In: Home > News > Entspannung im Horn von Afrika: Äthiopien erkennt Grenzverlauf an. Diplomatischer Triumph für Eritrea könnte Diktator Afewerki gefährden
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Bozen, Göttingen, 6. Juni 2018
Die koptische Kathedrale in Asmara, Eritrea. Foto: Wikipedia.
Als bedeutenden Schritt zu mehr Frieden im Horn von Afrika hat
die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV)
Äthiopiens Bereitschaft bezeichnet, den Grenzverlauf
Eritreas anzuerkennen. "Nach so viel Leid und Tod wird die
Zivilbevölkerung in Eritrea und Äthiopien diese
Entscheidung feiern. Doch der diplomatische Triumph für sein
Land könnte für Eritreas Diktator Isaias Afewerki
selbst einschneidende Folgen haben und ihn seine Macht kosten.
Denn wenn der Kleinstaat nicht mehr im latenten Kriegszustand zum
großen Nachbarn Äthiopien lebt, lassen sich der
aufgeblähte Militärapparat, Zwangsrekrutierungen und
der zeitlich unbegrenzte Militärdienst auch nicht mehr
rechtfertigen", erklärte der GfbV-Direktor Ulrich Delius am
Mittwoch in Göttingen. So dürfte der Druck auf den
Alleinherrscher zunehmen, in seinem Land endlich demokratische
Reformen zuzulassen und Menschenrechte zu respektieren. Die
Flucht vor dem Militärdienst ist einer der Hauptgründe,
weshalb Eritreer die größte Gruppe unter den
Bootsflüchtlingen in Italien sind.
Äthiopiens Regierung hatte am Dienstagabend
angekündigt, den Spruch des Internationalen
Schiedsgerichtshofes in Den Haag aus dem Jahr 2002 nun doch
anzuerkennen. Das Gericht hatte damals den Grenzverlauf zugunsten
Eritreas bestätigt. Beide Staaten hatten zwischen den Jahren
1998 und 2000 einen blutigen Grenzkrieg geführt, der
mindestens 100.000 Menschenleben kostete. Im Vertrag von Algier
hatten sie sich im Jahr 2000 verpflichtet, einen Schiedsspruch
der neutralen Instanz anzuerkennen. Doch Äthiopien hatte
sich später geweigert, ihn zu respektieren.
"Für Eritrea ist Äthiopiens Einlenken ein großer
Sieg, denn die internationale Staatengemeinschaft hatte sich mit
Rücksicht auf Äthiopiens strategische und politische
Bedeutung geweigert, die Anerkennung des Schiedsspruchs von der
Regierung in Addis Abeba einzufordern", berichtete Delius.
Stattdessen wurde Eritrea immer mehr stigmatisiert und zum Pariah
im Horn von Afrika erklärt. "Eritreas Diktator dürfte
dies gar nicht so unrecht gewesen sein. Er konnte behaupten, sein
Land sei Opfer internationaler Verschwörungen, und der
Bevölkerung wegen der latenten Kriegsgefahr Menschenrechte
verweigern." Nun dürfte der Druck auf Afewerki wachsen,
seine mehr als 200.000 Mann starke Armee zu verkleinern.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2018/180219de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2015/150617de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2013/131008de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2016/161201de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2016/161004de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2016/160810de.html
| | www.gfbv.it/3dossier/africa/anuak.html
| www.gfbv.it/3dossier/africa/oromo-de.html
in www: https://de.wikipedia.org/wiki/Eritrea