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Von Rainer Feldbacher
Bozen, Februar 2016
Männer der Uighuren. Foto: Rainer Feldbacher.
China beinhaltet 56 ethnische Gruppen, die größte
besteht aus Han-Chinesen (92%), während die anderen als
shaoshu minzu "Minderheitennationalitäten" bezeichnet
werden. Die vielfältigste Verteilung findet sich im Süd
- und Nordwesten Chinas. Letzteres steht zugleich für
Ostturkestan oder Uighuristan, heute Xinjiang - das Gebiet ist
von Uighuren besiedelt, deren Herkunft und Identität teils
schwierig zu klären und deren heutiger Lebensumstand nicht
einfacher ist (Die ersten beiden Toponyme werden gerne von
Uighuren verwendet, sind aber von der chinesischen Regierung
verboten. Zweitausend Jahre lange war das Gebiet dagegen in
chinesischen historischen Aufzeichnungen Xiyu "Westliche
Regionen" genannt, während Xinjiang erst im 18. Jahrhundert
aufkam). Am ehesten nachvollziehbar sind ihre ethnischen Wurzeln,
als das uighurische Reich (744/5-840 christlicher Zeitrechnung)
in der nordwestlichen Mongolei gelegen war, bestehend aus einer
turksprachigen nomadischen Gesellschaft. Anschließend wurde
der Name mit sesshaften Oasenbewohnern gleich gesetzt, die aus
Buddhisten, Manichäern und Nestorianern bestand. Im
fünfzehnten Jahrhundert konvertierten sie fast
ausschließlich zum Islam. Trotz der Definition "Uighur"
lebten die einzelnen Gemeinschaften isoliert voneinander in ihren
jeweiligen Oasen, eine stärkere Definition ihrer
Identität schien nicht notwendig.
Ein jeweiliges Abgrenzen voneinander war nie so strikt, denn
Grenzen verschoben sich oft. Als die Dynastie der Qing im 18.
Jahrhundert das Gebiet des heutigen Xinjiang eroberte, tolerierte
sie (nachdem sie zugegebenermaßen einige Ethnien im Zuge
dessen auslöschte) als pluralistisches Reich die einzelnen
Ethnien, kategorisierte diese jedoch zwecks Kontrolle auch.
Immerhin bestand diese Region immer aus einer Ansammlung von
verschiedenen Ethnien, worin heute dreizehn offiziell anerkannte
Gruppen leben, viele davon - wie die geopolitische Lage - ein
Dorn in Beijings Augen. Andererseits ist Xinjiang auch aus vielen
Gründen wichtig, vor allem - wie könnte es anders sein
- ökonomischen. Die Provinz umfasst ein Sechstel des
Gesamtstaates sowie geschätzte 30 Prozent der Öl- und
Gasreserven, und ist das Symbol schlechthin für das
Vermächtnis der Seidenstraße, die wiederbelebt wird,
um auch die Infrastruktur zu verbessern, die wiederum auch die
Han-Chinesen nützen wollen. Während in Zeiten der
chinesisch-sowjetischen Spannungen die Region als Bollwerk gegen
die sowjetische Bedrohung galt, so definiert sie sich heute als
Tor zu den Märkten Zentralasien und als Sprungbrett weiter
westwärts. Außerdem bietet sich das Klima für die
Baumwollkultivierung an, wobei der Mangel an Wasser und die
offensichtlichen ökologischen Folgen um den Aral-See in
Kasachstan und Usbekistan ignoriert werden. Und nicht zuletzt
bietet die gering besiedelte Provinz Raum für die Bewohner
der überbevölkerten Ostküste bzw. für die
Umsiedlung etwa der Bewohner der Region um den
Drei-Schluchten-Damm.
Hirte. Foto: Rainer Feldbacher.
Noch vor Aufkommen der Volksrepublik China versuchten schon
1931 chinesische Regierungsangehörige den
Führungsanspruch dieser Region zu ihren Gunsten zu
manipulieren, während säkulare muslimische
Intellektuelle Einfluss gewannen. [1] Es kam zu gewaltsamen
Ausschreitungen zwischen Uighuren, Han-Chinesen und Dunganen,
auch bekannt als Hui (hanhui für "muslimische Chinesen"),
die in eine Rebellion im gesamten Tarim-Becken mündeten und
zur Türkischen Islamischen Republik von Ostturkestan (TIRET)
führten. Als Ende 1933 die chinesische Autorität in
dieser Region endete, wurde TIRET dennoch vom chinesischen
militärischen Führer Sheng Shicai mit Hilfe der Sowjets
und Dunganen/Hui zerschlagen. Trotz der gemeinsamen Religion
waren Uighuren und Hui einander entfremdet, da sich letztere bis
heute als Chinesen sehen und diese beim Halten der Region (auch
militärisch) unterstützten. [2] Mit dieser "Opposition"
sahen sich die Uighuren als eine einzelne Gruppe, und auch die
chinesische Regierung sorgte für die (Wieder-) Belebung
einer solchen Identität, versuchten jedoch gleichzeitig
historische und geographische Abspaltungen von China zu
überbrücken. Bis 1949 blieb Xinjiang
verhältnismäßig unabhängig von der
Zentralregierung in Beijing und wurde mehr von den Grenzgebieten
westlich der Grenzen beeinflusst, was hauptsächlich an den
schlecht vorhandenen Transport- und Kommunikationsnetzen
innerhalb eines unwegsamen Terrains lag und die Region somit vom
Kernland China abschnitt. So konnten die Sowjets offizielle
Verträge erst mit den Kuomintang, später mit den
chinesischen Warlords in Xinjiang abschließen, die ihnen
weit reichende Rechte gaben, die natürlichen Ressourcen
auszubeuten. Man versuchte mit Hilfe sowjetischer Berater deren
in Sowjet-Zentralasien verwendetes Klassifizierungssystem, die
interethnischen Spannungen zu entschärfen, und dieses System
ging einher mit gewissen politischen Rechten für
Minderheiten. Der ethnische Terminus wurde aber schon von
Exilanten im sowjetischen Zentralasien 1924 benutzt.
