In: Home > News > Geheimabsprachen zwischen Putin und Erdogan? Gerüchte über Zwangsumsiedlung Vertriebener aus Afrin
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Bozen, Göttingen, 11. März 2020
Flüchtlingslager in der Region Shahba, Nordaleppo, Nordsyrien. Foto: Kamal Sido / GfbV 2019.
Vor rund zwei Jahren wurden mehrere hunderttausend Menschen
aus der Region Afrin in die nordsyrische Region Shahbah
nördlich von Aleppo vertrieben oder geflüchtet. Nun
fürchten sie wieder um ihr Leben, denn es kursieren
Gerüchte über geheime Zusatzabsprachen zum "Moskauer
Protokoll" zwischen Putin und Erdogan. Bei ihren Gesprächen
in Moskau am 5. März 2020 hatten die beiden Staatschefs eine
Waffenruhe in der umkämpften syrischen Provinz Idlib
vereinbart.
"In arabischsprachigen Medien, auch in den sozialen Medien, wird
nun über eine mögliche Umsiedlung von mindestens
125.000 der aus Afrin Vertriebenen in die zentralsyrische,
mehrheitlich arabische Provinz Raqqa spekuliert", berichtet der
GfbV-Nahostexperte Dr. Kamal Sido. Russland solle die kurdische
Selbstverwaltung in Nordsyrien aufgefordert haben, die bei Aleppo
lebenden kurdischen Flüchtlinge umzusiedeln. Vertreter der
Selbstverwaltung lehnten Abmachungen zwischen Putin und Erdogan
bezüglich der Umsiedlung jedoch strikt ab. "Die autonome
Selbstverwaltung kann und will niemanden zwangsumsiedeln",
erklärt Sido nach Gesprächen mit kurdischen
Repräsentanten vor Ort. "Solche Umsiedlungspläne sind
kategorisch abzulehnen. Die Vertriebenen aus Afrin wollen
zurück in ihre Heimat, nicht in die Wüste bei
Raqqa."
"Tatsächlich erklären russische Offiziere kurdischen
Demonstrierenden vor ihren Militärposten im Norden von
Aleppo immer wieder, dass diese die Region verlassen
müssten", so Sido, der die nordsyrische Region zuletzt im
April 2019 besuchte. "Die Angst der Geflüchteten aus Afrin
ist also nicht unbegründet." Putin und Erdogan hätten
immer wieder Absprachen auf Kosten der syrischen
Zivilbevölkerung getroffen. Die Geflüchteten schienen
den beiden Potentaten ein Mittel, um andere Staaten zu
erpressen.
Der Angriff der Türkei auf die syrisch-kurdische Region
Afrin begann am 20. Januar 2018. Etwa 300.000 Angehörige der
kurdischen Minderheit, sowie yezidischer, christlicher und
anderer Religionsgemeinschaften wurden vertrieben oder mussten
fliehen. Die Region leidet seitdem unter der
völkerrechtswidrigen Besatzung türkischer Truppen und
islamistischer Milizen.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2020/200116de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2019/191028de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2019/191017de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2019/191010de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2019/191009de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2019/191008de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2019/191007de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2019/190912de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2019/190314de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2019/190118de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2018/181213de.html
| www.gfbv.it/3dossier/kurdi/afrin.html
| www.gfbv.it/3dossier/kurdi/rojava.html
| www.gfbv.it/3dossier/kurdi/nordsiria2017.html
in www:
www.gfbv.de/fileadmin/redaktion/Reporte_Memoranden/2016/Northern-Syria-research-trip-2016.compressed.pdf