In: Home > News > Äthiopien: Teil-Amnestie ist kaum mehr als eine Geste
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Bozen, Göttingen, 13. Januar 2022
Simien-Nationalpark im Norden von Äthiopien. Foto: A. Davey, CC BY 2.0.
Die äthiopische Zentralregierung hat kürzlich viele
politische Gefangene entlassen, darunter hochrangige
Oppositionelle. Zahlreiche weitere Menschen, die zumeist wegen
ihrer ethnischen Zugehörigkeit oder ihres politischen
Engagements inhaftiert sind, sitzen aber weiter hinter Gittern.
"Die Freilassung von Jawar Mohammed und anderen ist als
möglicher Türöffner für Verhandlungen
begrüßenswert. Nach seinen militärischen Erfolgen
gegen die TPLF hätte Präsident Abiy Ahmed jetzt die
Gelegenheit, den Weg für eine mögliche politische
Lösung zu ebnen", erklärt Nadja Grossenbacher,
Referentin für Genozid-Prävention und
Schutzverantwortung bei der Gesellschaft für bedrohte
Völker (GfbV). "Da er für die Eskalation der
vergangenen Jahre jedoch selbst verantwortlich ist und eine
triumphale Rhetorik pflegt, ist nicht klar, ob er daran
interessiert ist."
Die Menschenrechtslage im Land sei nach wie vor prekär. "Die
Lebensmittelversorgung weiter Teile der Bevölkerung ist
nicht gesichert. Hilfsorganisationen und internationale
Beobachtende haben weiterhin kaum Zugang, die wenigen
UN-Vertretenden in Tigray haben sich nach Übergriffen durch
die Zentralregierung kürzlich wieder zurückgezogen",
berichtet Grossenbacher. "Den Rückzug der TPLF scheint Abiy
nicht zuletzt neu angeschafften Kampfdrohnen zu verdanken, die
vermutlich die Türkei geliefert hat. Die Freilassung
hochrangiger Oppositioneller wie Jawar Mohammed soll offenbar die
Oromo besänftigen." Zugleich solle die Teil-Amnestie auch
der TPLF gegenüber Verhandlungsbereitschaft signalisieren.
Wie ernst dieses Anliegen sei, stünde indessen in Frage.
Denn statt nach Frieden zu streben, könnte Abiy den neu
gewonnenen Spielraum auch nutzen, um das föderale
Äthiopien weiter in Richtung Zentralstaat zu entwickeln -
freilich mit sich selbst an der Spitze. Dieses Projekt und der
Widerstand dagegen sind einer der politischen Kernpunkte des
aktuellen Konfliktes.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2021/211104de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2021/210812de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2021/210204de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2021/210129de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2021/210105de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2020/201226de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2020/201209de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2020/201124de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2020/201112de.html
| www.gfbv.it/3dossier/africa/anuak.html
| www.gfbv.it/3dossier/africa/oromo-de.html
in www: https://de.wikipedia.org/wiki/Äthiopien