Die Uighuren - ursprünglich voneinander durch Oasen getrennt
- konnten von allen anderen Gruppen wie Kasachen, Han und
Dunganen kulturell und linguistisch unterschieden werden und
waren nunmehr die stärkste ethnische Gruppe in Xinjiang. Das
erkannten sie und schotteten sich umso mehr von den anderen als
Nationalität ab. Ein interessanter Aspekt hierbei ist, dass
die Uighuren früher mit Buddhismus und nie mit Islam in
Verbindung gebracht wurden. Die "neu definierten" Uighuren
befassten sich nie mit diesem Aspekt ihrer Geschichte. Sie
betonten eine stark nationalistische (pan-uighurische) und doch
pan-Turkische Ideologie zur Vereinigung aller Turkstämme der
Welt und waren gegen eine chinesische Kontrolle. Die
Selbstdefinition und ein Abfinden mit der Situation sind aber
komplizierter, abhängig von den sozialen Schichten und
inwieweit eine Stadt bzw. Oase von der politischen (bzw. vor
allem der ökonomischen Situation) profitiert. Die
Grenzregionen gewinnen durch die Öffnungen zu den anderen
Staaten, etwa die Stadt Ili Richtung Kasachstan bzw. Kashgar
Richtung Kirgistan. Die Einwohner von Turfan dagegen, einer der
berühmtesten Stationen entlang der Seidenstraße,
machen das beste Geschäft mit den Han-Chinesen durch den
Handel ihrer berühmten Trauben, vornehmlich in Form von
Rosinen, deren Preise weiter steigen. Natürlich sind diese
zufrieden. Je isolierter - und doch von der Volksrepublik
abhängig gemacht - die Städte sind, umso stärker
sind die Bestrebungen, wirkliche Autonomie zu erlangen. Somit
gibt es innerhalb der einzelnen Oasengesellschaften
Rivalitäten, letztlich auch abhängig davon ob die
Bewohner Händler oder Bauern sind. Aus diesem Grund ist es
wiederum gewagt, von einer pan-uighurischen oder pan-turkischen
Einheit zu sprechen.
Frauen der Uighuren. Foto: Rainer Feldbacher.
Davon kamen sie aber nie los. Einerseits war das Gebiet fern
genug, als sich etwa während des II. Weltkriegs und des
Bürgerkriegs zwischen Kuomintang und Kommunisten Letztere im
Zuge des Langen Marschs dort erholten und ihren Siegeszug
antraten. Zum anderen wurde der Nordwesten hinsichtlich all der
Ressourcen immer interessanter. So erkannte die kommunistische
Regierung, dass die geographische Situation mit entsprechenden
Transportverbindungen ausgeglichen werden müsste, um den
Fokus ostwärts zu richten. Das gelang unter anderem mit
einem entsprechend angesetzten Mittelpunkt, der Provinzhauptstadt
Urumqi, die ab 1962 mit dem restlichen China verbunden wurde, von
wo aus alle Zugstrecken und Straßen innerhalb Xinjiangs
verknüpft waren. Insofern sollte Xinjiang geographisch ein
wenig genauer umrissen werden: Angesiedelt im
äußersten Nordwesten Chinas, schotten es an dessen
westlicher Ecke (Zhungarisches Becken)[3] vier Gebirge (Pamir,
Karakorum, Hindukusch und Tianshan) von den Völkern Indiens,
Pakistans, Afghanistans, Kirgistans, Tadschikistans, Kazakhstans
und Russlands ab (und letztlich auch zum restlichen
Xinjiang).
