Trotz der Aussicht auf vollständige Entwaffnung der IRA und ihre Auflösung als militärische Organisation wollte Ian Paisley's DUP keine Einigung.
Die Verhandlungen in Leeds Castle in England sind heute ohne
Einigung zu Ende gegangen. Die Gespräche werden jedoch
fortgeführt. Ziel ist dabei ein Abkommen, das Berichten
zufolge die Einstellung aller Aktivitäten der Provisional
IRA enthalten wird und das die (seit zwei Jahren von der
britischen Regierung suspendierte) Regionalregierung im
nordirischen Parlament Stormont (bei Belfast) wieder
einsetzt.
Trotz der Aussicht auf vollständige Entwaffnung der IRA und
ihre Auflösung als militärische Organisation hat Ian
Paisley's DUP eine Einigung abgelehnt. Die unionistischen
Hardliner bestanden darauf, die 1998 im Karfreitagsabkommen
festgelegten Mechanismen zur gemeinsamen Regierungsbildung zu
ändern und stattdessen neue Mechanismen einzuführen,
die der unionistischen Mehrheit wieder die Vorherrschaft in
Nordirland sichern würden.
Gerry Adams, der Präsident von Sinn Fein, sagte, es sei nun
klar, dass es die unionistische Blockadehaltung sei, die den
Friedensprozess behindere. "Die IRA ist nicht das Problem," sagte
der Abgeordnete für West Belfast. "Das Problem ist, dass ein
Teil des politischen Unionismus sich weigert, Änderungen zu
akzeptieren. Wie kann eine Partei zu Verhandlungen gehen, ohne zu
verhandeln und ohne mit anderen Parteien zu reden?"
Weiterhin wurde berichtet, dass die britische Regierung sich
verpflichtet hat, die Inhalte der "Joint Declaration" (vom April
2003) umzusetzen. Die Joint Declaration enthält Vorgaben
für die Umsetzung der im Karfreitagsabkommen vereinbarten
und noch ausstehenden Themen (u.a. Demilitarisierung,
Justizreform, Polizeireform, gleiche Rechte für alle
Bevölkerungsgruppen). Die britische Regierung hat erneut
versprochen, eine öffentliche Untersuchung des Mordes des
Rechtsanwalts Pat Finucane durchzuführen (in diesen Mord
sind britische Staatsorgane bis hin zur damaligen britischen
Regierung verwickelt - Stichwort "Collusion").
Der irische Premierminister, Taoiseach Bertie Ahern, bestand
darauf, dass die Verhandlungen den lange erwarteten "act of
completion" der IRA und den Transfer der Polizeigewalt von London
zu einer lokalen Administration in Belfast in greifbare Nähe
gebracht hätten. Er sagte: "Es ist absolut notwendig, dass
wir nicht vor der letzten Hürde aufgeben. Ich appeliere an
alle Parteien, insbesondere diejenigen, die die Macht und die
Verantwortung haben, den Job im Interesse aller Menschen in
Nordirland zu Ende zu bringen."
Der britische Premierminister Tony Blair sagte, obwohl noch kein
abgestimmtes IRA Statement vorliege, sei er zuversichtlich, dass
die Frage der Waffen, die den Friedensprozess dominiert habe,
gelöst sei. Gescheitert seien die Verhandlungen bisher an
der Frage, wie die politischen Institutionen im Regionalparlament
Stormont arbeiten sollen. "Ich kann nicht glauben, dass diese
institutionellen Unstimmigkeiten einen Deal verhindern werden,
nachdem in den anderen Punkten Einigkeit erreicht wurde, und ein
sehr gutes Abkommen kurz vor dem Abschluss steht."
"Wenn keine Einigung erreicht wird, obwohl eine Einigung so klar
und unmittelbar erreicht werden kann, dann müssen wir einen
anderen Weg finden, diesen Prozess weiterzuführen", warnte
Herr Blair. Eine neue Gesprächsrunde wird zwischen dem
derzeitigen Londoner Verwalter der "six counties" (Nordirland)
Paul Murphy und dem Dubliner Aussenminister Herrn Cowen
abgestimmt. Die Verhandlungen werden dann nächste Woche
fortgeführt.
Übersetzung: Uschi Grandel, 30. August 2004, Text in
Klammern dient der Erläuterung. Save the Good Friday
Agreement Coalition (Germany) unterstützt den
Friedensprozess in Nordirland [ www.info-nordirland.de
]
c/o Dr. Uschi Grandel, Holzhaussiedlung 15, 84069 Schierling,
Tel.: 0049.(0)9451.949859