesten im In-und Ausland gegen den drohenden Kahlschlag erwägt Jakarta stattdessen nun die Anlage kleinerer Palmöl-Plantagen in diesem Gebiet. Rund 50 Prozent der Plantagen in Indonesien befinden sich in der Hand größerer Unternehmen, 17 Prozent werden von staatlichen oder halbstaatlichen Organisationen gehalten und 33 Prozent von Kleinbauern (Report "Promised Land", S.23). Die Zahl der kleinbäuerlichen Betriebe geht jedoch in den letzten Jahren angesichts des Booms und in den Markt hereindrängender Unternehmen, deren Investitionen auch von staatlicher Seite gefördert werden, stark zurück.
Im indonesischen Regenwald darf kein Baum gefällt werden ... ... so steht es zumindest im Gesetz. Tatsächlich werden in jeder Minute fünf (!) Fußballfelder Regenwald abgeholzt, verbrannt und unwiderruflich zerstört. Nach Darstellung von Greenpeace geht in Indonesien so viel Wald verloren wie in keinem anderen Land weltweit. Das Guinness-Buch der Rekorde werde das südostasiatische Land in seiner neuen Ausgabe als "schnellster Waldzerstörer der Welt" aufführen. Zwischen 2000 und 2005 seien jährlich etwa 1,8 Millionen Hektar Wald gerodet worden, erklärte Greenpeace. Innerhalb weniger Jahrzehnte verschwanden 90 Prozent des Waldes auf Sumatra, der Heimat zahlreicher Ureinwohnervölker, von Orang Utans, Tigern und Elefanten. Das geschrumpfte Ökosystem ist durch die Vergiftung der Flüsse mit Pestiziden und Industrieabwässern stark beeinträchtigt. Einige Umweltorganisationen betrachten es bereits als tot. Dem verblieben Sumatra-Wald gibt selbst der WWF nur noch wenige Jahre bis zum völligen Verschwinden.
Erdrutsche, Hochwasser und Überschwemmungen sind in Indonesien schon traurige Normalität und schaffen es kaum noch auf die Agenda der Hilfsorganisationen. Das Problem ist hausgemacht. Es ist der Preis für die Vernichtung der Wasser speichernden Wälder. Das Forstministerium bestreitet diese Fakten nicht, unterstreicht aber, man bemühe sich darum, das Tempo der Waldzerstörung zu bremsen. "Wir sind sehr besorgt", sagte ein Ministeriumssprecher jüngst. Das zuständige Forstministerium scheint aber selbst mit der Schnelligkeit der Zerstörung nicht mitzukommen. Die Informationen auf der Internetseite des Ministeriums sind großenteils alt und unbrauchbar, heikle Themen werden gemieden. Die letzten Statistiken über den Zustand des Waldes stammen aus einer Zeit vor 20053. Neben der kommerziellen Abholzung werden die Indonesiens Wälder auch durch Brandrodung dezimiert, um Platz für Kautschuk- und Palmölplantagen zu machen. Das Holz landet in Sägemehl und Zellstofffabriken, die hochwertigeren Sorten wie Merbau werden illegal als edles Tropenholz exportiert. Die "Wiederaufforstung" des degradierten Landes mit Plantagen wiederum qualifiziert die unternehmen für den nationalen Wiederaufforstungs-Fonds. So bringt die Zerstörung des Waldes den Verantwortlichen gleich mehrfach Geld. Das Anlegen der Plantagen auf Brachland wäre logisch, lohnt sich aber nicht, ohne die vorherige Ausbeutung der Holzvorräte.
Dass diese Schreckensszenarien nicht nur von Umweltschützern angeführt werden, zeigt sich in den neuesten Berichten der UNO4, sowie verschiedenen Studien renommierter wissenschaftlicher Institute, etwa von Florian Siegert an der Universität München oder von Empa, einem schweizerischen Forschungsinstitut5. Sie alle halten angesichts des unreflektierten Biotreibstoff-Booms erstmalig das Stopp-Schild hoch. Biotreibstoff sei eben nicht immer Bio. Angesichts umweltschädigenden Anbaus, zunehmender Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion und oftmals schlechter CO2-Bilanz werden eine Förderung nach ökologischen Standards und strenge Zertifizierungsrichtlinien für den Bioenergie-Rohstoffe gefordert. Besonders die derzeit völlig unökologische Produktion des Palmöls als Grundlage für den BHKW-Antrieb sowie die Herstellung von Biodiesel wird in allen Berichten und Studien an vorderster Stelle genannt. Ein schnelles Handeln auf internationaler Ebene sei somit unabdingbar. Dabei dürften die Industrienationen, die für den Großteil der Nachfrage an Palmöl verantwortlich seien, auch nicht zögern, Geld auszugeben, um den Regenwald zu retten.
FAKTEN:
Für die Anlage neuer Plantagen werden die Einwohner, ob Siedler oder Indigene, vertrieben, oftmals mit Hilfe der örtlichen Militärs, die das durch Korruption oder Geschäftsbeteiligung erworbene Geld zur Grundlage ihres Etats macht. Menschenrechtsorganisationen beklagen seit Jahren die Rechtlosigkeit, die in den Plantagengebieten und den von Investoren erschlossenen Gebieten herrscht. Einwohner, die sich wehren, verschwinden oder werden ermordet aufgefunden. Grundsätzlich gilt, dass Menschen, die auf künftigem Plantagengebiet leben, keine Chancen haben, das Land für sich zu reklamieren und sich gegen die Übergriffe der Militärs zu wehren. Dem Regenwald wird das nutzbare Holz entnommen. Edelhölzer wie Merbau werden exportiert, alle weniger wertvollen Hölzer den großen Zellulose- und Papierfabriken verkauft. Diese Doppelnutzung des Bodens, als Holzlieferant und anschließend als Plantage, ist essentiell für viele Unternehmen. Das Holz bietet eine wertvolle Einnahmequelle, angesichts der Tatsache, dass die angepflanzten Ölpalmen erst nach einigen Jahren Gewinn abwerfen. Zahlreiche Umweltverbände werfen den Unternehmen vor, ausgewiesenes Plantagengebiet lediglich zu roden, das geschlagene Holz zu verkaufen und das Land brach liegen zu lassen. Nach der Rodung wird der ehemalige Regenwald abgebrannt. Dabei entstehen oft, teilweise vorsätzlich, unkontrollierbare Feuer, die wesentlich mehr Fläche verbrennen, als vorgesehen. Das so zusätzlich freigewordene Land kann dann ebenfalls als Plantagenfläche genutzt werden.
Die Ausweitung der Plantagen in den 1970er- und 1980er-Jahren ging vor allem auf staatlich geförderte Projekte im Rahmen der Transmigration zurück. Damals wurden den Transmigranten Anbauflächen von zwei bis fünf Hektar zur Verfügung gestellt, die im Umkreis um eine größere Plantage einer quasi-staatlichen Entwicklungsagentur herum gelegen waren. Das umstrittene Transmigrationsprogramm sah die Umsiedlung von Millionen Bewohnern dichter besiedelter Inseln und Ballungsräume auf weiter entfernte und spärlicher besiedelte Inseln vor.
Das Umsiedlungsprogramm wurde von Menschenrechtsorganisationen heftig kritisiert, da es systematisch Spannungen zwischen den Umsiedlern und der ortsansässigen Bevölkerung schürte, die sich um ihr Land und um ihre Rechte betrogen fühlte. Mit dem Transmigrationsprogramm wurden auch militärische Ziele verfolgt. So sah der damals amtierende Diktator General Hadji Mohamed Suharto darin ein geeignetes Mittel, um die Bevölkerungsstruktur in besonders umkämpften Regionen zuungunsten der aufbegehrenden Freiheitsbewegungen zu verändern. Eine deutliche Mehrheit der zwei Millionen Papua-Ureinwohner fordert seit Jahrzehnten die Schaffung eines unabhängigen Staates. Die ehemalige niederländische Kolonie wurde 1961 von Indonesien militärisch besetzt und schließlich 1969 offiziell in das indonesische Staatsterritorium einverleibt. Jahrelang verübten indonesische Sicherheitskräfte Völkermord in Westpapua. Der Gewalt fielen Schätzungen zufolge mehr als 100.000 Menschen zum Opfer.
Die Freiheitsbewegung OPM kämpft seit Beginn der indonesischen Besetzung gegen die Herrschaft Indonesiens. Bis heute dauern schwere Menschenrechtsverletzungen von Militär und Polizei vor allem in den Hochlandgebieten im Landesinnern an. Razzien, willkürliche Verhaftungen, unrechtmäßige Gerichtsverfahren, Folter in Polizeistationen und Gefängnissen, gezielte Einschüchterung und Ermordung von Papua-Menschenrechtlern werden regelmäßig von internationalen und nationalen indonesischen Menschenrechtsorganisationen angeprangert. Doch die Sicherheitskräfte können weiterhin straflos Menschenrechte verletzen.
Neben dem bewaffneten Widerstand sind in den 90er- Jahren zahlreiche Nichtregierungsorganisationen von Papua entstanden, die sich mit Unterstützung der protestantischen und katholischen Kirche für Frieden, Entwicklung, Demokratisierung und Menschenrechte in Westpapua einsetzen. Doch Mitarbeiter dieser Organisationen werden häufig von Sicherheitskräften eingeschüchtert und bedrängt, so dass in vielen Kreisen engagierter Papua ein Klima der Angst herrscht. Der Zugang von Journalisten und ausländischen Menschenrechtlern wird seit mehreren Jahren systematisch unterbunden, so dass viele Menschenrechtsverletzungen in Westpapua nicht von unabhängiger Seite dokumentiert und untersucht werden können.
Mit aller Macht versuchen die Behörden und Sicherheitskräfte jede auch friedlich geäußerte Kritik an der indonesischen Herrschaft zu unterdrücken. Regelmäßig entstehen Konflikte mit den Sicherheitskräften, wenn Papua die Morgenstern-Flagge Westpapuas in der Öffentlichkeit hissen, so zuletzt am 6. Juli 2007, als bei der 2. Konferenz aller Adat-Gemeinschaften in der Provinzhauptstadt Jayapura auf der Bühne von Demonstranten die Flagge Westpapuas entrollt wurde. Als Adat bezeichnet man das Gewohnheitsrecht der indigenen Völker Indonesiens, das lange vor den heutigen geschriebenen Gesetzen des Landes existierte. Noch vor Ende des Kongresses wurden elf Adat-Führer von der Polizei zum Verhör einbestellt, um zu klären, ob sie für den Zwischenfall verantwortlich waren (Informationsbrief Nr. 195 des Westpapua-Netzwerkes, 17.7.2007). Dies ist einer der vielen alltäglichen Einschüchterungsversuche der indonesischen Behörden gegenüber friedlichen Papua-Führern, die nur auf dem Respekt ihrer traditionellen Rechte bestehen.
Im Rahmen der von Indonesien betriebenen Kolonisierung Westpapuas spielte das Transmigrationsprogramm immer eine entscheidende Rolle. Erst Ende der 90er-Jahre wurde das Programm gestoppt, nachdem vor allem in Kalimantan, aber auch in Westpapua, die Zusammenstöße zwischen Umsiedlern und indigener Bevölkerung dramatische Ausmaße annahmen. Nach der Einführung einer Autonomie für Westpapua im Jahr 2001 hat dort der Kahlschlag der Wälder noch weiteren Auftrieb bekommen. Denn die regionale Selbstverwaltung, die über die Nutzung der Ressourcen und Entwicklungsvorhaben in Regenwaldgebieten selbst entscheiden kann, sieht in der Vergabe von Holz- und Plantagen- Lizenzen auch ein geeignetes Mittel, um das Budget der Regionalverwaltung aufzustocken. Auch das massiv in der Region stationierte indonesische Militär nutzt den illegalen Holzhandel, um den Mangel an finanzieller Unterstützung von der Zentralregierung auszugleichen und um sich persönlich zu bereichern.
