In: Home > News > Internationaler Tag der indigenen Völker (9. August). Gewalt gegen indigene Menschenrechtsverteidiger nimmt zu - Landrechtskonflikte verschärfen sich
Sprachen: DEU | ITA
Bozen, Göttingen, 8. August 2018
Die Menschenrechtlerin Berta Cáceres wurde am 2. März 2016 in ihrem Haus getötet, nachdem sie zuvor zahlreiche Morddrohungen erhalten hatte. Foto: coolloud via Flickr.
Weltweit nimmt die Gewalt gegen indigene
Menschenrechtsverteidiger zu. Darauf weist die Gesellschaft
für bedrohte Völker (GfbV) anlässlich des
Internationalen Tages der indigenen Völker (9. August) hin.
Besonders in Süd- und Mittelamerika sowie in Asien
stünden sie massiv unter Druck. In einem am Mittwoch
veröffentlichten 16-seitigen Memorandum informiert die
Menschenrechtsorganisation exemplarisch über die bedrohliche
Lage indigener Repräsentanten und ihrer Gemeinschaften in
Guatemala, Kolumbien, Paraguay, Burma, auf den Philippinen, und
Russland.
"Die Indigenen werden sowohl von staatlicher Seite, insbesondere
der regulären Armee, als auch von nichtstaatlichen Milizen,
Goldsuchern, Öl-, Erdgas- und Bergbau-Unternehmen, Drogen-
und Holz-Mafia bedrängt", fasst das Memorandum zusammen.
"Wer trotzdem die Interessen seiner Gemeinschaft verteidigt,
riskiert sein Leben." So seien im Jahr 2017 allein in Guatemala
496 Bauernführer ermordet worden. Die meisten Opfer waren
Indigene, die sich friedlich für Landrechte oder gegen
Großgrundbesitzer sowie gegen Großprojekte von
Energie- und Bergbauunternehmen auf ihrem traditionellen
Territorium eingesetzt hatten.
In Kolumbien nutzten Milizen seit dem Friedenschluss 2016 das
Machtvakuum, um indigenes Land unter ihre Kontrolle zu bringen.
Auch Großgrundbesitzer wollten indigene Gemeinschaften
vertreiben. Drogen- und Holzmafia bringen indigene Gemeinschaften
in Paraguay in Bedrängnis. In Burma und auf den Philippinen
werden indigene Menschenrechtler im Bürgerkrieg von
regulären Soldaten pauschal als vermeintliche
Unterstützer bewaffneter Rebellen diffamiert und verfolgt.
In der Russischen Föderation werden indigene
Menschenrechtlerinnen von staatlichen Stellen gezielt
kriminalisiert, um sie mundtot zu machen. Vor allem in den
rohstoffreichen Regionen Sibiriens werden die Menschenrechte
indigener Völker systematisch ignoriert.
Eindringlich forderte die GfbV einen besseren Schutz der
indigenen Menschenrechtler. Es seien mehr Anstrengungen
erforderlich, bestehende Vereinbarungen nicht als abstrakte
Gesetzestexte zu behandeln, sondern sie konkret anzuwenden. So
habe auch das im März 2018 von 24 Staaten Südamerikas
und der Karibik unterzeichnete, rechtlich bindende Abkommen zur
Sicherung von Umwelt- und Landrechten noch keine Erleichterung
gebracht. Indigenen Menschenrechtsverteidigern drohten weiterhin
Mordanschläge, Verfolgung und Kriminalisierung. Damit
indigene Völker nicht hilflos der Gewalt krimineller Banden,
Milizen oder korrupter Soldaten ausgesetzt sind, muss nach
Auffassung der GfbV eine internationale Konvention zum Schutz von
indigenen Menschenrechtsverteidigern entwickelt werden, die deren
spezifische Bedrohung berücksichtigt. Denn da sie
Minderheiten angehören und in meist sehr abgelegenen
Regionen leben, seien sie oft besonders massivem Druck
ausgesetzt.
Die mehr als 450 Millionen Indigenen weltweit verteilen sich auf
rund 6.000 Gemeinschaften. Trotz der grundsätzlichen
Anerkennung ihrer grundlegenden traditionellen Rechte durch die
internationale Staatengemeinschaft tun sich viele Regierungen
schwer, diese Rechte in ihrer Wirtschafts-, Sozial- und
Kulturpolitik angemessen zu berücksichtigen.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2018/180305de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2018/180119de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2017/170807de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2016/160808de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2015/150807it.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2014/140909de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2014/140801de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2013/130806de.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/water2017-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/siberia/artic2006-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/sud2010-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/global-sozial.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/brasil-tras-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/global.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/palmoel.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/dekade.html
in www:
www.gfbv.de/fileadmin/redaktion/Reporte_Memoranden/2018/2018-08_Memorandum_Indigene-Menschenrechtsverteidiger_GfbV.pdf
| https://de.wikipedia.org/wiki/Indigene_Völker