Das Gebiet nach Süden hin dagegen bestand aus Wüsten
(Tarim Becken mit der Taklamakan Wüste südlich des
Tianshan) ebenso wie das Turfan Becken im östlichen Raum,
die ihrerseits auch für lange Zeit zu gewisser Isolation
zwischen den Oasen führten. Und doch waren sie Teil dessen,
was man heute als Seidenstraße kennt, die - so
widersprüchlich es klingt - Welten verband. Spätestens
ab 1989, als es nach Jahrzehnten der Spannung zwischen dem
"Ziehvater" Sowjetunion und China wieder zu einer politischen
Annäherung kam, gab es wieder stärkere Tendenzen
westwärts [4]. 1992 wurde die Eisenbahn zwischen der
Provinzhauptstadt Urumqi zur kasachischen Grenze geöffnet
("Iron Silk Road"). Hoffnung kam auf, dass es zu stärkeren
Verknüpfungen auch mit Europa mit einem entsprechenden Boom
für Xinjiang käme. Letztlich gehen die Gelder jedoch
erst zur Zentralregierung in Beijing. Diese Vorgangsweise
entspricht der Entscheidung im Zuge der Kampagne bekannt als
"Großer Sprung nach vorn", als gerade diese Region der
Ausbeutung von Ressourcen dienen sollte.
Die heutige Situation der Uighuren scheint prekärer denn je
zuvor. Nach etwaigen, oft schleppenden Versuchen gegenseitiger
Annäherung gab es einige Eskalationen, die zu einem
angespannten Verhältnis zwischen den einzelnen Volksgruppen
führten. Im Gegensatz zu vielen anderen Verstößen
gegen die Menschenrechte, verurteilt der Westen die
Vorgehensweise gegen die Uighuren (und in geringerem Ausmaß
Kasachen, Kirgisen (früher Burut genannt), Mongolen,
Turkmenen und Tadschiken kaum. Tatsächlich internationale
Aufmerksamkeit erhielt der Konflikt, der schon seit
Zusammentreffen dieser Ethnien und Kulturen bestand, aber seit
den 1930ern verstärkt auftritt, nach den Anschlägen von
9/11, als die ganze Welt einen Schulterschluss gegen den
Terrorismus forderte - der nun in verstärktem und noch
irrationalerem Maße wütet und dem abgesehen von
einigen Luftschlägen kaum entgegengewirkt wird. Im Zuge
dessen bekamen einige Staaten einen Freibrief ausgestellt, in dem
sie ihre ungelöste expansive Politik als Kampf gegen den
Terrorismus definierten (Russland mit Tschetschenien und
Südossetien, China mit Tibet und Xinjiang). Diese Staaten
konnten nun ohne den mahnenden Zeigefinger seitens des
"demokratischen Westens" gegen andere Gebiete und Länder
vorgehen. Informationen dazu dringen nur gelegentlich durch, wie
etwa im Zuge der olympischen Spiele in Beijing 2008, als
tibetische Demonstranten auf ihre soziale und politische Lage im
Kernland sowie in den Provinzen Qinghai, Gansu und Szechuan
hinweisen wollten. Ihr Aufbegehren wurde unter anderem in
Xiàhé (Provinz Gansu) blutig niedergeschlagen [5].
In Religion, Ausbildung und Sprache, Gesundheit, Arbeit,
Wirtschaft, Ökologie sowie Sicherheit werden verschiedene
ethnische Gruppen, allen voran die Uighuren diskriminiert bzw.
überhaupt unterdrückt.
Dabei kommt Xinjiang, die "neue Provinz" noch seltener in den
Medien vor. Es werden nur vereinzelt Vorfälle, wie etwa der
Anschlag in Form von tödlichen Messerattacken in Yunnan's
Provinzhauptstadt Kunming, in Zusammenhang mit den Uighuren
veröffentlicht. Aber auch diese Berichte werden vermutlich
kritiklos und unreflektiert von den chinesischen Quellen
übernommen und sprechen nicht nur von der Zahl der
Todesopfer, sondern tun auch alles als rein religiösen
Terrorismus ab. Die Wahrheit ist wie immer weit komplizierter und
vielschichtiger. Abgesehen von der geschichtlichen Entwicklung
sind es heute politische wie wirtschaftliche Beweggründe,
die verhindern, dass Xinjiang's "Autonomiestatus" ausgeweitet
wird. Gemessen an der Gesamtfläche Chinas einem Sechstel
entsprechend, gehen Schätzungen von einem großen Teil
an Erdgas- und Ölvorkommen in diesem Gebiet aus. Für
ein energiehungriges Land wichtiger denn je zuvor und zweifellos
ein Hauptgrund, den bisherigen Status dieses Gebiets so zu
belassen.
Die Darstellung der jeweiligen Parteien könnte ambivalenter
nicht sein. Aus uighurischer Sicht wird deren Kultur und Religion
unterdrückt, die Zentralregierung in Beijing hingegen
spricht von Entwicklungshilfe. Fest steht, dass in der Provinz
viele Restriktionen zu bemerken sind. Es werden beispielsweise
auf diskreterer Ebene schon seit Jahrzehnten viele Han-Chinesen
angesiedelt, die - laut eigenen Erzählungen - in den
"fernwestlichen" Regionen für dieselben zuvor in den
Heimatprovinzen durchgeführten Arbeiten besser bezahlt
werden. Ein weiteres Beispiel wäre, dass in Schulen und
Kindergärten die Fächer hauptsächlich in
Chinesisch (per Definition Han Yu, hierzulande als Mandarin
bekannt) gelehrt werden. Dies führt zur Schwächung der
eigenen Sprache, die somit nur noch im familiären Umfeld
genutzt wird. Diese von Beijing forcierte Vorgehensweise betrifft
alle "Minderheitensprachen" (wie dem Autor von verschiedenen
Seiten in unterschiedlichen Provinzen geschildert wurde).