Ehemalige Bewohner der nun als Plantagen genutzten ehemaligen Waldflächen, die sich vormals vom Ertrag ihrer Landwirtschaft ernähren konnten, und Umsiedler aus anderen Teilen Indonesiens verdingen sich auf den Ölpalmenplantagen als Tagelöhner. Von der gering bezahlten Arbeit können sie kaum leben. Bei Regen wird nicht gearbeitet und die Menschen müssen mehrere Tage ohne Lohn auskommen. Trotz anders lautender Berichte werden in den Anlagen bei weitem nicht so viele Jobs geschaffen, wie von den Großunternehmen behauptet. Wie in allen Landwirtschaften im industriellen Maßstab wird hauptsächlich mit effizienten Maschinen gearbeitet.
Viele der Arbeitslosen flüchten sich in das illegale Schlagen von Holz. Hier sehen sie ihre Selbstständigkeit gewahrt und nicht zuletzt die einzige Möglichkeit, in sich zuziehenden Schlinge aus Palmplantagen zu überleben. Für das Holz erhalten sie mehr Geld als für die Arbeit auf den Plantagen. Laut der NGO Rettet den Regenwald werden auf den Plantagen auch Kinder beschäftigt. Ihre Eltern sind zu arm, um das Schulgeld bezahlen zu können und sind sogar auf das zusätzliche Einkommen der Kinderarbeit angewiesen. Arbeiterschutzbestimmungen werden auf den Plantagen nur selten eingehalten. Während das Unkraut mittels massiven Herbizid-Einsatzes vernichtet wird, arbeiten die Menschen auf den Plantagen meist völlig ungeschützt weiter. Lohnforderungen und Gewerkschaftsgründungen werden entweder sofort unterbunden oder aber weitgehend ignoriert. Meistens jedoch müssen Arbeiter, die sich organisieren, stärkste Repressionen fürchten, von Entlassungen, über körperliche Angriffe bis hin zu jahrelangen Gefängnisstrafen6. Die Unternehmen agieren offensichtlich nach der Mao-Maxime "Bestrafe Einen, erziehe Hundert".
33 Prozent der Palmöl-Plantagen werden noch von Kleinbauern bewirtschaftet. Mangels Maschinen können die wenigsten ihre Früchte zu den Ölmühlen bringen, bevor sie verdorben sind. Daher sind die Kleinbauern auf Zwischenhändler und deren Preise angewiesen. Mit der günstigen Massenproduktion der Großplantagen können sie nicht mithalten. Viele Palmöl-Kleinplantagen liegen daher mittlerweile brach. Der "Der runde Tisch für nachhaltiges Palmöl" (RSPO) und auch die indonesische Umweltschutzorganisation Sawit Watch unterstützen grundsätzlich die Idee, mehr Kleinbauern die Plantagen bewirtschaften zu lassen. Solche Kleinunternehmen werden jedoch nicht als Zukunftsmodell für Indonesien akzeptiert. Eher sind sie den Großunternehmen im Weg, die ihre Monopolstellung ausnutzen, indem sie die Preise zu Lasten der Kleinbauern mitgestalten. Auch werden Kleinbauern, die neben den Großplantagen wirtschaften, von ihrem Land vertrieben, wenn die Plantage vergrößert wird.
Wegen der steigenden Nachfrage geht auch der Preis von Palmöl stetig in die Höhe. Um die dynamisch wachsende Nachfrage befriedigen zu können, weiten die Betreiber von Palmöl-Plantagen ihre Kapazitäten bereits seit längerem mit großer Aggressivität aus7. Meist sind die Böden der neuen Plantagen schon nach wenigen Jahren so ausgelaugt, dass die Produktivität der Plantagen deutlich sinkt. Mit Dünger wird versucht, der Auslaugung der Böden kurzfristig zu begegnen, doch Kleinbauern können sich diesen Aufwand finanziellen nicht leisten. Mittelfristig werden die Böden so degeneriert sein, dass viele Plantagen aufgegeben werden müssen. Flüsse werden durch den intensiven Einsatz von Dünger und Pflanzenschutzmitteln verseucht, so dass indigene Gemeinschaften sich nicht mehr vom Fischfang ernähren können oder beim Genuss von verseuchtem Fisch massive Gesundheitsprobleme bekommen. Abholzung im großen Stil erfährt Kalimantan, der indonesische Teil der Insel Borneo, seit den 1970er Jahren, als die Weltbank das umstrittene Transmigrationsprogramm zu unterstützen begann. Mit der boomenden Wirtschaft in Südostasien flossen in den 90er Jahren immer mehr Weltbank-Kredite für den Palmöl-Anbau.
Die zahlreichen Bodenschätze (weltgrößter Exporteur von Flüssigerdgas; teilweise Erdöl; Kupfer; Gold) werden hauptsächlich von multinationalen Konzernen ausgebeutet. Der Großteil der Gewinne, abgesehen von den nicht geringen Steuereinnahmen, bleibt nicht im Land. Einfuhr, besonders aber die Ausfuhr von Gütern sind seit 2003 enorm angestiegen. Mittlerweile ist Indonesien, früher selbst Exporteur, auf den Import von Erdöl angewiesen. In Bezug auf Westpapua ist die Regierung in Jakarta unnachgiebig. Zwar hat man der 1969 völkerrechtswidrig in einem Scheinreferendum mit handverlesenen Teilnehmern einverleibten Inselhälfte im Jahr 2001 eine gewisse Autonomie eingeräumt. Doch die von vielen Papua geforderte staatliche Unabhängigkeit ist Jakarta nicht bereit zu gewähren. Denn Westpapua ist von großer wirtschaftlicher Bedeutung für Indonesien, da hier der größte Steuerzahler des Landes Goldvorkommen ausbeutet und sich die größten Bodenschätze, inklusive der Regenwälder und ihrem wertvollen Merbau-Holz befinden.
Das Militär ist in allen Landesteilen präsent, besonders jedoch immer dort, wo unliebsame Maßnahmen der Regierung durchgesetzt werden müssen. Aufgrund der Unwegsamkeit weiter Teile der Regenwaldgebiete West- Papuas kann das Militär weitgehend unbeachtet agieren und unabhängig von der Regierung Handelsabkommen mit westlichen Investoren schließen. Korruption ist an der Tagesordnung, um vor allem illegalen Holzeinschlag vornehmen zu können. Die Zahl in West Papua stationierter Soldaten wird stetig erhöht, in gleichem Maße wie die Anzahl der dortigen neuen Palmöl-Plantagen steigt und der Holzeinschlag vorangetrieben wird. Das Militär gilt grundsätzlich als straffrei, was als Mitursache für dessen menschenverachtendes Vorgehen gegenüber der indigenen Bevölkerung gilt. Mit drei Prozent ist der Anteil der Staatausgaben für den Verteidigungssektor relativ gering. Außergewöhnlich ist, dass das indonesische Militär eigene Stiftungen und Unternehmen unterhält, die die Finanzierung absichern.
Palmöl ist ein pflanzliches Speiseöl, das aus den Früchten der tropischen Ölpalme gewonnen wird. Nicht nur das Fruchtfleisch wird verwertet, auch die Fruchtkerne können gepresst und zu Palmkernöl verarbeitet werden. Dies muss innerhalb von 24 Stunden nach der Ernte geschehen, da die Ölfrüchte schnell verderben. Die Ölpalme wächst ausschließlich in einem schmalen Band zu beiden Seiten des Äquators. Nur in tropischen Regionen sind hohe Erträge möglich, weshalb sich Malaysia und Indonesien seit den 1970er Jahren als Hauptanbauländer durchgesetzt haben. Dort wurde die ursprünglich in Afrika beheimatete Ölpalme Anfang des 19. Jahrhunderts im Zuge der Kolonisierung eingeführt. Palmolein Die Früchte der Ölpalme bieten ab dem ersten Fruchtstand nach etwa drei Jahren auf der Fläche eines Hektars einen Ertrag von etwa zwei bis vier Tonnen Palmöl (ca. 4000-6000 Liter) und bis zu einer Tonne Palmkernöl, je nach Güte des Anbaugebietes teilweise sogar erheblich mehr. Damit hat die Ölpalme im Vergleich zu anderen Ölsaatenpflanzen wie Raps oder Soja eine bessere energetische Bilanz. Zum Vergleich: Raps liefert knapp über eine Tonne Öl (bis ca. 1200 Liter) auf einem Hektar Anbaufläche, Soja mit einem Ertrag von gerade einmal 300 bis 500 kg, bzw. bis zu 600 Litern Öl pro Hektar noch weniger.
Das Öl wird hauptsächlich zur Herstellung von Kosmetikartikeln, Seifen, Waschmitteln, Ölen, Fetten, und Nahrungsmitteln verwendet. Auch bei der Herstellung von Metallen, Kunststoffen, Gummi, Textilien, Farben, Papier und elektronischen Bauteilen findet es breite Verwendung. Rohes Palmöl wird raffiniert, gebleicht und geruchsfrei gemacht, um unter anderem die industriellen Frittieröle zu produzieren, die in der Snackfoodbranche benötigt werden und auch zu den üblichen Bestandteilen von Margarine, Backfett, Schokolade, Pralinen, Speiseeis, Kondensmilch und anderen bereits genannten Produkten gehören. Das raffinierte Öl kann außerdem zu Palmolein und Palmstearin und den besonderen oleochemischen Stoffen verarbeitet werden, die in der gesamten Kette der Lebensmittelverarbeitung verwendet werden. Das Palmkernöl wird überwiegend für die Herstellung von Seifen und Waschmitteln genutzt, während das Palmöl (als essbares Öl) hauptsächlich in der Nahrungsmittelproduktion gebraucht wird. Das Öl wird den Produkten oftmals nur in extrem modifizierter Form beigefügt, etwa als Stabilisator.
Jegliche gesunde Eigenschaften, wie von Befürwortern des Palmöls oftmals zitiert, können ihm in diesem Fall nicht länger zugesprochen werden. Einem mittlerweile nicht länger aus Palmöl hergestellten Produkt hat das Öl einst ebenfalls seinen Namen gegeben: Napalm. Auch in der Futtermittelproduktion findet das Palmöl seit kurzer Zeit Verwendung. Die Reststoffe der Produktion, Palmschrot und -kuchen, sind dabei Grundlage für das Futter für europäisches Nutzvieh. Im Zeitalter von BSE ist Pflanzenfett, angesichts von Kennzeichnungspflicht und Tiermehlverbot, immer gefragter. Futter auf Palmölbasis, ist hierbei preisgünstiger als die europäischen Konkurrenzprodukte. Immer mehr Qualitätsfutterhersteller beliefern ihre Agrar-Kunden mit indonesischem Ölpalmschrot. Noch aber liegt dieses Nebenprodukt der Palmplantagen hinter den Verkaufszahlen anderer Futteröle und -schrote aus Raps und Soja zurück.
Ein ganz neuer Nutzerzweig für Palmöl entsteht seit einigen Jahren vermehrt im Sektor Erneuerbare Energien. Das günstige Öl wird hauptsächlich für den Betrieb auf Pflanzenölbasis betriebener Blockheizkraftwerke (BHKW) eingesetzt. Laut Bundesumweltministerium (BMU) laufen nahezu alle BHKW im mittleren Leistungsbereich (100 - 1000kw Leistung) mit Palmöl, da es mit 40 bis 50 Cent pro Liter günstiger als alle anderen zur Verfügung stehenden Pflanzenöle ist. Biodiesel aus Palmöl spielt in Deutschland derzeit eine geringe Rolle, als Rohstoff dienen hier Raps- und Sojaöl. Ganz anders ist die Situation in Indonesien und Malaysia, hier soll die Biodiesel-Produktion in den kommenden Jahren enorm gesteigert werden. Ein weiterer Großproduzent sind die USA. Dort wird Biodiesel in wachsendem Ausmaß aus Palmöl erzeugt und steuervergünstigt nach Deutschland exportier, wo es die heimischen Biodieselprodukte verdrängt.
