In: Home > News > Brasilien: Düstere Perspektiven für indigene Völker unter einem möglichen Präsidenten Bolsonaro
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Bozen, Göttingen, 11. Oktober 2018
Am vergangenen Sonntag ging Jair Bolsonaro als Sieger des ersten Wahlgangs hervor. Bolsonaro ist bekannt für seine rassistischen, homophoben und sexistischen Äußerungen. Foto: Antonio Cruz via Wikimedia Commons CC BY 3.0 br.
Für die indigenen Völker in Brasilien ist der
Kolumbustag, an dem in ganz Amerika an jedem 12. Oktober die
Landung des Seefahrers Christoph Kolumbus an den Küsten des
Kontinents gefeiert wird, ein Tag der Trauer. Die Gesellschaft
für bedrohte Völker (GfbV) warnt aus diesem Anlass vor
einer dramatischen Verschlechterung der Situation der 305
indigenen Völker in Brasilien unter einem möglichen
Präsidenten Jair Bolsonaro. "Bolsonaros rassistische
Angriffe auf Minderheiten schüren die Ausgrenzung der armen
und indigenen Bevölkerung", kritisiert GfbV-Referentin
Yvonne Bangert.
Landrechte der indigenen Gemeinschaften geraten zusehends in
Gefahr. Der Staat geht kaum gegen illegale Rohstoffförderung
und Holzeinschlag in indigenen Gebieten vor. Der Prozess der
Anerkennung indigener Schutzgebiete ist ins Stocken geraten.
Unter der Regierung des noch amtierenden Präsident Michel
Temer wurde kein einziges Anerkennungsverfahren zum Abschluss
gebracht.
"Die Agrarlobby, die sich für die Interessen der
Großgrundbesitzer und der industriellen Landwirtschaft
einsetzt, gewinnt zusehends an Einfluss", beklagt Bangert.
"Leidtragende sind vor allem die indigenen Gemeinschaften, deren
Rückzugsgebiete für die wirtschaftliche Nutzung
geöffnet werden sollen. Unter einem Präsidenten
Bolsonaro, der diese Lobby unterstützt, wird sich dieser
Prozess deutlich beschleunigen."
"Die Daten des gerade erschienenen Jahresberichts 2017 der
brasilianischen Menschenrechtsorganisation CIMI sind
alarmierend", erklärt Bangert. Demnach wurden 128 Fälle
von Suizid verzeichnet. 110 Indigene wurden ermordet. Zudem
wurden 27 Mordversuche und 14 Morddrohungen registriert. Aufgrund
der mangelhaften medizinischen Versorgung sind 702 Kleinkinder
unter fünf Jahren gestorben.
Der rechtpopulistische Bolsonaro, Kandidat der PSL (Social
Liberal Party), hat als Sieger des ersten Wahlgangs beste Chancen
auf die Präsidentschaft. Er ist ein Befürworter der
Waffenlobby und äußert sich positiv über die
Militärdiktatur, die 1962 bis 1985 in Brasilien herrschte.
Bolsonaro tritt für ein autoritäres Brasilien ein, hat
einen Ex-General als Vizepräsident nominiert und will
weitere Militärs in wichtige Ämter bringen. Seine
Wähler sind mehrheitlich gutverdienende, gutgebildete
weiße Männer der oberen Mittelschicht. Vor allem
ultrakonservative Mitglieder der evangelikalen Gemeinden und
Pfingstkirchen, die etwa 20 Prozent der Bevölkerung
ausmachen, unterstützen ihn. Bolsonaros rassistische,
homophobe und sexistische Äußerungen sind für sie
kein Widerspruch zur Botschaft der Toleranz des Christentums.
Vielmehr werden soziale Benachteiligungen als Strafe Gottes
aufgefasst, die durch einen entsprechend tugendhaften
Lebenswandel abzubüßen sei.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2018/180808de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2018/180119de.html | |
www.gfbv.it/2c-stampa/2017/170504ade.html
www.gfbv.it/2c-stampa/2017/171222de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2014/140801de.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/brasil-tras-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/water2017-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/sud2010-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/global-sozial.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/global.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/palmoel.html
in www: https://de.wikipedia.org/wiki/Indigene_Völker