Anlässlich des 50. Todestages von
Josef Stalin (5. März) hat die Gesellschaft für
bedrohte Völker (GfbV) davor gewarnt, die
stalinistischen Verbrechen zu verdrängen. "Wenn wir
keine Vergangenheitsbewältigung leisten, dürfen
wir uns nicht wundern, dass russische Politiker die
Verbrechen Stalins in Tschetschenien wiederholen",
erklärte der GfbV-Generalsekretär Tilman
Zülch am Dienstag. "Und dann darf sich keiner
darüber wundern, dass deutsche Politiker wie
Bundeskanzler Gerhard Schröder und
Bundesaußenminister Joschka Fischer den Genozid an
den Tschetschenen nicht nur hinnehmen, sondern auch noch
begünstigen."
Der sowjetische Diktator Josef Stalin ließ die
tschetschenische Bevölkerung am 23. Februar 1944
kollektiv nach Zentralasien deportieren. Dabei kam etwa ein
Drittel dieses kleinen kaukasischen Volkes ums Leben. 1994
bis 1996 wurden unter Boris Jelzin 80.000 Menschen in
Tschetschenien getötet. Seit Beginn des
Vernichtungsfeldzuges unter der Herrschaft von Wladimir
Putin 1999 starben noch einmal mindestens 80.000
Tschetschenen.
Stalin geht als einer der größten
Massenmörder in die Geschichte ein: Unter seinem
Regime sollen laut Schwarzbuch des Kommunismus mindestens
20 Millionen Menschen umgekommen sein. Neben den
Tschetschenen wurden zwischen 1943 und 1944 zahlreiche
ethnische und religiöse Gemeinschaften nach Sibirien
und Zentralasien deportiert, unter ihnen die Inguschen,
Karatschaier, Balkaren, Meschketen, Kalmücken,
Krimtataren, Wolgadeutschen und Schwarzmeergriechen. In den
meisten Fällen gilt der Tatbestand des Genozids als
erfüllt.