VORTEILE: - Höchster
Pflanzenölertrag pro Anbau-Hektar.
- Hohe energetische Effizienz. Qualitativ hochwertiges
Pflanzenöl bei energetischer Nutzung: hohe Anzahl an
ungesättigten Fettsäuren = gute
Oxidationsstabilität --> positiv bei Einsatz in mobilen
und stationären Anwendungen.
- Preislich attraktiver als Raps- oder Sojaöl: 45 bis 55
Cent pro Liter gegenüber 60 bis 80 Cent für Raps- oder
Sojaöl.
- Hoher Gehalt an ungesättigten Fettsäuren, Vitamin A
und E und Betacarotinen, die jedoch bei Erhitzen zerstört
werden
NACHTEILE: - Stockpunkt bereits bei 35 Grad
über Null. Bei Zimmertemperatur ist das Öl fest.
- Permanente Beheizung. Das Öl muss im Lagerbehälter/in
der Tankanlage permanent beheizt und bei einer Temperatur von 75
bis 80 Grad gehalten werden, entweder durch eine externe Heizung
oder durch einen Anschluss an die im BHKW erzeugte Wärme und
damit den internen Energiekreislauf. Dies macht den Preisvorteil,
sowie die gute Energiebilanz zum Teil wieder zunichte.
- Geringe Förderwürdigkeit. Die für andere
Pflanzenöle wie Rapsöl einfach zu erlangende NawaRo-
Förderung durch die EVU (EnergieVersorgungsUnternehmen) gibt
es beim Palmöl weniger leicht. Durch eine geplante
Novellierung des EEG unter Einbeziehung der Nachhaltigkeit, die
bei Palmöl nicht gegeben ist, wird diese Förderung wohl
in Zukunft schwierig bis unmöglich werden. Zu den
Palmölanbietern, die heute den NawaRo-Nachweis fördern
oder helfen, ihn zu erbringen, gehört z.B. Rapidoil aus
Freising.
- Schwierige Entsorgung der Pflanzenreste. Bei der Produktion
verbleiben ca. 15 Prozent unbrauchbarer Pflanzenmasse. Aus
manchen Ölmühlen läuft das Abwasser mit den
Pflanzenresten einfach in einen Teich. Dort beginnt die Mischung
zu gären, das entstehende hochgiftige und
klimaschädliche Methangas entweicht in die Umluft. In einer
Referenzanlage der Bundesforschungsanstalt für
Landwirtschaft (FAL) in Indonesien wird das Abwasser einem
Biogasreaktor zugeleitet, in dem die Vergärung kontrolliert
abläuft. Das dabei gewonnene Methan kann wie Erdgas
verbrannt werden, um Wärme oder elektrischen Strom zu
erzeugen. Der Abfall kann als hochwertiger, weitgehend
schadstoffarmer Dünger den Plantagen zugeführt werden.
Leider sind dies Einzelfälle.
- Palmöl ist ungesund. Die biomedizinische
Forschungsabteilung der WHO bemängelt, dass Palmöl
durch seine großen Anteile an gesättigten
Fettsäuren und geringen Mengen gesunder mehrfach
ungesättigter Fette Herzkrankheiten mit verursacht und damit
als eines der ungesunden Fette gelten muss.
Professor Florian Siegert von der Uni München hat anhand von Satellitenaufnahmen die massive Regenwaldzerstörung in Malaysia und Indonesien für Palmöl nachgewiesen. Fast überall dort, wo die Bilder seit 1990 Waldbrände dokumentiert haben, stehen heute Palmöl-Plantagen. Auch Axel Friedrich vom Umweltbundesamt kommt zu einem vernichtenden Urteil: "Blockheizkraftwerke als solches sind umweltfreundlicher als normale Kraftwerke, weil ich gleichzeitig die Wärme mit nutze und Strom generiere. Aber wenn ich an der Stelle Palmöl einsetzte, dann vernichte ich einen großen Teil dieses Vorteils, weil ich an der Stelle Urwald vernichte."
Palmölgewinnung verseucht die Umwelt. Beim Pressen der Palmöl-Früchte entstehen flüssige Abfälle, die einfach in die Natur abgelassen werden. In diesen Gewässern kann kein Fisch mehr leben. Der Sauerstoffgehalt des Wassers ist infolge des Anteils an organischem Müll und Dünger, der mit dem Wasser reagiert, zu gering. (Reportage auf www.regenwald.org) Produktionsabfälle werden direkt vor den Fabriktoren verbrannt und vergiften die Luft. Der Lebensraum vieler Tierarten wird zerstört, die ansässigen Ureinwohner verlieren ihre Landrechte. Flüsse und Grundwasser werden durch Pestizide verseucht, die sensible Bodenkruste ihrer wenigen Nährstoffe beraubt und der Boden der Erosion ausgesetzt. Nach wenigen Jahren sind die Ölpalmen nicht mehr ertragreich, der Boden bietet dann nicht mehr genügend Nährstoffe für die weitere Bewirtschaftung.
Die Befürworter der Palmöl-Förderung verweisen gerne auf Vorzeigeprojekte in Südamerika, um die Kritik von Menschenrechtlern und Umweltschützern zu entkräften. Doch 80 Prozent der weltweiten Palmöl-Produktion werden in Indonesien und Malaysia erwirtschaftet. Daher ist die Lage in diesen beiden südostasiatischen Staaten entscheidend bei der Bewertung der Nachhaltigkeit der Palmölindustrie. In Malaysia werden Regierungsangaben zufolge 19 Prozent der Landesfläche für landwirtschaftlichen Anbau genutzt. Die enorme wirtschaftliche Bedeutung der Palmöl-Industrie wird darin deutlich, dass 12 Prozent des Staatsterritoriums für Palmöl-Plantagen genutzt werden (AFP, 5.7.2007). War lange Zeit Malaysia der wichtigste Palmöl-Produzent weltweit, so wird im Jahr 2007 gemäß Schätzungen der malaysischen Industrie erstmals im Nachbarland Indonesien mehr Palmöl erwirtschaftet werden. So rechnet die Industrie mit einem Ertrag von 16,5 Millionen Tonnen Palmöl in Malaysia und 17,4 Millionen Tonnen in Indonesien (Bernama, 3.7.2007). Angesichts knapper werdenden Landes in Malaysia wird sich der Boom neuer Plantagen in den nächsten Jahren vor allem auf Indonesien konzentrieren. "Malaysias Pflanzer bleiben hungrig nach neuen grünen Felder oder bestehenden Plantagen in Indonesien, da die Republik noch immer viel Land zu bieten hat", erklärte ein malaysischer Unternehmer jüngst (The Star Online, 2.7.2007). Mindestens 50 Prozent der weltweit neuen Plantagen würden bis zum Jahr 2020 in Indonesien angelegt, erklären malaysische Experten. Schon heute kommt ein großer Teil des über Malaysia vermarkteten Palmöls tatsächlich aus Indonesien. Rund 50 malaysische Unternehmen waren bereits im Jahr 2002 in der indonesischen Palmöl-Industrie tätig (Report "Promised Land", Sawit Watch / Forest Peoples Programme, S.22). Seither dürfte angesichts der Landknappheit in Malaysia ihre Zahl noch weiter zugenommen haben. Kürzlich wurden einige malaysische Unternehmen bei der illegalen Rodung von Regenwald für die Anlage von Plantagen in Indonesien ertappt (Handelsblatt, 27.6.2007).
Die GAPKI-Konferenz der führenden indonesischen Palmöl-Erzeuger fand 2006 unter dem Motto: "Palmöl als Pfeiler der nationalen wirtschaftlichen Entwicklung" statt, was den Ehrgeiz Indonesiens in Bezug auf das Palmöl noch einmal unterstreicht. Die zunehmende internationale und nationale Kritik verschiedener NGOs wird von den GAPKI-Unternehmen hingegen als "organisierte Negativ-Kampagne" abgetan, die das Vorantreiben der Palmölindustrie erschweren würde. Immerhin erwirtschaftet Indonesien mit dem Export des Öls jährlich zwischen vier und fünf Milliarden Euro, mit steigender Tendenz. Drei Viertel der gesamten Jahresproduktion werden ins Ausland verkauft. Da wundert es wenig, dass auch der indonesische Präsident Susilo Bambang Yudhoyono die Palmölindustrie lobt und als "Lokomotive für das wirtschaftliche Wachstum" preist. Wurden im Jahr 1968 nur 120.000 Hektar in Indonesien für den Anbau von Ölpalmen genutzt, so waren es 1978 bereits 250.000 Hektar, 1998 schon drei Millionen Hektar und im Jahr 2006 mehr als sechs Millionen Hektar. Bis zum Jahr 2020 sollen die Produktionsflächen auf 20 Millionen Hektar ausgeweitet werden. Die höchsten Zuwachsraten weisen dabei Kalimantan mit 7,5 Millionen Hektar und Westpapua mit drei Millionen Hektar auf. Auf Sulawesi sollen 1,5 Millionen Hektar bewirtschaftet werden.
Rund 75 Prozent der indonesischen Palmöl-Produktion werden exportiert, während der Rest vor allem für die heimische Koch-Öl Produktion und die Lebensmittelindustrie verwendet wird. Der Konzern Musim Mas allein erzeugt 20 Prozent der indonesischen Exporte an rohem und raffiniertem Palmöl und ist auch Indonesiens größter Erzeuger von Palmöl für Kochzwecke. Seine Palmölraffinerie mit dem angeschlossenen Werk für oleochemische Erzeugnisse in Medan ist die größte der Welt und führt gegenwärtig ein ehrgeiziges Expansionsprogramm durch. Von Medan aus transportieren Tanker das Öl zu einem globalen Netz von Händlern und Verarbeitern in Asien und Europa, die es verarbeiten und auf dem Land- und Wasserweg weiter an Unternehmen vertreiben, die ihrerseits das breite Spektrum der auf Palmöl basierenden Fertigwaren produzieren und verkaufen. Die Produktion von Biodiesel beginnt gerade erst in größerem Umfang, allerdings weniger für den heimischen Markt, sondern vor allem für den Export. Bis zum Jahr 2020 soll Biodiesel in Indonesien 20 Prozent des gesamten Kraftstoffes stellen.
Der größte Produzent von indonesischem Palmöl ist der Konzern Sinar Mas mit Firmensitz in Singapur und Kreditgebern aus aller Welt, darunter die Banque Nationale de Paris und die Deutsche Bank. Sinar Mas arbeitet mit dem weltweit größten Händler von Palmöl, der amerikanischen Firma Cargill zusammen. Der größte europäische Umschlagshafen ist in Rotterdam. Die meisten europäischen Unternehmen kaufen ihr Palmöl bei den großen Handels- und Verarbeitungsfirmen wie Cargill und der Archer Daniels Midland Company (ADM). Cargill will durch den Bau eines neuen Anlegers für Seeschiffe für die Löschung tropischer Öle in Hamburg, die Verbindung zwischen den eigenen asiatischen Palmplantagen und den zugehörigen europäischen Ölraffinerien stärken. "Diese Investitionen werden Cargills führende Position in der Raffination von Palmöl und laurischen Ölen sowie in den höherwertigen Pflanzenölprodukten stärken." Bis 2012, so mehrere Studien von Umweltverbänden und Wirtschaftsinstituten, soll Palmöl das weltweit am häufigsten produzierte und international am meisten gehandelte Speiseöl sein.