In Zusammenhang mit (Aus-)Bildung muss noch erwähnt werden,
dass uighurische Studenten angehalten werden, an der
Ostküste zu studieren, wenn sie später am Arbeitsmarkt
erfolgreich sein wollen; entsprechend gibt es gewisse Quoten.
Bemerkenswert ist hierbei, dass jene Theologiestudenten, die
ihren Weg als Akhun (entspricht dem arabischen Imam) einschlagen
wollen, um diesen Beruf ausüben zu können, zu einer
Ausbildung in Beijing verpflichtet sind. Üblicherweise sind
gerade in fernöstlichen muslimischen Gesellschaften bzw.
Staaten (wie Malaysia und Indonesien) Ausbildungen schon der
sprachlichen Voraussetzungen wegen im nahöstlichen Raum
geradezu erwünscht. Offenbar wird die Förderung von
Extremismus befürchtet und somit wird die Ausbildung in
jenen Regionen seitens der chinesischen Regierung verboten.
Aufgrund der sprachlichen Herausforderung - immerhin bleibt
für die Uighuren die Zweitsprache Chinesisch eine
Fremdsprache - ist das Punktesystem an der Universität ein
anderes, nämlich weniger streng, was wiederum dazu
führt, dass die Han-Chinesen (Studenten wie Professoren)
darin ein unfaires System sehen.
Eine weitere kulturelle und religiöse Hürde ist der
Umgang mit Kleidungsvorschriften. Das Tragen von Kopftüchern
an ostchinesischen Universitäten etwa verwirrt bzw. gibt
Anlass zu Verdachtsmomenten hinsichtlich fundamentalistischer
Gesinnung. Andererseits ist die von Beijing vorgegebene Liste an
Verboten und Regeln auch in Xinjiang hoch. In den ländlichen
Gebieten sind die Hügel oft gesäumt von
werbetafelähnlichen Flächen, hauptsächlich mit
weißen und roten Steinen ausgelegt, die Botschaften wie
Einheit und Entwicklung für die Region vermitteln. Innerhalb
der Städte sind entlang vieler Straßen die Mauern mit
Malereien und Texten versehen, die meist auf sehr offensive Weise
zeigen, dass im Sinne einer kommunistischen Volksrepublik zu viel
Religion dem Extremismus zugeordnet wird.
Überhaupt lässt sich bemerken, dass Han-Chinesen ihre
Kultur als fortschrittlich und hoch betrachten, die Uighuren als
arm, abergläubisch und feudal sehen. Vor Allem der letzte
Begriff entspräche europäischer Definition von
primitiv, rückschrittlich und fanatisch. Gegenseitige
Vorurteile sind an der Tagesordnung. Selbst innerhalb der
Märkte, die je weiter man nach Westen kommt, einen immer
orientalischeren Hauch versprühen, werden Schilder und
Tafeln angebracht: Männer mit längeren Bärten sind
zu melden, Frauen dürfen sich nicht verschleiern, die
kommunistische Partei und die Menschen lieben einander,
Stärkung nationaler Einheit und gegen Gewalt und
Terrorismus, deren Anhänger wie Ratten dargestellt sind.
Ein größeres Problem besteht auch darin, dass die
beiden Gesellschaften (Uighuren und Han-Chinesen), die den
größten Teil der Bevölkerung in Xinjiang
ausmachen gegensätzlicher nicht sein könnten. Es
führt bestimmt auch nicht zu Annäherungen wenn
Han-Chinesen - wie nicht wenige Male zu beobachten ist -
betrunken und mit Prostituierten in Hotels und anschließend
eben auch auf der Straße feiern, was für
muslimisch-religiöse Gemüter nur als Provokation
gesehen werden kann. Dagegen wird das öffentliche
religiöse Leben stark beschnitten, so ist es dem Muezzin
nicht erlaubt, vom Minarett zu rufen (einige behelfen sich damit,
vom Torbogen aus für einige Momente zum Gebet zu rufen).
Andererseits versucht die chinesische Regierung uighurische
Intellektuelle für sich zu gewinnen, indem wieder mehr
Moscheen gebaut werden, der Koran offen verkauft werden darf
sowie Akhuns/Mullahs wieder bei Hochzeiten amtieren
dürfen.
Die Regierung erkannte, dass ein kontrolliertes Wiederaufleben
lassen von Kultur und Religion zu Stabilität führen und
nationalistische Strömungen und Antiregierungsproteste
vermeiden sollte. Uighurische Parteizugehörige bekommen
finanzielle Unterstützung für die hajj, die Pilgerfahrt
nach Mekka, um sie an kulturell-religiöse Traditionen zu
binden und deren Prestige und somit politischen Einfluss auf
lokaler und regionaler Ebene zu erweitern. Dennoch - oder gerade
deswegen - ist diese Strategie selektiver Toleranz und
verhaltener Liberalisierung gefährlich für die
Regierung - verstärkt sie doch die Forderungen nach
größerer Autonomie. Die uighurische intellektuelle
Elite wiederum fürchtet Passivität, ein freiwilliges
sich Unterwerfen und kulturelle Isolation von der pan-turkischen
Identität, stattdessen eine weitere Sinisierung ihres
Volkes, stellt sich aber auch gegen den stärker werdenden
kasachischen Einfluss innerhalb "Uighuristans".
