In: Home > News > Neue IOC-Richtlinien zu politischer Meinungsäußerung. Menschenrechtler warnen vor Maulkorb bei Olympiade in China
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Bozen, Göttingen, 15. Januar 2020
Olympische Winterspiele Peking 2022. Foto: Wikipedia.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV)
betrachtet die neuen Regeln des Internationalen Olympischen
Komitees (IOC) zu politischen Meinungsäußerungen bei
Olympischen Spielen als weltfremd und entmündigend.
"Spätestens bei den Olympischen Winterspielen in Peking im
Februar 2022 droht dem IOC ein Super-GAU. Diese Olympiade findet
in einem Land statt, das Verbrechen gegen die Menschlichkeit und
Völkermord an seiner eigenen Bevölkerung begeht",
erklärte GfbV-Direktor Ulrich Delius am Mittwoch in
Göttingen. In China würden uigurische und kasachische
Sporttreibende alleine aufgrund ihres Glaubens und ihrer
ethnischen Abstammung zwangsweise in Umerziehungslager
eingewiesen. "Das ist eine grobe Verletzung des olympischen
Geistes. Kritik daran auch noch systematisch zu unterdrücken
ist undemokratisch und nicht zeitgemäß", so
Delius.
Das IOC hatte letzte Woche neue einschränkende Leitlinien
zur politischen Meinungsäußerung bei Olympiaden
veröffentlicht. Die neuen Richtlinien verbieten
ausdrücklich Proteste oder politische Gesten bei
Medaillenzeremonien oder während der Eröffnungs- oder
Schlussfeier. "Das IOC scheint diese oft mutigen Gesten nur als
Problem aufzufassen, und nicht als Chance, den olympischen Geist
zu erneuern und die in Verruf gekommenen Olympischen Spiele in
der Bevölkerung wieder beliebter zu machen", bedauert
Delius.
Die GfbV erinnert an den Fall des Marathonläufers Feyisa
Lilesa aus Äthiopien, der mit überkreuzten Armen beim
Zieleinlauf bei den Olympischen Sommerspielen in Rio de Janeiro
2016 auf die Unterdrückung der Oromo-Bevölkerungsgruppe
in seiner Heimat aufmerksam machte. Der vielbeachtete Protest
führte dazu, dass der Sportler aus Lebensgefahr jahrelang
nicht in seine Heimat zurückkehren konnte. Doch in
Äthiopien wurde er mit seiner Geste zum Volkshelden und
Symbol des friedlichen Widerstands gegen Unterdrückung.
Seine Geste gab der Demokratiebewegung einen massiven Auftrieb,
der schließlich zur demokratischen Öffnung des Landes
beitrug. Nachdem Lilesa im Oktober 2018 nach Äthiopien
zurückkehren konnte, wurde er wegen seiner Verdienste
für die Demokratisierung des Landes im April 2019 von der
neuen äthiopischen Staatsführung ausgezeichnet.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2016/161124de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2014/140916de.html
| www.gfbv.it/3dossier/asia/seidenstr.html
| www.gfbv.it/3dossier/asia/china2.html
| www.gfbv.it/3dossier/asia/uigur-feld.html
in www: www.hrichina.org