Die Brandrodungen sind eine gravierende Umweltverschmutzung. Jedes Jahr werden allein in Indonesien 15 - 30 Prozent der gesamten jährlichen Menge an CO durch Brandrodung freigesetzt. Die Torfmoorwälder Indonesiens wachsen auf einer bis zu drei Meter dicken Schicht Torf, die als größter CO -Speicher (CO -Senke) der Welt gilt. Bei einem Brand werden nicht nur Unmengen von CO in die Atmosphäre freigesetzt, sondern es bildet sich der für Menschen hochgiftige "Haze". Anrainerstaaten wie Malaysia beschweren sich über die schwere Rauchentwicklung. Wegen der eingewehten Smogschwaden müssen Flüge gestrichen werden, Einwohner werden gewarnt, ihre Häuser nicht zu verlassen, Smogalarm. Wissenschaftler der Universität München haben festgestellt, dass während einer großen Brandkatastrophe 1997 und 1998 die freigesetzte CO -Menge 10-20 mal so hoch war wie die in zehn Jahren in Deutschland eingesparte CO -Menge. Vor dem Hintergrund dieser enormen CO - Emissionen ist das Biodiesel aus Palmöl eine Karikatur seines vermeintlich "klimafreundlichen" Images. Auf den gerodeten Flächen werden in Monokultur Rohstoffe wie Zellstoff, Kautschuk und Palmöl produziert oder Bodenschätze abgebaut.
Bis 2012 wird Palmöl das am meisten gehandelte Speisefett der Welt sein. Malaysia und Indonesien repräsentieren dabei zusammen über 80 (teilweise 90) Prozent der Weltproduktion. Die Nachfrage nach Palmöl wird bis 2020 von jetzt 23 Millionen Tonnen/Jahr auf rund 40 Millionen Tonnen schätzungsweise um das Doppelte steigen. 50Prozent der dafür benötigten Plantagen sollen nach Schätzungen des WWF in Indonesien entstehen, das Malaysia als stärksten Produzenten des Rohstoffs ablösen und dazu seine Produktion um das 43fache steigern will. Um die Chancen auf dem internationalen Markt zu verbessern, hat die indonesische Regierung die Exportsteuern aufgehoben. Die meisten der neuen Plantagen sollen auf Sumatra und Kalimantan (Borneo) entstehen, ein kleinerer Teil in West Papua. Deutschland steht weltweit auf Platz sieben (WWF: 4) des Imports von Palmöl und an erster Stelle beim Import von Palmkernöl für industrielle Zwecke. Letztere wird zu 85 Prozent durch Indonesisches Palmkernöl gedeckt Gerade vor diesem Hintergrund mutet es seltsam an, dass Indonesien Gastgeber der nächsten Klima-Konferenz der Vereinten Nationen in Bali im Dezember 2007 sein wird.
Selbst die Weltbank, die seit Jahrzehnten mit einer verfehlten Politik die Rodung der Wälder Indonesien vorantreibt, warnt in einem jüngst veröffentlichten Report jedoch vor den dramatischen Folgen des Klimawandels für den Staat mit mehr als 17.000 Inseln (Report "Indonesia and Climate Change: Current Status and Politics, 2007). Angesichts der Rodung der Wälder und der Treibhausgas-Emissionen nehme die Durchschnittstemperatur seit 1990 jährlich um 0,3 Grad Celsius zu. Der Klimawandel wird auch dafür verantwortlich gemacht, dass die Regenfälle jedes Jahr um zwei bis drei Prozent zunehmen. Katastrophenmeldungen von Erdrutschen und Überschwemmungen häufen sich. Leidtragende sind vor allem die ärmeren Bevölkerungsschichten, die am Rande der Großstädte in Slums Opfer des Hochwassers und dadurch verursachter Krankheiten werden. Zudem geht die Weltbank davon aus, dass der Klimawandel die Nahrungsmittelversorgung Indonesiens spürbar beeinträchtigen wird. So wir prognostiziert, dass die Bodenfruchtbarkeit aufgrund ungleichmäßiger Regenfälle und starker Verdunstung bei bestimmten Plantagen bis zum Ende des Jahrhunderts bis zu 28 Prozent zurückgehen wird.
Das Ansteigen des Meeresspiegels wird Inseln im Archipel bedrohen und durch Überschwemmungen den Reisanbau in vielen Regionen gefährden. Die Erwärmung des Meereswassers wird den Artenreichtum beeinträchtigen und damit auch den Lebensunterhalt zehntausender Fischer gefährden. Schließlich befürchten Mediziner, dass der Klimawandel auch zu mehr Infektionskrankheiten und deren seuchenartiger Ausbreitung beitragen könnte. In jedem Fall ist die Eindämmung des Klimawandels für Indonesien eine existentielle Frage. Doch erst sehr langsam nimmt in der indonesischen Bevölkerung das Bewusstsein dafür zu, dass die systematische Zerstörung der Ökologie Südostasiens weit reichende Folgen für das Leben nicht nur der indigenen Völker in Indonesien, sondern für die gesamte Bevölkerung haben wird.
Inzwischen wird sogar die Weltbank nachdenklich, die seit Jahrzehnten die Zerstörung des Lebensraumes indigener Völker in Indonesien gefördert hat. In ihrem im Jahr 2007 veröffentlichten Report zu den Folgen des Klimawandels für das südostasiatische Land spricht sie im Zusammenhang mit der Biokraftstoff-Produktion von einer "riskanten und problematischen" Entwicklung (Report "Indonesia and Climate Change: Current Status and Policies, S.7). "Historisch gesehen ist die Palmöl-Produktion in Indonesien eine der Haupttriebkräfte bei der Entwaldung gewesen", heißt es in dem Bericht.
Doch diese späte Einsicht der Weltbank grenzt an Heuchelei. Führende indonesische Umweltschutzorganisationen werfen der Weltbank vor, im Zeitraum zwischen 1985 und 2004 mehr als 300 Millionen USDollars in die indonesische Holzwirtschaft investiert zu haben. Dies sei rund ein Drittel der insgesamt aus dem Ausland in diesem Bereich getätigten Investitionen (Presseerklärung WALHI, 21.2.2007). Ungeachtet ihrer moderaten Kritik plane die Weltbank auch weiterhin, der Umsetzung des Plans des Indonesischen Landwirtschaftsministeriums zur Ausweitung der Plantagen oberste Priorität zu geben. "Die Initiative, rund fünf bis sieben Millionen Hektar neuer industrieller Plantagen einzurichten, wird unermesslichen Schaden für unsere Wälder verursachen sowie für unsere Frauen und Männer, deren Lebensunterhalt von den Wäldern abhängt", erklärte ein Sprecher von WALHI, dem größten Bündnis von Umweltschutzorganisationen in Indonesien. Der Weltbank werfen die Umweltschützer vor, vor der Verabschiedung dieses Planes Umweltschützer und Vertreter der betroffenen indigenen Gemeinschaften nicht in den Entscheidungsprozess eingebunden zu haben, obwohl sie mehrfach darum gebeten hätten.
Die Verwendung pflanzlicher Öle in Blockheizkraftwerken hat bislang einen kleinen, vorwiegend europäischen Markt, der in Deutschland, Belgien, Österreich und Italien am stärksten ist. Insgesamt werden pro Jahr laut Bundesumweltministerium (BMU) 0,34 Millionen Tonnen Palmöl in deutschen Blockheizkraftwerken verstromt. Gab es 2003 noch 150 Pflanzenöl-Blockheizkraftwerke, so waren es Anfang des Jahres 2007 bereits über 1800. Allein im starken Bereich der mittleren Anlagenleistung (100 bis 1.000 kW) ist die Anlagenzahl um das sechzigfache gestiegen. Grund ist vor allem die Änderung des EEG von 2004 und die bessere Förderung bei der Biomasse- Verstromung. Anlagen im mittleren Leistungsbereich werden vielfach zur Wärmeversorgung von kommunalen oder gewerblich genutzten Gebäuden (u. a. Schulen, Schwimmbäder, Gewächshäuser, Betriebsgebäude) sowie zur Bereitstellung von Prozesswärme für industrielle Anwendungen (z. B. Trocknung) eingesetzt. Als Brennstoff wird fast ausschließlich Palmöl genutzt, welches i. d. R. durch überregionale Händler bereitgestellt oder bei Raffinerien in Asien und Afrika direkt beschafft wird. Bei großen Anlagen kann schon ein geringer Preisanstieg einen rentablen Betrieb unmöglich machen. So versuchen verschiedene Anlagenbetreiber im großen Leistungsbereich, die Stromentstehungskosten durch direkten Palmölbezug in den Erzeugerländern, d. h. ohne Zwischenhandel, zu reduzieren und die Wirtschaftlichkeit des Anlagenbetriebes zu erhöhen.
Im ersten Halbjahr 2007 sind die Preise für Palmöl (CIF) merklich gestiegen. Sie liegen derzeit (Sommer 2007) zwischen 400 und 500 Euro pro Tonne Palmöl. Als flüssige Bioenergieträger werden Pflanzenöl auf Basis von Raps sowie importiertes Palm- und Sojaöl in Blockheizkraftwerken verstromt. Anlagen unter 100 kW werden mit Rapsöl und Anlagen über 100 kW mit Palmöl betreiben. Sie haben den geringsten Anteil bei der Stromerzeugung aus Biomasse, zeigen aber hohe Zuwachsraten. Aus rechtlicher Sicht herrschte in der Vergangenheit einige Unsicherheit bezüglich der Einstufung von raffiniertem Pflanzenöl in Bezug auf den NawaRo-Bonus. Im Besonderen weigerten sich einige Netzbetreiber für raffiniertes Palmöl den NawaRo-Bonus zu vergüten. Eine Begrenzung könnte sich möglicherweise im Falle des Palmöls daraus ergeben, dass § 8 Abs. 2 Nr. 1 a) nur Material erfasst, das in "landwirtschaftlichen, forstwirtschaftlichen oder gartenbaulichen ... " Betrieben angefallen ist. Da das deutsche Recht den Begriff "Forstwirtschaft" mit einer nachhaltigen Bewirtschaftung des Waldes verbindet, lässt sich argumentieren, dass es mit dem Sinn und Zweck der Vorschrift nicht zu vereinbaren sei, Einsatzstoffe zu verwenden, für deren Gewinnung auf forstwirtschaftlich nicht nachhaltige Weise Urwald gerodet wurde.
Die Betreiber von Blockheizkraftwerken nützen daher eine Gesetzeslücke: Unabhängig von der fragwürdigen Herkunft des verwendeten Palmöls bekommen sie allein 2007 mindestens 200 Millionen Euro aus der im Strompreis enthaltenen EEG-Umlage vergütet. Denn formal betrachtet ist Palmöl genau wie Raps ein nachwachsender Rohstoff aus landwirtschaftlicher Produktion - unabhängig davon, wo er hergestellt wird. Die Wirtschaftlichkeit eines Pflanzenöl-Blockheizkraftwerkes hängt wesentlich vom Erhalt des NawaRo-Bonus ab. Für mögliche Investoren ist also bis zur Klärung dieses Sachverhaltes eine nicht unerhebliche Investitionsunsicherheit gegeben, auf die das Bundesumweltministerium in einer Pressemitteilung sogar gesondert hingewiesen hat. "Theoretisch müsste die Anbaufläche für Palmöl entsprechend den steigenden Nachfrageraten von 4.875 ha auf 106.000 ha vergrößert werden, allein für den deutschen Bedarf. Das entspricht 1,5 Prozent der gesamten Anbaufläche für Ölpalmen in Malaysia und Indonesien." Die Nachteile in Bezug auf Fließeigenschaften und Energieeinsatz bei der Beheizung des Öllagers werden derzeit vor allem durch die niedrigen Preise des Palmöls aufgewogen. Stiege der Preis an, würde sich der Einsatz daher kaum noch lohnen. Das BMU ist zu dem Schluss gekommen, dass sich die meisten Anlagenbetreiber des wirtschaftlichen Risikos schlicht nicht bewusst sind und vor allem angesichts des derzeit noch günstigen Preises eine kurzfristige Wirtschaftlichkeit erwarten.