Sonntage sind, entgegen der muslimischen Tradition des Freitags,
die offiziellen von der Zentralregierung vorgegebenen freien
Tage. Die Regierung schien sich damit an den Westen in Bezug auf
Wirtschaft und Globalisierung angepasst zu haben. Dagegen wird
die Situation einer gesamtchinesischen Zeitzone seitens der
Uighuren so gelöst, dass es einerseits die offizielle
"Beijing Time" gibt, Geschäfte aber auch private
Zusammenkünfte andererseits um 2 Stunden verschoben werden.
Dies sind die harmloseren Formen des Widerstands seitens der
Westbevölkerung gegen die Zentralregierung. Dennoch kann man
die ausufernde Gewalt nicht ignorieren. Gerade in den letzten
Jahren hat sich auf der ganzen Welt ideologischer Extremismus und
religiöser Fanatismus stark verbreitet.
Zum einen sind sie auf soziale Missstände zurück zu
führen, die sich in einer globalen Welt entgegen den
(zumindest verlautbarten) Maßnahmen der Konferenz von Rio
de Janeiro 1992 zur Bewältigung der wirtschaftlich
ungleichen Verteilung als Startschuss einer globalen
Marktwirtschaft ausbreiten Zum anderen ignorieren in dieser aus
fast denselben Beweggründen kleiner gewordenen bzw. enger
zusammengewachsenen Welt gewisse Staaten die Autonomie anderer
Nationen und glauben durch militärische Schläge den
Terrorismus zu bekämpfen, durch die mit jedem unschuldig
umgekommenen Menschen eine neue todbringende Saat aufgeht. Diese
allgemein in schwer fassbaren kleinen hydrenartigen Ausformungen
werden nicht mit klassisch-militärischen Maßnahmen
mehr auszumerzen sein. Und so kommt es auch in einigen
chinesischen Provinzen zu Terrorakten die zu umso stärkeren
staatlichen und sozialen tiefgreifenden Maßnahmen
führen.
Beispiele in jüngerer Zeit waren die schon oben genannten
Messerattacken am Bahnhof von Kunming (Yunnan), aber auch die
Bombenanschläge in einigen Städten in Xinjiang. Die
Reaktion darauf ist immer blutig, außerdem wird das Leben
der Einheimischen immens erschwert; an Bahnhöfen wie bei
Khotan werden Plätze großräumig mit Pollern
abgesperrt, um Anschläge per Laster zu verhindern und die
Sicherheitschecks sind strenger denn je. Entsprechend
zeitintensiv und wiederum angespannt sind Reisen innerhalb dieser
Provinz. An den Orten öffentlichen Verkehrs sowie in der
Nähe von Ministerien- und Industriegebäuden sind viele
Sicherheitskräfte mit Schusswaffen und Schlagstöcken
ausgestattet, beizeiten unterstützt von
Militärfahrzeugen bis hin zu Panzern.
Terroristische Akte führen jedoch wiederum dazu, auch
gemäßigtere Mächte mundtot zu machen bzw. am
Handeln zu hindern, was nur selten Kritik seitens des Westens
einbringt, vermutlich auch, da vieles nicht aus dem Land
dringt.
Dass Gehirnwäsche funktioniert, zeigten deutlich
Gespräche mit Han-Chinesen, auch an Universitäten
entlang der Ostküste (Shanghai, Nanjing). Deren Haltung ist
zumeist erstaunlich, um nicht zu sagen erschreckend. Selbst
(persönlich geführte) Gespräche mit Professoren
der Geisteswissenschaft brachten zutage, dass die Uighuren bzw.
allgemeine muslimische Minderheiten gefürchtet sind oder
ihnen zumindest nicht zu trauen ist. Es herrscht auch die
Befürchtung, dass - da die (inzwischen teils abgeschaffte)
Ein-Kind-Politik offiziell nicht die anderen Ethnien betrifft -
eines Tages die Anzahl der Uighuren die Bevölkerung der
Han-Chinesen übertrifft [7]. Ängste, die man nach
ähnlichem Muster auch in Europa hört, aber angesichts
einer längst die Milliarden Marke gesprengten
Landesbevölkerung (selbst wenn man andere Ethnien bei der
Zählung ausspart) an Lächerlichkeit grenzt, wenn es
nicht auch gewisse Gefahren der Restriktion und des gegenseitigen
Misstrauens bergen würden die einem friedlichen
Zusammenleben entgegenwirken. Umgekehrt fürchten die
Uighuren durch die Migration, in ihrem Land eine Minderheit zu
werden. Dennoch liberalisierte der chinesische Staat im Vergleich
zu früheren Dekaden teilweise die Religions- und kulturelle
Freiheit. Uighurische Intellektuelle nützen (bzw.
missbrauchen) diesen Umstand, starke nationalistische Ideologien
aufzubringen.
