Offener Brief an die Bundesregierung, den Bundespräsidenten und die Fraktionen des Bundestages
Heute am zweiten
Kriegstag sind bereits 100.000 Kurden und assyrochaldäische
Christen und Yeziden, Kinder Frauen und Alte auf der Flucht. Sie
hausen zu Tausenden in den kahlen Bergen Kurdistans in Zelten aus
Plastiktüten und ernähren sich notdürftig. Die
Männer sind größtenteils in den Städten
zurückgeblieben.
All das erinnert uns an das Frühjahr 1991 als etwa 50.000
Kurden unter den 2,5 Millionen Flüchtlingen an den Strapazen
des Krieges starben. Bloße Friedensappelle reichen jetzt
nicht mehr aus. Es ist Zeit zu handeln! Wir appellieren an Sie,
eine Luftbrücke zur Versorgung der schutzlosen
Flüchtlinge einzurichten. Setzen Sie die Bundeswehr zur
humanitären Hilfe für diese Menschen zur
humanitären Offensive ein! Vereinbaren Sie diese
Luftbrücke mit ihren engsten Verbündeten, dem
NATO-Partner und EU-Kandidaten Türkei.
Denken Sie daran: es gibt so gut wie keine humanitäre Hilfe
vor Ort! Diese Flüchtlinge sind aus Angst vor
Giftgasangriffen aus den kurdisch-kontrollierten Orten Camchmal,
Kelek, Baedre, Kifri und Arbil, sowie aus Städten unter
Saddams Verwaltung aus Scheihan, aus Khanekin und Schengal, aus
Kirkuk und Mosul geflohen.
Vergessen Sie nicht: Von Stunde zu Stunde steigt die Zahl der
Flüchtlinge! Alle bundesdeutschen Parteien tragen
Mitverantwortung dafür, dass deutsche Firmen die irakische
Giftgasindustrie aufgebaut haben. Deshalb trifft unser Land eine
schwere Schuld, nicht nur an den 5.000 Ermordeten von Halabja,
sondern auch an 180.000 ermordeten Kurden der durch Giftgas
ausgelösten Vernichtungsoffensive "Anfal".
Siehe auch Dokumentation: "Saddam Hussein - die Zahl der Opfer hat die erste Million überschritten"