Problematisch sind außerdem die Eigenschaften von Palmöl und Pflanzenöl im Allgemeinen. In einschlägigen Internetforen kleiner Betreiber ist oft von hohem Wartungsaufwand, schlechten Fließeigenschaften, Kolbenfressern und der Notwendigkeit einer robusten Technik die Rede, wobei letztere eine höher entwickelte und damit effizientere Technik (Wirkungsgrad) ausschließt. Auch hier scheint der günstige Preis für das Palmöl der Hauptgrund für Blockheizkraftwerk-Anlagenbauer zu sein, überhaupt mit diesem Öl zu arbeiten. Ob die Technik in Zukunft verfeinert und den Eigenschaften von Palmöl angepasst wird, bleibt angesichts der EEG-Novellierung abzuwarten. Es könnte sein, dass die Zertifizierung auf Grund der beiderseitigen (Indonesien und weltweite Nachfrage) Vorteile erfolgreich verläuft und künftig nachhaltiges Palmöl dem europäischen Markt angeboten werden kann. Die Nachfrage nach Palmöl speziell im Bereich der Blockheizkraftwerke könnte aber auch sinken. Nachhaltigkeit könnte zu einem Preisanstieg führen, der Palmöl gegenüber dem Raps- und Sojaöl unattraktiver macht. Hier muss natürlich auf die ebenfalls problematische Produktion von Soja, insbesondere in Südamerika, hingewiesen werden.
Auch das BMU kommt zu dem Schluss, dass allein günstige Rohstoffpreise bei gleichzeitigem Anspruch auf den NawaRo-Bonus einen wirtschaftlichen Betrieb der Blockheizkraftwerke ermöglichen. Gerade dieser Bonus könnte jedoch angesichts der bevorstehenden Einbeziehung von Nachhaltigkeitskriterien im Rahmen der Novellierung des EEG künftig komplett wegfallen. Für Palm- oder Sojaöle gibt es gegenwärtig keinen Qualitätsstandard. Insofern gehen die Anlagenhersteller dazu über, eigene Spezifikationen für Palm- und Sojaöle in Anlehnung an die DIN V 51605 festzulegen.
Das größte mit Palmöl betrieben Blockheizkraftwerk Deutschlands steht in Schwäbisch Hall und gehört den dortigen Stadtwerken. Auch dort wird der Palmöl-Einsatz mit den hohen Preisen für andere Ölsorten wie Sojaöl und Rapsöl begründet. Die Stadtwerke berufen sich als Mitglied des RSPO darauf, ihr Palmöl aus ökologischer Quelle zu beziehen, jedoch aus Malaysia und nicht aus Indonesien. Das neue Blockheizkraftwerk in Schwäbisch Hall wird überwiegend mit Palmöl (Stand 3.4.07, BUND) betrieben. Bei einem Brennstoffeinsatz von rund 7.500 Tonnen Öl erwarten die Stadtwerke Schwäbisch Hall eine jährliche Vergütung nur für die Stromproduktion aus dem EEG von ca. fünf Millionen Euro. Angesichts der Kritik durch die örtliche Presse und die deutschlandweiten Umweltverbände haben die Stadtwerke nun Pläne vorgestellt, nach denen sie sich künftig an Plantagen in Südamerika und Afrika beteiligen wollen.
Laut BMU-Studie sind momentan Entwicklungs- bzw. Planungs- oder Bauaktivitäten für etwa 100 - 130 Biomasse(heiz-)Kraftwerke im Gange. Davon befinden sich etwa 30 Anlagen im Bau, so dass diese großteils im Jahre 2007 in Betrieb gehen werden. Von den 70 - 100 Anlagen, die sich in der Entwicklung oder in Planung befinden, ist dagegen anzunehmen, dass davon nur ein Teil tatsächlich ausgeführt wird. "So werden gemäß den Erfahrungen der Autoren bei etwa 30 - 50 Prozent der Biomassevorhaben zur Verstromung die Entwicklungsbzw. Planungsaktivitäten aufgrund von Problemen beim Genehmigungsverfahren, u. a. durch Akzeptanzprobleme, bei der Finanzierung oder der Sicherstellung der Brennstoffversorgung, eingestellt."
Die weitere Marktentwicklung ist jedoch aufgrund der großen Abhängigkeit von der Entwicklung der Rohstoffpreise schwer prognostizierbar. Allerdings hat die Festlegung des Biokraftstoffquotengesetzes (BioKraftQuG) zur Einhaltung einer nachhaltigen Bewirtschaftung bei der Herstellung von Biokraftstoffen (hier vor allem das in der stationären Anwendung vielfach eingesetzte Palmöl) zur Verunsicherung potenzieller Investoren geführt19 /34/. Insofern bleibt abzuwarten, welchen Einfluss die Umsetzung des Nachhaltigkeitsgedanken nach dem BioKraftQuG auf den Ausbau der Anlagenkapazität in Deutschland haben wird. Des Weiteren merkte die BMU-Studie an: Ein Grund zur Förderung erneuerbarer Energien sei die Unterstützung der deutschen Landwirtschaft sowie die Reduzierung der Importabhängigkeit und damit Steigerung der Energieversorgungsicherheit. Insofern wurde zu bedenken gegeben, dass durch den primären Einsatz von Palmöl zur Stromgewinnung ein zentrales Politikziel der Bundesregierung verfehlt würde.
Klar ist also: Die Zahl der Blockheizkraftwerke in Deutschland steigt stetig. Praktisch alle werden mit Palmöl betrieben. In den vergangenen Monaten hat es einiges an Berichtserstattung gegeben, das Palmöl steht einem Beitrag auf www.energieportal24.de zufolge "nicht mehr so gut da" wie es die Blockheizkraftwerks-Betreiber gewohnt waren. Berichte in der Tagesschau, ein viel beachteter Beitrag von Report München und zahlreiche aktuelle Studien, vom Bundesumweltamt bis hin zu schweizerischen Instituten -alle sehen den künftigen Einsatz von Palmöl als unvereinbar mit einer vernünftigen Klimapolitik. Dermaßen in die Enge getrieben verteidigen sich viele Betreiber mit dem Hinweis, nur Palmöl von Altplantagen zu kaufen, z.B. aus Malaysia, Plantagen also, für die kein zusätzlicher Wald gerodet wurde. Nicht wenige berufen sich mittlerweile auch auf den "Runden Tisch für die Nachhaltige Produktion von Palmöl (RSPO), nach dessen Standards das Palmöl zertifiziert sei. Klar gestellt wurde es bereits von Umweltminister Sigmar Gabriel und zahllosen Umweltverbänden: Es gibt kein zertifizieres Palmöl auf dem Weltmarkt. Und Rechtfertigungen in Bezug auf Altplantagen lässt Axel Friedrich vom Bundesumweltamt nicht gelten: "Wenn hier jemand behauptet, er hat Palmöl von alten, bestehenden Plantagen gekauft, nimmt er aus dem System Palmöl heraus und erhöht den Druck, neue Palmölplantagen anzulegen zu Lasten des Urwaldes. Wer so etwas macht, macht Urwald kaputt. Jede zusätzliche Nachfrage nach Palmöl führt zu neuen Abholzungen." Nach einer Studie des Leipziger Instituts für Energetik und Umwelt erzeugen deutsche Blockheizkraftwerke allein 2007 mindestens 1,3 Milliarden Kilowattstunden Strom aus Palmöl. Dafür erhalten die Kraftwerksbetreiber rund 200 Millionen Euro Zuschüsse über das EEG, die auf die Stromrechnung aller Haushalte umgelegt werden.
Das unverarbeitete, in Indonesien gepresste Palmfett, wird erst in den Industriestaaten weltweit raffiniert. Pflanzenöl- Blockheizkraftwerke im mittleren und großen Leistungsbereich beziehen demgegenüber die pflanzlichen Öle (teil- oder vollraffiniert) über großtechnische Ölmühlen bzw. international tätige Großhändler. Laut Rettet den Regewald plant "die Asiatische Entwicklungsbank (ADB) eine massive Ausdehnung ihrer Finanzhilfen für Palmöl und andere destruktive Monokulturen über ihr "Budget für Erneuerbare Energien." Die ADB ist eine multilaterale Entwicklungsbank mit Sitz in Manila (Philippinen). Mit einem Anteil von 4,4 Prozent am Kapital der ADB steht Deutschland an der 9. Stelle unter 60 Anteilseignern und zugleich der größte Anteilseigner von insgesamt europäischen Teilhabern - weit vor Frankreich mit 2,4 Prozent und Großbritannien mit 2,1 Prozent Kapitalanteil. Alle europäischen Staaten zusammengenommen verfügen über 16,8 Prozent der Stimmrechte und 15,12 Prozent der Kapitalanteile.
Als Rohstoff zur Biodieselproduktion wird derzeit in der EU fast ausschließlich Rapsöl eingesetzt. Die Biodieselproduktion in den USA und Brasilien basiert zu großen Teilen auf Sojaöl, in Malaysia und Indonesien primär auf Palmöl. Im Juli 2006 kündigten Malaysia und Indonesia gemeinsam an, künftig 40 Prozent ihrer jährlichen Palmölproduktion für die Erzeugung von Biodiesel nutzen zu wollen. Dies soll hauptsächlich in den Ländern selbst geschehen, um zu verhindern, dass das große Geld im Ausland gemacht wird und die beiden Länder nur als billige Rohstoffquellen gelten. So hat Indonesien im April eine Abmachung mit Österreich getroffen27, derzufolge bis 2011 elf Biodieselanlagen von Österreich gekauft werden sollen. Diese sollen künftig jährlich rund 1,3 Milliarden Liter Biodiesel produzieren.
Die Biodiesel-Produktion mit Palmöl spielt in Deutschland kaum eine Rolle. "Die amerikanischen Exporteure können ihren subventionierten Biodiesel bei uns mit einem solchen Preisvorteil anbieten, dass deutsche Produzenten nicht mehr wettbewerbsfähig sind", sagt Moritz Gaede, Chef der fränkischen Campa-Biodiesel, der die Produktion seiner Anlage mit einem Jahresausstoß von 150 000 Tonnen aus diesem Grund einstellen will28. "Die Subventionen sind für uns eine Katastrophe", berichtet auch Petra Sprick vom Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie (VDB). Nach Schätzung der Lobby wurden in diesem Jahr 200.000 Tonnen subventionierter US-Biodiesel nach Deutschland exportiert. Der VDB macht sich nun auf nationaler und auf EU-Ebene gegen die US-Subventionen stark.
Der Biodiesel aus den USA wird nach Angaben des VDB mit einem Preisabstand bis zu 30 Cent pro Liter gegenüber Diesel aus fossiler Energie verkauft. Deutsche Biodieselhersteller schafften es hingegen seit Einführung des Energiesteuergesetzes kaum, einen Preisabstand von gerade mal zehn Cent pro Liter zu halten. Nach VDBSchätzung ist nur die Hälfte der deutschen Produktionskapazität von vier Millionen Tonnen im Jahr ausgelastet. Und die indonesische Umwelt- und Menschenrechtsorganisation Sawit Watch erklärt: "Als Folge der bisherigen Entwicklung gibt es heute auf Sumatra und Borneo kaum noch Tieflandregenwald. Deswegen hat jetzt der Run auf die verbliebenen Bergwälder und Nationalparks begonnen. Indonesien ist schon heute der zweitgrößte Produzent von Palmöl. Akut droht nun die enorme Ausweitung der Plantagenflächen nur für die Produktion von Biodiesel. Deswegen lehnen wir die Herstellung von Biodiesel aus Palmöl grundsätzlich ab."