Die dualistische Sichtweise und zugleich ambivalente Haltung
des Westens, alles und jeden vereinfacht in eine ideologische
Schublade zu stecken, haben den Lebensumständen von
Bevölkerungen selten geholfen. Im Wahn, im demokratischen
Sinne Oppositionen zu stärken (wie im Fall von Syrien) als
Ausdruck pluralistischer Gesellschaft, Kräfte zu binden, die
als fast einziges Bollwerk gegen Fundamentalismus und Terrorismus
stehen, werden ganze Regionen destabilisiert. Auf der anderen
Seite werden Menschenrechtsverstöße (wie in China)
ignoriert, wenn sie der wirtschaftlichen Kooperation dienen.
Natürlich schafft der Abbau von Rohstoffen auch
Arbeitsplätze, aber während in der Provinz
Ansässige Arbeiten als Minenkumpels durchführen (neben
Landwirtschaft der andere große Anteil an
Arbeitsplätzen), sind die führenden und besseren
Positionen in Händen der Han-Chinesen, die zumeist auch der
Partei angehören und europäischen und amerikanischen
Angehörigen von Konzernen. Im Großen und Ganzen geht
es überall um das Stillen des Energiehungers entlang der
Ostküste, und dies ist vermutlich der Hauptgrund, der
Provinz den Status einer mehr oder minder gegebenen Autonomie zu
belassen.
Offiziell geht es China jedoch um "Entwicklungshilfe". An
Außenmauern vieler öffentlicher Gebäude sind
Aufzählungen zu lesen, in wie vielen Sparten der Provinz und
ihrer Bevölkerung geholfen wird; vom Gesundheitswesen
über Bildung bis hin zum sozialen Netz und der Versorgung
[8]. Für die Uighuren selbst ein schwieriges Kapitel, es
geht um die Entscheidung wieweit sie sich kulturell assimilieren.
Schon im Bereich Ausbildung gibt es zwar vereinzelt uighurische
Schulen [9], doch für eine entsprechende Karriere (und einer
eventuellen Position die Lage des Volkes zu verbessern) erfordert
die han-chinesische Ausbildung. Gerne verweist man auch auf
Urkesh (chines. Wuerkaixi), einen studentischen Führer
während des Tiananmen-Protests als Produkt der Ausbildung an
einer chinesischen Schule. Umgekehrt verweist man oft auf die
chinesisch ausgebildeten und somit Mandarin-sprechenden Uighuren
als "vierzehnte Nationalität" (uighurisch
ön-tötinchi millät), bezogen auf die dreizehn
anerkannten Ethnien in Xinjiang, während diese sich selbst
als Junggoluq - Chinesen UND Uighuren sehen, in Wirklichkeit aber
sich oft beiden entfremden und somit isoliert sind.
Auch im Bereich Kultur rühmt sich die Volksrepublik China,
bestehendes Kulturgut (in sehr ausgewähltem Rahmen, siehe
der schon angemerkte Verweis zur Sprache) zu bewahren bzw. darin
zu investieren. Leider muss man feststellen, dass - und dieses
Muster ist in vielen Teilen Chinas zu bemerken - der Bogen oft
überspannt wird. Viele alte Gebäude werden einfach
niedergerissen und durch neue ersetzt; in Kashgar etwa wurde die
gesamte Altstadt ausgetauscht. Anstelle der authentischen
Lehmgebäude stehen Betonblöcke (auch die ehemaligen
Holzbalkone sind aus diesem Material), die mit Lehmverputz
versehen wurden um die Häuser "in altem Glanz" erstrahlen zu
lassen. Als der Autor im Mai 2015 diese Stadt besuchte, glich die
sogenannte - in Wirklichkeit nicht mehr vorhandene - Altstadt
mehr einer Baustelle.
Nach deren Fertigstellung ähnelt die Stadt letztlich einem
potemkinschen Dorf oder Disneyworld, mit einem Stil, der offenbar
an Han-chinesische Touristen angepasst ist, die durchwegs shoppen
wollen bzw. bequem möglichst viel sehen wollen, selbst wenn
das auf Kosten von Natur und kultureller Authentizität
geschieht. Eine Stele vor der (neu aufgebauten "historischen")
Stadtmauer verweist auf die Leistungen und hohen Kosten, die
Altstadt renoviert und erbebensicher gemacht zu haben, um die
"jahrhundertealte Kultur zu bewahren".
Doch auch innerhalb der uighurischen Gesellschaft sind die
Umstände vielschichtiger: Während viele Bürger
ihre Identität mit Islam gleichsetzen und selbst wichtige
antike (meist buddhistische) Stätten als irrelevant sehen,
rühmen interessanterweise uighurische Intellektuelle die
Vergangenheit ihres Volkes, die ja in früheren Zeiten
hauptsächlich dem Buddhismus, Manichäismus,
Nestorianismus anhing, bevor immer mehr dem Islam folgten. Ihnen
geht es mehr um die ethnische Identität mit den (heute
Großteils natürlich auch muslimischen)
Turkvölkern. Hierbei stößt man auf ein typisches
Problem der Geschichte und Ethnographie, immerhin ist die
Geschichte in der Region bis zu 6000 Jahre alt [10]. Verweist man
aber auf die turkisch-stämmigen Wurzeln, reicht die
Datierung nicht weiter zurück als in das 5. Jahrhundert
unserer Zeitrechnung bzw. speziell in dieser Region das 9.
