In: Home > News > Türkei: Aleviten wollen sich von Erdogan nicht mundtot machen lassen
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Bozen, Göttingen, 18. Dezember 2017
Das Logo von Yol Tv.
Anlässlich des Beginns des Einspruchsverfahrens in der
Türkei gegen das Sendeverbot für den alevitischen
TV-Senders Yol aus Köln am kommenden Mittwoch in Ankara hat
die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) der
türkischen Regierung vorgeworfen, diese unabhängige
kritische Stimme der rund 15 Millionen Aleviten endgültig
zum Schweigen bringen zu wollen. Nachdrücklich forderte die
Menschenrechtsorganisation, die Ausstrahlung der Sendungen von
"Yol TV" über den Satelliten Türksat wieder zu
ermöglichen. "Yol TV" wurde am 21. Dezember 2016 von der
Türksat-Betreibergesellschaft die Sendefrequenz entzogen.
Der Fernsehsender habe den Präsidenten der Republik
Türkei beleidigt, hieß es zur Begründung.
"Der konstruierte Vorwurf gegen YOL TV macht deutlich, wie
schlecht es um Pressefreiheit und Bürgerrechte in der
Türkei steht und wie machtbesessen und skrupellos
Präsident Recep Tayyip Erdogan ist", erklärte am Montag
der GfbV-Nahostreferent Kamal Sido in Göttingen. Yol TV ist
mit der Alevitischen Gemeinde Deutschland assoziiert, hat seinen
Sitz in Köln und ist derzeit nur über das Internet zu
sehen. Das hat die Zahl der Zuschauer in der Türkei stark
dezimiert. Da die Mehrheit der Angehörigen der alevitischen
Religionsgemeinschaft Türkisch spricht, werden von Yol TV
hauptsächlich Sendungen in türkischer Sprache
ausgestrahlt. Vereinzelt gab es aber auch bereits Programme in
verschiedenen kurdischen Dialekten oder sogar in deutscher
Sprache. Yol TV gibt es seit 2007. Das Alevitentum ist in der
Türkei nicht als Religion anerkannt, seine Anhänger,
die unterschiedlichen ethnischen Gruppen angehören, leiden
unter Diskriminierung und Verfolgung.
"YOL TV ist nicht der einzige verbotene Sender, sondern
gehört zu einer ganzen Reihe verbotener Kanäle, die
über die Regierungspartei genauso kritisch berichten wie
über Erdogans Politik. Auch diese Sender können in der
Türkei nicht mehr ohne weiteres auf legalem Wege empfangen
werden", berichtete Sido. In den beiden vergangenen Jahren hat
die türkische Regierung mindestens 153 Medien geschlossen.
Darunter sind vier Nachrichtenagenturen, 28 Verlagshäuser,
47 Tageszeitungen, 16 Zeitschriften, 28 TV-Sender, 30
Radiosender. Viele von ihnen sind kurdische und alevitische
Medien. 146 Journalisten sollen sich in der Türkei in Haft
befinden.
Vertreter der alevitischen Religionsgemeinschaft hatten der GfbV
schon kurz nach dem Entzug der Sendelizenz für Yol TV
mitgeteilt, dass sich alevitische Verbände in Deutschland
gegen das Verbot ihres TV-Senders "mit aller Kraft juristisch
wehren" wollen. Bei den Verhandlungen über ihren Einspruch
am 20. Dezember vor einem Gericht in Ankara wollen die in
Deutschland und Europa organisierten Aleviten mit einer
Delegation von knapp 50 Personen vertreten sein. Unter den
Prozessbeobachtern sind Herr Turgut Öker, Ehrenvorsitzender
der Alevitischen Union Europa, Herr Hüseyin Mat,
Vorsitzender der Alevitischen Union Europa, sowie Herr Mahmut
Akgül, Geschäftsführer von "YOL TV".
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2017/170223de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2017/170117de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2010/100604de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2007/070119de.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/media2013-de.html
in www: https://de.wikipedia.org/wiki/Aleviten
| www.yoltv.eu