Im Wirtschaftsjahr 2005/2006 haben die EU-Mitgliedstaaten insgesamt 4,9 Mio. t Palmöl importiert, davon 3,8 Mio. t für den Nahrungsmittelbereich und 270.000 t für die Produktion von Biodiesel. Den Rest von knapp einer Million Tonnen verheizten pflanzenölbetriebene Blockheizkraftwerke insbesondere in den Niederlanden und Großbritannien. Laut Bundesumweltministerium werden 80 Prozent des Biodiesels in Deutschland aus Rapsöl hergestellt, die restlichen 20 Prozent verteilen sich auf andere Pflanzenölarten, hauptsächlich auf Palmöl und Sojaöl. Im Fahrzeugbetrieb mit reinem Pflanzenöl kommen ausschließlich Soja- und Rapsöl zum Einsatz.
Laut einer Erhebung der Arbeitsgemeinschaft Qualitätsmanagement Biodiesel (AGQM) war das Transportgewerbe im vergangenen Jahr der wichtigste Kunde der deutschen Biodieselwirtschaft. 1,25 Millionen Tonnen Biodiesel setzten die Produzenten 2006 nach Zahlen der AGQM an diese Kunden ab. Die Produktionskapazitäten für Biodiesel werden laut AGQM Ende 2007 bei über fünf Millionen Tonnen angelangt sein. Zweitwichtigster Biodieselkunde war 2006 die Mineralölindustrie, die herkömmlichem Diesel etwa eine Million Tonnen Biodiesel beimischte. Die weitere Entwicklung des Biodieselabsatzes wird laut AGQM durch die von der Bundesregierung eingeführte stufenweise Besteuerung von reinem Biodiesel erheblich behindert. So erfreuten sich Produzenten von Bio-Kraftstoffen jahrelang einer fast vollständigen Steuerbefreiung. Aus gutem Grund: Ohne diese Sonderbehandlung könnte beispielsweise Biodiesel überhaupt nicht zu wettbewerbsfähigen Preisen angeboten werden. Die im Januar 2008 anstehende nächste Steuerstufe, die reinen Biodiesel um sechs Cent verteuern wird, werde den Absatz von reinem Biodiesel noch stärker treffen.
Das treibt den Preis für reines Biodiesel und drückt die Verkäufe. Der Absatz von reinem Biodiesel, dem so genannten B100, ist seit Einführung der Steuer eingebrochen. Auch die Spediteure - wichtige Abnehmer von B100 - betanken ihre Lkws nur dann mit Biokraftstoff, wenn dessen Preis deutlich unter dem des herkömmlichen Diesels liegt. Schließlich haben Fahrzeuge, die mit Biodiesel betrieben werden, auch einen höheren Verbrauch. Auch die seit 1. Januar geltende Gesetzespflicht, jedem Liter Diesel fünf Prozent Biodiesel beizumischen, hilft nur wenig. Denn mit der Beimischung zum herkömmlichen Diesel können die Biosprithersteller nur rund 1,5 Millionen Tonnen absetzen. Die Kapazitäten für Biodiesel betragen nach Schätzungen des Verbandes der Deutschen Biokraftstoffindustrie jedoch etwa 4,4 Millionen Tonnen.
Der Großproduzent von Biodiesel, die EOP Biodiesel AG (knapp 30 Mio. Euro Umsatz im Geschäftsjahr 06/07), plant bereits, ihre Produktions- und Vertriebsstrukturen im Ausland, überwiegend in Osteuropa, weiter auszubauen, statt allein auf den deutsche Markt zu setzen. 2005 seien 4,1 Millionen Tonnen Rapssamen aus Deutschland und 1,6 Millionen Tonnen aus dem Ausland in Ölmühlen vermahlen worden. Auch würden importierte Öle in größerem Umfang als Rohstoff für die Biodieselproduktion eingesetzt. Die Biodieselproduktion ist im vergangenen Jahr gegenüber 2005 auf rund 1,6 Millionen Tonnen gestiegen. Es sei davon auszugehen, dass ein deutlich höherer Anteil davon aus Importen stammt.
Während ein Liter Biodiesel in Deutschland allein in der Produktion schon 64 Cent kostet, können amerikanische Anbieter ihren subventionierten Kraftstoff teilweise schon für 53 Cent anbieten, so Verband Deutscher Biodieselhersteller. Nach dessen Schätzungen werden dadurch monatlich etwa 30 Millionen Liter Biodiesel aus den USA nach Deutschland verkauft - was etwa 15 Prozent der deutschen Biodieselproduktion entspricht. Und da in den USA auch importiertes Palmöl für die Biodieselproduktion verwendet werde, sei das Ganze eher umweltfeindlich als -freundlich, so der VDB29.
Die deutsche Biokraftstoffbranche erzeugt Biodiesel nur in geringen Mengen aus Palmöl. Während heimisches Rapsöl die Biodieselnorm EN 14214 einhält, kann Palmöl die in Deutschland notwendige Fließfähigkeit des Kraftstoffs nicht garantieren. Denn bei kälteren Temperaturen wird aus Palmöl erzeugter Biodiesel fest und scheidet deshalb als Kraftstoff in Mitteleuropa aus. "Importiertes Palmöl wird in Deutschland auch auf Dauer nur eine geringe Rolle in der Biodieselproduktion spielen. Deutschland setzt im Biodieselmarkt auf den Rapsanbau", so Petra Sprick vom VDB.
Auch der schwindende Steuervorteil ist Schuld am Einbrechen des Biodiesel-Marktes. Im kommenden Jahr sollen die Steuersätze für reines Biodiesel 14,88 Cent pro Liter und für reines Pflanzenöl 9,86 Cent pro Liter betragen. Es folgen jährliche Steigerungen bis zum Jahr 2014, in dem der Steuersatz sowohl für reines Biodiesel als auch für reines Pflanzenöl bei 45,07 Cent pro Liter liegt. Für reines Pflanzenöl liegt die Steuerbelastung bei 2,07 Cent pro Liter, bei Biodiesel bei 8,86 Cent pro Liter, wie die Bundesregierung in ihrer Antwort auf eine Anfrage von Bündnis 90/Die Grünen mitteilte.
Sawit Watch vertritt ein Netzwerk von lokalen Gemeinden, die durch die rapide Ausweitung der Plantagen ihre Lebensgrundlage, den Wald, verloren haben, beziehungsweise bald verlieren könnten. "Den Leuten wird der Boden für die Subsistenzwirtschaft, von der sie leben, unter den Füßen weggezogen", kritisiert Nego Tarigan, stellvertretender Direktor von Sawit Watch. Der Anbau von Kaffee, Ratan, Reis auf kleinen Flächen ist mit der groß-flächigen Plantagenwirtschaft nicht vereinbar. Abet Nego Tarigan sagte in Berlin, seine Organisation versuche möglichst viele Firmen vor Gericht zu bringen, die ohne Lizenz aber mit bereits abgelaufener oder nur von lokalen Behörden erteilter Erlaubnis den Wald abholzten und die seit Generationen darin lebenden indigenen Völker häufig gewaltsam vertrieben. Ein großes Problem sei dabei jedoch die herrschende Rechtsunsicherheit und die Korruption der Verwaltung. Eine Delegation der indonesischen Umwelt- und Menschenrechtsorganisation "Sawit Watch" berichtete 2006 in Berlin von zunehmender Waldzerstörung, Vergiftung von Böden, Wasser und Luft durch Pestizide und Düngemittel sowie Landkonflikten und Verarmung der betroffenen Menschen aufgrund der Vertreibung durch Palmöl- Plantagen. Auch die Orang Utan-Gebiete auf Sumatra und Borneo fielen in atemberaubender Geschwindigkeit dem Kahlschlag zum Opfer. Quelle. www.epo.de (Letzter Zugriff: 01.06.2007)
Viele Unternehmen berufen sich mittlerweile auf den Roundtable for Sustainable Palm Oil (RSPO). Da der größte Berichterstatter über Palmöl, der WWF, Mitinitiator des RSPO ist, erhält dieser Runde Tisch nach außen eine Legitimität, die nicht den Tatsachen entspricht. Der WWF bekräftigt immer wieder, dass der RSPO-Verhaltenskodex Regeln enthält, deren Einhaltung allein Sache der Unternehmen sei und eine Nichteinhaltung folgenfrei bleibe, da der RSPO weder Mittel zu Kontrolle noch zur Sanktion enthält, und es noch immer und auch langfristig absehbar kein Zertifikat gibt und geben wird, das die Herkunft des Palmöls als nachhaltig kennzeichnet. Darüber hinaus gibt es bislang, abgesehen von kleinen Vorzeigeprojekten wie dem genannten Forschungsprojekt für die Vergasung der Palmpflanzenabfälle, keinerlei nachhaltige Palmölproduktion. Umweltschutzorganisationen sprechen hier von Alibiprojekten. Vom Umgang mit den Arbeitern, über die Schädigung des Regenwalds und späteren bestellten Ackerboden, bis hin zur Verquickung von Militär, Wirtschaft und Regierung im Palmölgeschäft ist nichts nachhaltig. Trotzdem gibt es immer wieder Äußerungen wie die von Großhändler Tesco: "Wir verkaufen jede Menge Produkte, Hausmarken und andere Markenware, von denen viele Palmöl als Inhaltsstoff haben. Wir kaufen Palmöl nicht direkt. Fast alles Palmöl, das wir für die Herstellung unserer Hausmarken benötigen, erhalten wir von den drei größten Palmölhändlern der Welt, die alle Mitglieder oder assoziierte Mitglieder des Roundtable on Sustainable Palm Oils (RSPO) sind. Wir legen großen Wert auf nachhaltige Beschaffung und unterstützen die Ziele des RSPO ohne wenn und aber. Wir sind ebenso bemüht, die Quelle des wenigen Palmöls zu identifizieren, das wir nicht über diese drei Großhändler beziehen, um sicher zu stellen, dass es ebenfalls die Nachhaltigkeitskriterien erfüllt."
Es gibt derzeit keine Zertifizierung, lediglich Willensbekundungen und eine Prinzipienliste. Der RSPO hat bei Nichteinhaltung keinerlei Sanktionsmöglichkeiten. Zudem verdichtet sich nach nur wenigen Jahren des Bestehens immer mehr die Erkenntnis, dass es sich bei dem Runden Tisch lediglich um eine Propaganda-Veranstaltung handeln könnte, die zwar keinerlei Auswirkungen auf die Firmenpolitik der beteiligten Unternehmen hat, auf die jedoch zu Legitimationszwecken gerne verwiesen wird, so in Aussagen nach denen Palmöl "RSPO-zertifiziert" sei oder einzelne Unternehmen nach RSPO-Kriterien handelten. Unklar ist, ob dem RSPO hier schlicht bislang die Mittel fehlen, eine Überprüfung der eigenen Mitglieder durchzuführen, oder ob eine solche von diesen schon im Vorhinein gar nicht erst gewünscht wird. Bekundungen in diese Richtung gibt es zumindest nicht. Konkrete Beispiele zeigen, dass die ohnehin schwachen Vorgaben für eine soziale Unternehmensverantwortung nicht umgesetzt werden müssen. Die Firmen verpflichten sich, jährliche "Fortschrittsberichte" an den RSPO abzugeben. Darin muss unter anderem auch die Frage beantwortet, werden, ob es im abgelaufenen Jahr Sozial- oder Umweltprobleme gegeben hat. Die Musim Mas Gruppe, die für 20 Prozent des indonesischen Palmölexports verantwortlich zeichnet, hat diese Frage in ihrem Bericht für 2005 gar nicht erst beachtet. Die IUL, die sich weltweit für die Belange von ArbeiterInnen im Lebensmittelsektor einsetzt, bezeichnete den RSPO daraufhin ironisch als "verantwortungsbewussten, nachhaltigen und sozial förderlichen Deckmantel für die Brutalität der Konzerne", die in der Musin Mas Gruppe organisiert sind.