Jahrhundert. Geschichte und Identität gehen miteinander
einher. Alte chinesische historische Aufzeichnungen verweisen auf
das vielfältige Vermächtnis. Manche waren populär,
andere nicht, und so wurde von allen Seiten die ethnische
Identität manipuliert, verwoben mit Elementen aus Mythen und
Legenden.
Nicht zuletzt ist auch die Seidenstraße legendenumwoben und
rückt zugleich wieder mehr ins heutige Geschehen der
Weltpolitik und globalisierten Wirtschaft. Nicht nur der seit
wenigen Jahren aufkommende Tourismus auf deren Spuren hat das
Augenmerk auf diese Region verstärkt: Neben den
"nostalgischen" Strecken für Kultur- und
Abenteuerinteressierte spielt beim Ausbau der Neuen
Seidenstraße die Provinz Xingjiang eine bedeutende Rolle.
In den letzten Jahren wurde ihre Wiederbelebung zu einem der
wirtschaftlich bedeutendsten Projekte, worin diese Provinz mit
einigen der bekannteren Stätten und Städte in diesem
Zusammenhang eine große Rolle spielt.
Zum einen werden gerade wieder die Strecken um die Taklamakan
(südliche und nördliche Routen) ausgebaut, zum anderen
sind in den gebirgigen Regionen (Tianshan) viele
Großbaustellen, um eine zügigere Verbindung zum Westen
herzustellen. Die chinesische Regierung und Firmen machen aber
nicht an den Grenzen halt. So werden in Kirgistan die
Straßen seitens China (und deren Arbeitern) ausgebaut und
in den Wüsten von Turkmenistan Schilfmatten gegen Aridierung
gesetzt. In all diesen Fällen wird der Auf- und Ausbau der
Infrastruktur in Form von Austausch von Ressourcen
"Entwicklungsarbeit" in den ärmeren Staaten finanziert. Eine
solche Vorgangsweise verfolgen sämtliche Staaten, aber
heutzutage vermehrt China in Südostasien und Afrika.
Es sind jedoch nicht nur chinesische Gelder, die in das
Seidenstraßenprojekt fließen, auch die EU
fördert mit großen finanziellen Mitteln den Ausbau des
Transportnetzes. Der Autor wagt Zweifel anzubringen, ob die
Qualität der Produkte jener vergangener Tagen entspricht,
und ob die dazwischenliegenden Anrainer - die zentralasiatischen
Völker - von dieser Wiederbelebung profitieren können,
oder wie im Falle der Uighuren unter Umständen deren Rechte
umso stärker beschnitten werden. Vorerst zeigen sich alle
Beteiligten optimistisch gestimmt und sehen nur Vorteile in der
Wiederbelebung der alten Seidenstraße, die Großteils
beinahe denselben Spuren folgt. Letztlich stellt sich die Frage,
inwieweit neben den wirtschaftlich engeren eurasischen Kontakten
auch der offene Geist wieder entlang der Seidenstraße wehen
wird und kann. [11]
Noten:
[1] Zu früheren Konflikten zwischen den Volksgruppen dieser
Region und der Qing-Dynastie im 19. Jahrhundert sowie des
zentralasiatischen Kriegsherrn in Chinas Diensten Jakub Beg sei
auf weitere Literatur verwiesen: Kim, Hodong, Holy War in China.
The Muslim Rebellion and State in Chinese Central Asia,
1864-1877. Stanford 2004.
[2] Die Dunganen waren seit Mitte des 19. Jahrhunderts integraler
Teil der politischen Karte Xinjiangs und dienten als kulturelle
Vermittler zwischen den Uighuren mit denen sie die Religion
teilten und den Han-Chinesen, deren Sprache sie gänzlich
übernommen hatten. Die Beziehungen zwischen Dunganen und
Uighuren waren und sind gewöhnlicherweise gut, mit
gegenseitigem Respekt, und doch kommt es immer wieder zu
gegenseitigem Misstrauen.
[3] Dieses Gebiet wurde so benannt nach den nomadischen
Zhungarischen Mongolen, einer Föderation von Oiraten
(bestehend aus Eleuth, Ölööd und westlichen
Mongolen), Khoshuud, Khoit und Dorbet, die diese Region bewohnten
bis zu ihrer Vertreibung (bzw. teilweise Ausrottung) Mitte des
18. Jahrhunderts durch die Qing, der Manchu-regierenden letzten
Dynastie vor der Republik China. Nachdem die Zhungaren besiegt
wurden, führten die Qing einige landwirtschaftliche neue
Areale ein und nannten diesen Norden Xinjiang, „neue
Provinz“ - ein Name der sich auf die ganze Region
ausweitete.
[4] Geplante Verhandlungen mit den Uighurenführern - u.a.
