In: Home > News > Europaparlament: Mit Verbot von Palmöl als Biokraftstoff schützt Europaparlament Menschenrechte indigener Völker
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Bozen, Göttingen, 19. Januar 2018
Regenwaldzerstörung um Platz für eine Palmölplantage zu machen, West Kalimantan, Borneo, 2009. Foto: David Gilbert/RAN.
Als wegweisend für den Schutz der Rechte indigener
Völker hat die Gesellschaft für bedrohte Völker
(GfbV) den Beschluss des Europaparlaments bezeichnet, den
Verbrauch von Palmöl als Biokraftstoff zu verbieten.
"Palmöl ist ein Killer für indigene Völker und
ihre Rechte. Fast überall, wo Palmöl produziert wird,
werden Landrechte indigener Völker missachtet, ethnische
Gemeinschaften vertrieben oder marginalisiert. Die mutige
Entscheidung des Europaparlaments ist daher nicht nur gut
für die Umwelt, sondern auch für die Menschenrechte",
erklärte GfbV-Direktor Ulrich Delius am Freitag in
Göttingen.
Der Palmöl-Boom der vergangenen Jahre hat in Indonesien und
Malaysia, den weltweit bedeutendsten Exporteuren dieses
nachwachsenden Rohstoffes, hunderte Rechtsstreitigkeiten zwischen
indigenen Völkern und der Agrarindustrie verursacht. "Statt
Wohlstand bei den traditionellen Nutzern des Landes zu schaffen,
schüren Ölpalm-Plantagen Zerstörung und
Kulturverlust", sagte Delius. Am Mittwoch hatte das
Europaparlament mit großer Mehrheit für einen
mittelfristigen Ausstieg Europas aus der Nutzung von Palmöl
für Biosprit gestimmt. Noch ist diese Entscheidung nicht
bindend. Sie muss noch von den Regierungen der EU-Mitgliedstaaten
gebilligt werden. Begründet wurde der Schritt vor allem mit
dem Schutz der Umwelt, weil Biosprit auf Palmölbasis rund 80
Prozent mehr Treibhausgas-Emissionen verursacht als fossile
Brennstoffe.
Den Vorwurf des malaysischen Ministers für Plantagen und
Rohstoffe, Mah Siew Keong, Europa grenze systematisch
Ölpalmen aus und betreibe "Apartheid gegen Pflanzen",
bezeichnete die GfbV als "absurd". "Wer so schwere Vorwürfe
erhebt, sollte die Folgen des Ölpalmen-Booms im eigenen Land
nicht ignorieren", sagte Delius. Die meisten der 150.000
Angehörigen der indigenen Orang-Asli-Völker Malaysias
haben ihr Land dauerhaft verloren, weil dort Plantagen angelegt
wurden. Auch juristisch haben sie kaum eine Chance, die
Rückgabe ihres gestohlenen Landes zu erstreiten. Malaysia
ist heute der zweitgrößte Palmöl-Produzent der
Welt.
Auch im benachbarten Indonesien sind die Folgen des
Palmöl-Booms für indigene Völker dramatisch. Auf
Sumatra und Kalimantan (Borneo) werden Flächen von der
Größe Bayerns und Niedersachsens als
Ölpalmplantagen bewirtschaftet. In Westpapua hat sich die
Ausdehnung dieser Plantagen zwischen 2010 und 2015 sogar
verfünffacht. Das Nachsehen haben die indigenen Papua, die
ihr Land verlieren und ihre traditionelle Wirtschaftsform
aufgeben müssen. Noch befinden sich in Westpapua 35 Prozent
des Regenwaldes Indonesiens. Doch es ist nur eine Frage der Zeit,
wann dieser Wald neuen Plantagen weichen muss.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2013/131015de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2013/130530de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2013/130502de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2013/130304de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2012/121218de.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/palmoel.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/sud2010-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/global-sozial.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/global.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/dekade.html
| www.gfbv.it/3dossier/diritto/ilo169-conv-dt.html
in www: de.wikipedia.org/wiki/Indonesien
| http://en.wikipedia.org/wiki/Indigenous_peoples