Reinier de Man half dem WWF 2004, den RSPO mitzugründen und meint heute: "Die Ergebnisse dieses Forums beurteile ich ( ... ) sehr kritisch, denn die gemeinsam verabschiedeten Absichten sind sehr vorsichtig formuliert und zudem mit keinem klaren zeitlichen Ziel verknüpft. Auf dem Gebiet des Plantagenmanagements sind große Fortschritte gemacht worden, aber das Problem der großflächigen Vernichtung von Urwäldern wird noch immer nicht offen diskutiert. Dafür gibt es zwei Gründe: Erstens sind Bodennutzungsfragen Regierungssache und damit sind die Möglichkeiten von Unternehmen und NGOs hier begrenzt. Zweitens gab und gibt es noch immer keine Bereitschaft, weder auf der NGO- noch auf der Wirtschaftsseite, eine offene und faire Diskussion über die Kosten für die Erhaltung der Urwälder zu führen. Es gibt genug Land in Indonesien. Die Vernichtung des Urwalds ist nicht notwendig, ( ... ) es gibt genug alternatives Land. Zu den Voraussetzungen für wirkungsvolle runde Tische gehören deshalb neben einem klaren Zeitziel auch andere Minimal-Standards wie die Einbeziehung des Staates und klare Verabredungen zu Beginn." Eine Zertifizierung von Palmöl nach den Kriterien des bereits existierenden "Runden Tisches" hat bisher praktisch nichts erreicht. Der Runde Tisch zur nachhaltigen Palmölproduktion wird dominiert von multinationalen Konzernen. Zwar sitzen auch Umweltorganisationen wie Sawit Watch mit am Tisch, aber eher, um durch ihr Engagement das Schlimmste zu verhindern.
Daher fordert die GfbV, bei der Novelle des EEG von einer finanziellen Förderung der Nutzung von Palmöl bis auf weiteres abzusehen. Solange es kein Zertifizierungssystem gibt, das umfassend die Menschenrechte der betroffenen indigenen Bevölkerung berücksichtigt, ein glaubwürdiges Monitoring sowie Sanktionsmöglichkeiten vorsieht, und dieses Zertifizierungssystem auch nachweisbar lokal in breitem Umfang zufrieden stellend umgesetzt wird, ist es verfrüht, von der Möglichkeit einer nachhaltigen Palmöl-Produktion zu sprechen oder sie finanziell zu fördern. Eine finanzielle Förderung sollte erst erwogen werden, wenn ein funktionierendes Zertifizierungssystem vorliegt, das sich vor Ort nach Einschätzung aller Betroffener (und nicht nur der interessierten Industrie) bewährt hat.
Palmöl und Nachhaltigkeit sind momentan noch keine logische Verbindung eingegangen. Laut Sawit Watch ist eine nachhaltige Produktion auf Palmöl-Plantagen grundsätzlich nicht möglich. Das schweizerische Unternehmen Migros hat als bislang erstes auf umweltverträglich produziertes Palmöl umgestellt. Deutsche Firmen berufen sich darauf, dass es unmöglich sei, den Weg einer Palmöllieferung zurückzuverfolgen. Dies wäre jedoch machbar, wenn sich alle Handelspartner zu einer stärkeren Überwachung der Produktkette verpflichteten. Die Firmenpolitik wird sich ohne öffentlichen Druck nicht ändern. Unilever hat sich als Riese unter den globalen Lebensmittelkonzernen verpflichtet, mit dem WWF einen Weg zur Nachhaltigkeit auszuarbeiten.
Gerade die westlichen Investoren, allen voran Banken als Kreditgeber, haben mit ihrem Geld den Boom des Palmölsektors vorangetrieben. Sie können diesen Einfluss nutzen, die Forderungen nach Umweltverträglichkeit durchzusetzen. Wer heute schon sozial gerechtes und ohne Dünger und Herbizide erzeugtes Palmöl kaufen will, kann ökologisch und sozial einwandfrei Margarine im Bioladen bekommen. Noch hat die Biomargarine einen kleinen Marktanteil. Aber allein im letzen Jahr steigerte sich der Absatz um hundert Prozent. Mittelständische Unternehmen wie die Margarinefabrik Alsan machen gute Gewinne, obwohl das ökologische Palmöl wesentlich teurer ist. Es kostet 600 US$ pro Tonne. Ein Preis der den fairen Handel ermöglicht, aber auch durch die hohen Transportkosten für die kleinen Mengen bedingt ist. Auf www.regenwald.org erzählt Karsten Reich, Naturkost Großhändler: "In Indonesien sind wir bisher nicht fündig geworden, trotz intensiver Bemühungen. Wir haben Leute runter geschickt, um dort vor Ort die Möglichkeiten zu eruieren. Das scheiterte aber immer an den Strukturen, die in Indonesien vorherrschen, das heißt diese Riesenplantagen, und da ist bisher keiner darauf eingegangen auf Bio umzusteigen. Die ganzen Strukturen scheinen da überhaupt gar nicht zu stimmen."
Das ifeu-Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg und das Wuppertal-Institut für Klima, Umwelt, Energie haben im Auftrag des WWF ermittelt, welchen Beitrag Palmöl für den Klimaschutz leisten kann. Das Ergebnis: Wenn Ölpalmen in nachhaltiger Weise auf vorhandenen Brachflächen angebaut werden, weisen sie eine positive Energiebilanz auf und schonen das Klima. Die Forscher haben alle Aspekte des Ölpalmenanbaus betrachtet und ziehen durchaus ein positives Fazit - die Bilanz ist sogar besser als bei Raps oder Sonnenblumen in Deutschland. Insofern ist auch der Import von Pflanzenöl für energetische Zwecke sinnvoll. Allerdings ist dies an einige Voraussetzungen geknüpft und die Arbeit auf den Plantagen müsste sich wandeln. So sollten zum Beispiel bei der Ölproduktion anfallende Reststoffe in Biogasanlagen genutzt werden, um Strom für den Antrieb der Ölmühle und hochwertigen Dünger für die Plantagen zu erzeugen.
In Peru hat die Organisation der Vereinten Nationen für Drogen und Verbrechen (UNODC) ein Projekt in die Wege geleitet, nach dem ehemalige Kokabauern auf den Anbau von Ölpalmen umsteigen. Hier wird ohnehin bebautes Land umkultiviert, Regenwald muss nicht leiden. "Im Gegenteil: Wir verhindern so die ständige Migration der Bauern, die Brandrodung machen, und wenn der Boden dann ausgelaugt ist, einfach weiterziehen. Eine Palmenplantage bietet für mindestens 30 Jahre ein Auskommen.", so Hans-Jochen Wiese vom UN-Büro in Lima. Zudem eröffnet es den Kleinbauern vor Ort Wege, ihr Einkommen jenseits der Drogen zu sichern. Eine weitere Alternative zu den Großgrundbesitzern, die auch in Indonesien die Plantagenlandschaft beherrschen, ist der Zusammenschluss der Kleinbauern in Genossenschaften. So sind die Bauern hier Teilhaber ihrer eigenen Palmölmühle. Sie sind so nicht auf die Abnahmepreise angewiesen. Allerdings droht den Kleinbauern Konkurrenz. Denn der Biokraftstoffmarkt mit Palmöl boomt. Unternehmen wie der peruanische Großinvestor Grupo Romero oder die US-Firma Pure BioFuels haben begonnen, riesige Flächen in Peru aufzukaufen, um dort Ölplantagen zu errichten.
Das macht das Palmöl-Geschäft zwar noch lukrativer, aber: "Das sind nun einmal private Unternehmen, die werden ihre Arbeitsabläufe optimieren. Der kleine Palmöl-Bauer kann da sicher nicht mithalten. Seine Preise werden immer höher liegen", fürchtet der Mühlenbetreiber Arturo Hoyos im Shambillo-Tal. Die Investoren behaupten, nachhaltig und ohne Schaden für den Regenwald wirtschaften zu wollen. Hoyos: "Wer behauptet, für die Palmplantagen müsse kein Wald gerodet werden, der lügt." Eine Umweltbilanz für die bestehenden Kleinplantagen kann nicht gegeben werden, der Abbau von Pestiziden und die Belastung für die Umwelt sind nicht untersucht.
CARGILL
"Cargill ist aktives RSPO-Mitglied und ermutigt auch andere
Anteilseigner, sich dem Runden Tisch anzuschließen. Cargill
gehört zu jenen 15 Plantagenbesitzern/Betreibern, die ihre
Plantagen für einen RSPO-Pilottest zur Verfügung
gestellt haben, der im November 2007 abgeschlossen sein wird.
Cargill bewertet bereits seine Richtlinien, Methoden und
Arbeitsabläufe, um festzustellen, ob sie den RSPO-Kriterien
entsprechen. Sobald RSPO seine Kriterien formalisiert hat, wird
sich Cargill um die Zertifizierung seiner Plantagen bemühen
gemäß den Kriterien der RSPO und nach nachhaltigen
Lieferanten für die Palmen suchen."
MIGROS
Gemeinsam mit dem WWF erarbeitete der schweizerische Konzern
Migros Kriterien für nachhaltiges Palmöl. Die Kriterien
stellen sicher, dass das von Migros verwendete Palmöl nicht
aus Waldzerstörung stammt, sozial gerecht und im Einklang
mit den Gesetzen produziert wird sowie vom Endprodukt bis zur
Plantage zurückverfolgt werden kann. Migros setzt
mittlerweile im gesamten Fettsortiment und in den meisten Back-
und Süßwaren nur noch nachhaltiges Palmöl ein.
Weitere Eigenprodukte werden schrittweise ebenfalls umgestellt.
Migros gehört zu den Gründungsmitgliedern des Runden
Tischs für nachhaltiges Palmöl.
EUROENERGIE AG Das Unternehmen hat als erster Energieversorger Palmöl aus der Vergütung nach dem Erneuerbare Energien Gesetz ausgeschlossen. "Palmöl, wird auf Grund der preislichen Situation gerne von Betreibern so genannter Blockheizkraftwerke, als Brennstoff eingesetzt. Der Anbau und die Herstellung von Palmöl jedoch erweist sich (in) der allgemeinen Meinung und den recherchierbaren Berichterstattungen als alles andere als nachhaltig, umweltschonend und sinnvoll für den Einsatz gemäß EEG. So lange hier nicht eine klare Entscheidung eines Gerichtes vorliegt, werden wir unserer Verpflichtung nachkommen und somit Palmöl aus der Vergütung gemäß EEG ausschließen", so Martin Richard Kristek, CEO EUROENERGIE AG.", so Martin Richard Kristek, CEO der Euroenergie AG34.
"Das Grüne Gold, Welthandel mit Bioenergie-Märkte,
Macht und Monopole", Thomas Fritz, Forschungs- und
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www.bmu.de (enthält zahlreichen Grafiken und Dtl.- Karten
mit Zahl der BHKW)
"Bioenergie-Boom - Goldrausch mit Risiken und Nebenwirkungen" -
September 2006 - www.forumue.de
"Ökobilanz von Energieprodukten - Ökologische Bewertung
von Biotreibstoffen" - 21.05.2007 - www.empa.ch
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Blätter des iz3w, Freiburg, Heft 298, 2007
"Oil Palm Plantations and Deforestation in Indonesia. What Role
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"Brandfahndung per Radarsatellit - Holzeinschlag erhöht
die Feuergefahr im Regenwald" - 10.01.2002 - www.innovations-report.de
"Urwaldzerstörung mitverantwortlich für Klimawandel" -
15.05.2007 - www.greenpeace-online.de
"Löst Eure Energieprobleme nicht auf unsere Kosten!" -
Indonesien als Lieferant von "Biodiesel", Marianne Klute,
Zeitschrift Südostasien, Juni 2007 (das Heft enthält
auch weitere interessante Beiträge zum Klimawandel in
Südostasien
"Pressure mounts against EU biofuel targets", Down to Earth, Nr.