Qasimi, einem wichtigen Führer der Ili-Rebellion 1944-49
-scheiterten daran, dass sie zufälligerweise auf ihrem Weg
nach Beijing zwecks Verhandlungen in ihrem Flugzeug
abstürzten, einen Monat vor Gründung der Volksrepublik
China 1949. Als Xinjiang 1955 dann als autonome Provinz der
Volksrepublik China einverleibt wurde, musste die uighurische
Kultur stärker mit dem chinesischen Kommunismus zusammen
geführt werden. Eine Maßnahme führte zur
Änderung der Schrift, um sie von ihrer Vergangenheit zu
lösen und in eine moderne Ära zu führen (vgl.
Kemal Atatürk mit seiner Einführung der lateinischen
Schrift in der Türkei). So wurde 1956 die arabische Schrift
mit einem angepassten kyrillischen Alphabet für Uighuren,
Kasachen und Kirgisen eingeführt, um islamischen Einfluss zu
verringern. Als sich 1960 die Beziehungen zwischen der
Sowjetunion und China verschlechterten, entschied sich die
kommunistische Führung die lateinische Schrift
einzuführen, um den sowjetischen Einfluss zu vermeiden und
auch das Band zwischen den Uighuren ihres Landes und jenen
jenseits der Grenze zu kappen. Im Zuge religiöser und
kultureller Reformen wurde die arabische Schrift 1978 wieder
eingeführt. Dies führte dazu, dass sehr viele dieser
Generationen Analphabeten sind. Rudelson, Justin Jon, Oasis
Identities. Uighur Nationalism Along China´s Silk Road. New
York 1997, 101 ff.
[5] Hauptsächlich in der Provinz Gansu leben auch Säriq
/ "Gelbe Uighuren", die den Lamaistischen Buddhismus
praktizieren, sozusagen noch der Lebensweise des ersten
uighurischen Reichs (744/5-840) anhängen, von den
Han-Chinesen Yugur genannt.
[6] Allgemein wird der Begriff akhun für Männer ab
vierzig Jahren verwendet, eine Referenz die mit dem Mullah oder
eben Imam gleichzusetzen ist.(im Gegensatz zu jan, einer
Verkleinerungsform für Seele, als Anredeform für junge
Männer und Burschen bzw. qari "Koranschüler"). Sobald
Männer (und im kleineren Ausmaß Frauen) auf
Pilgerfahrt nach Mekka gehen, wird der in der muslimischen Welt
übliche Begriff haji angehängt. Bei Mädchen und
unverheirateten Frauen findet sich oft der Begriff gül
("Blume"), der nach ihrer Heirat aus Respekt in khan
(Herrscher[in]) umgewandelt wird. Viele junge Frauen ändern
aber wieder in Blumennamen um, da sie der Name khan in ihren
Augen alt macht.
[7] Dennoch gab es ab Mai 1989 die Verfügung, dass
Minderheiten auf dem Land auf drei Kinder beschränkt sein
sollten und in der Stadt auf zwei. Persönliches
Gespräch mit einem Herrn aus Khotan.
[8] Interessant hierbei ist der Bericht seitens Claremont P.
Skrine in den 20er-Jahren, worin die Rede ist von Schulen die
offenbar ausnahmslos an Moscheen gekoppelt waren und der
Unterricht (Lesen, Schreiben und Koran) von Mullahs
durchgeführt wurde. Skrine, Claremont P., Chinese Central
Asia. Boston 1926, 61.
[9] Uighurische Kinder in chinesisch-sprachigen Schulen werden
Min Kao Han ("Minderheiten die in der Han-Sprache geprüft
werden) genannt, da sie ihre Eingangsexamen für höhere
Schulausbildungen letztlich in Mandarin abhalten.
Ergänzung.
[10] Die Archäologie beweist, dass es in dieser Region zwei
Hauptgruppen gab: die indoeuropäischen Tocharer und Sogdier,
Oasenbewohner im Tarimbecken und die Xiongnu, Nomaden im Norden
des TianShan-Gebirges. Über die Jahrtausende änderten
sich wie überall die ethnischen Zusammensetzungen.
[11] Ich danke Frau Dou Han, aktiv im Bereich Journalismus,
für ihren Hinweis auf den Beitrag bzw. Link über
Erfahrungen der uighurischen Studenten an der Ostküste:
www.nanjingexpat.com/index.php/the-nanjinger/chinese-dreams/item/1577-the-57th-ethnic-group.
Ich danke Frau Liang Shan und Wu Xiaofeng für die
Übersetzungen der Tafeln. Ich danke letztlich auch Frau
Manuela Gewessler für Ihren Lektoratseinsatz und weitere
Impulse.
Vedi anche in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2014/140923de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2014/140916de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2014/140526de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2014/140302de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2014/140226de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2014/140215de.html
| www.gfbv.it/3dossier/asia/charta08-tb.html
| www.gfbv.it/3dossier/asia/uigur.html |
www.gfbv.it/3dossier/asia/uig-guant.html |
www.gfbv.it/3dossier/asia/mongol/mongolen.html
| www.gfbv.it/3dossier/asia/china.html |
www.gfbv.it/3dossier/asia/china1.html
in www: http://de.wikipedia.org/wiki/Xinjiang
| www.hrichina.org |
www.uyghurcongress.org |
www.uhrp.org