72, März 2007, www.dte.gn.apc.org
"Indonesia and Climate Change: Current Status and Policies, The
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"Cruel Oil: How Palm Oil Harms Health, Rainforest & Wildlife",
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Highlands", Human Rights Watch, Report, Juli 2007, www.hrw.org
"Ghosts on our Own Land: Indonesian Oil Palm Smallholders and the
Roundtable on Sustainable Palm Oil", Forest Peoples Programme,
Sawit Watch, Report, 2006
"Forest, People and Rights", 2002, Report von Down to Earth
"The logging of West Papua", Down to Earth, Nr. 55, November
2002, www.dte.gn.apc.org
"Dayak Leader's Memories and Dreams: Report on a survey of oil
palm plantations and indigenous peoples in West Kalimantan",
Report, Juli 2005
"Certifying the Oil Palm Plantation Business and Protecting
Indigenous Peoples' Rights", Center for Orang Asli Concerns,
Report, Januar 2005
www.protopage.com/films4conservation
(Videos, Reports)
www.cockroach.org.uk
(Dokumentarfilme, Fotos)
1. Das größte mit Pflanzenöl betriebene
Blockheizkraftwerk (BHKW) in Deutschland. wird von den
Stadtwerken Schwäbisch Hall betrieben. 11.000 Haushalte
können mit den 5,4 erzeugten Megawatt Strom versorgt werden.
Der eingesetzte Motor verbraucht jährlich 7500 Tonnen
Öl. Der elektrische Wirkungsgrad liegt bei 43 Prozent, mit
der zusätzlichen Wärmeerzeugung liegt die Gesamtnutzung
bei 84 Prozent. Um von Tagesöllieferungen unabhängig zu
sein, wurde ein Tank für 400 000 Liter Pflanzenöl
gebaut. Finanziert wurde das Projekt ohne öffentliche
Zuschüsse, jedoch ermöglicht durch das
Erneuerbare-Energieen-Gesetz/EEG. (Bericht Stuttgarter Zeitung
vom 5.4.2007).
2. BHKW für das Schulzentrum und die Sporthalle
Gäufelden. Die Wärme ist zum Heizen der Nebringer
Grundund Hauptschule mit Werkrealschule sowie der angrenzenden
Sporthalle vorgesehen. Der Strom wird hingegen in das
öffentliche Netz gespeist. Jährlich werden 563 000
Kilowattstunden erwartet. Und jede Kilowattstunde wird von dem
Energieversorger mit 18,99 Cent vergütet. Diese Pauschale
wird im Falle von Gäufelden 20 Jahre und zehn Monate
garantiert. (Bericht Stuttgarter Zeitung vom 29.12.2006)
3. In Veen bei Xanten wird ein 6500 Quadratmeter großes
Gewächshaus (Betreiber: Leo den Drijver) durch ein 450
Kilowatt-Pflanzenölheizkraftwerk beheizt. Die Scania-Motoren
wurden anfangs mit Raps-, dann mit Sojaund inzwischen mit
Palmöl "gefüttert". Leo den Drijver: "Wir setzen auf
die Kraft-Wärme-Kopplung. Der Strom geht ins Veener Netz,
die Wärme nutzen wir in unserem Betrieb."
4. Saarhafen Saarlouis-Dillingen. Die Deutsche Bank und die
Ruhrkohle AG wollen hier in die Energieproduktion aus Palmöl
einsteigen, die angesichts des günstigen Preises für
das Öl und der Förderung durch das deutsche EEG
besonders lukrativ ist. Laut Retten den Regewald (RdR) sollen
zwölf Blockheizkraftwerke mit Palmöl betrieben
werden.
5. Diepholz, Steinfelder Straße. Hartmut Finkenstedt
betreibt hier privat ein BHKW mit Palmöl, um sich und seinen
Nachbarn mit Strom und Wärme zu versorgen. Ein weiteres BHKW
für Finkenstedts 12-Parteien-Mietshaus ist geplant.
Gutachten sind bereits in Auftrag gegeben.
6. Alois Paffe betreibt in Hallenberg Nordrhein Westfalen ein
BHKW mit Palmölraffinat.
7. Das BHKW der Stadtwerke Uelzen GmbH wird ebenfalls
ausschließlich mit Palmöl aus Malaysia betrieben.
(Anschrift: Im neuen Felde 105 - 29525 Uelzen Telefon: 0 800 - 25
25 25 8) Internet: http://www.stadtwerkeuelzen. de E-Mail: mail@stadtwerke-uelzen.de
8. Kleinere und private BHKW-Betreiber lassen sich vor allem in
Internetforen finden, oftmals mit Internetadresse. Dies
dürfte vor allem für Umweltverbände von Interesse
sein, die Palmöl-BHKW vor Ort suchen. Beispiel: Ein
Palmöl-BHKW in München -
robert.schiekofer@bayern-mail.de (Zitat "Jetzt spare ich 12%
Palmöl ein.") Gefunden auf www.energieportal24.de.
1. Biodieselanlage der Biodiesel Süd GmbH in Marbach.
Hier werden im Jahr 15.000 Tonnen Palmöl verarbeitet. In
Marbach wird der Biodiesel zu 70 Prozent aus Raps gewonnen. Die
übrigen 30 Prozent setzen sich zu gleichen Teilen aus Soja,
Palmöl und Altspeiseöl zusammen.
2. Biofuels Corporation PLC has completed the building of its
first 250,000 mt biodiesel processing plant at Seal Sands,
Middlesbrough. The site offers a deep water port (to import the
necessary oils) and a well established infrastructure. The
biodiesel production, equivalent to some 284 million litres of
biodiesel, will use renewable vegetable oil crops such as palm,
rape, canola, soy, linseed, coconut, mustard and cotton oils. (www.biofuelscorp.com) Die
Biofuels Corp. ist der größte Biodieselproduzent in
Großbritannien.
3. Der zweitgrößte Biodieselproduzent in
Großbritannien ist Greenergy Biofuels (Hauptaktionär:
Tesco). Das Unternehmen errichtete 2006 seine erste große
Biodiesel-Anlage in Immingham, Humberside. Die Anlage produziert
im Jahr 114 Millionen Liter Biodiesel, soll aber ihre
Kapazitäten in den Folgejahren erweitern. Auch hier soll
Palmöl neben Rapsöl einen Großteil des
verwendeten Pflanzenöls ausmachen. (www.greenergy.com)
4. RWE will zum Beispiel in seinem Kraftwerk in Kent, in
Südost-England mit Palmöl Strom erzeugen.
5. Darwin/Australien seit November 2006. Geplant ist ab 2007 eine
Produktion von 140 Millionen Liter per Annum.
6. In Deutschland soll ab diesem Jahr (2007) in Emden eine
Palmöl-Raffinerie jährlich rund 400 Millionen Liter
Diesel aus 430.000 Tonnen indonesischem Palmöl
herstellen.
7. In Marbach am Neckar ist laut Rettet den Regenwald eine
Biodieselanlage mit einer Jahresproduktion von 150.000 Tonnen in
Planung. Dabei soll, aus Wettbewerbsgründen, auch
Palmöl zum Einsatz kommen.
8. Seit Ende 2005 produziert im baden-württembergischen
Empfingen ein Biomasse-Kraftwerk Strom, nicht wie
ursprünglich geplant mit Rapsöl, sondern mit
Palmöl.
Liste der weltweit Palmöl verarbeitenden
Unternehmen:
Einige führende europäische Lebensmittelunternehmen -
darunter Unilever, Henkel und Migros in der Schweiz - beziehen
Palmöl direkt von den indonesischen Erzeugern. Die
führenden Raffinerie- bzw. Ölverpackungsunternehmen in
der Europäischen Union sind ADM, Bunge, Cargill und
Unilever. Zu den bedeutenden globalen Käufern und
Verarbeitern von Palmöl gehören Aarhus United
(Vereinigtes Königreich, ein Tochterunternehmen von Aarhus
Dänemark), BIOX (Niederlande), Cadbury Schweppes
(Vereinigtes Königreich), Cargill BV (Niederlande, ein
Unternehmen der Cargill-Gruppe), Cloetta Fazer (Schweden), CSM
(Niederlande), Cognis (Deutschland), Danisco (Dänemark),
Ferrero (Italien), Fuji Öl Gruppe (Belgien), Goodman Fielder
(Australien), Karlshamns (Schweden), KOG Edible Oils BV
(Niederlande, ein Unternehmen der Kuok-Gruppe), Lipdos Santiga
(Spanien), Matthews Foods (Vereinigtes Königreich),
Mitsubishi (Japan), Nutriswiss (Schweiz), Walter Rau
(Deutschland), Safic-Alcan (Frankreich), Santa Maria (Schweden),
Spychiger Oil Trading Ltd. (Schweiz) und Unilever (Niederlande/
Vereinigtes Königreich).
Alle diese Unternehmen - neben den Einzelhandelsketten Asda
(Vereinigtes Königreich), Boots (Vereinigtes
Königreich), The Body Shop (Vereinigtes Königreich),
Coop (Schweiz), Co-operative Group (Vereinigtes Königreich)
und Migros (Schweiz) - sind Mitglieder des Runden Tisches
für nachhaltiges Palmöl (RSPO).
Attraktiv für Spekulanten
Wer ethische Bedenken hinten anstellt, so jüngst eine
Website mit Anlagetipps, könne sich ein Investment in
Palmöl überlegen. In Deutschland handelbar seien
beispielsweise die Aktien von Golden Agri-Resources und Wilmar
International aus Singapur. "Daneben sind an der alternativen
Wachstumsbörse in London, der AIM, bereits einige
Palmöl-Plantagen gelistet. Der größte Vertreter
dieser Zunft ist die MP Evans Group. Seit kurzem bietet die ABN
Amro zudem ein Open End Zertifikat auf Palmöl (WKN AA0PAL)
an".
Der Boom der vergangenen Monate im Energie- und Rohstoffbereich
hat somit zu einer "Renaissance der Plantagewerte" geführt.
Entsprechende Unternehmen wie United Plantations of Africa,
Plantations des Terres Rouges, Anglo-Eastern Plantations, R.E.A.
Holdings und Internationale de Plantations d'Heveas konnten ihre
Werte signifikant steigern, mit Kursgewinnen von, laut
Frankfurter Allgemeine Zeitung bis zu 524 Prozent. Die
Unternehmen beschäftigten sich "mit dem Anbau, der
Verarbeitung und der Vermarktung von Kautschuk, Palmöl, Tee
und Kakao bis hin zu Rosen, Orangen, Zitronen, Grapefruit und
Bananen in allen Teilen der Welt." Eines der solidesten
Unternehmen des Metiers stellte demnach die belgische Sipef NV
dar. Die Holding investiert in Plantagen in Indonesien, Papua
Neuguinea, Vietnam, im Kongo, in Liberia und an der
Elfenbeinküste, unter anderem in Palmölplantagen. Die
Aktie allein dieses Unternehmens hat seit Oktober des Jahres 2001
um rund 550 Prozent zugelegt. Palmölplantagen sind also
nicht nur für die indonesische Wirtschaft von essentieller
Bedeutung, sondern werden auch für internationale
Spekulanten immer interessanter.
Problematisch ist hierbei die Größenordnung, in der
auf monokulturelle Plantagenwirtschaft in Indonesien umgestellt
wird, und die Tatsache, dass ein gesamter Wirtschaftszweig
Gegenstand von Spekulationen ist. Staaten, die vom
Palmölboom und den entsprechenden Spekulationen
abhängig sind, gefährden ihre Wirtschaft und damit das
Wohl ihrer Bevölkerung. Wie viel Geld man in Indonesien mit
dem Boom verdienen kann, wurde im Juli 2007 deutlich, als Astra
Agro, einer der größten Plantagenbetreiber im Land,
erklärte, innerhalb des ersten Halbjahres 2007 seinen Gewinn
um 65 Prozent auf 75 Millionen Dollars gesteigert zu haben
(emfis, 12.7.2007).