Bozen, Göttingen, Berlin, 4. Mai 2004
Menschenrechtsfragen dürfen beim Ausbau der
Wirtschaftsbeziehungen mit China nicht ausgespart werden. Diese
Forderung hat die Gesellschaft für bedrohte Völker
(GfbV) am Dienstag mit einer Mahnwache vor dem im
Bundeswirtschaftsministerium tagenden deutsch- chinesischen
Hochtechnologie-Dialogforum erhoben. "Der Handel allein
trägt nicht zu einer Verbesserung der Menschenrechtslage in
China bei", kritisierte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius.
"Wer von China die Beachtung demokratischer Grundrechte fordert,
braucht auch nicht als Bittsteller aufzutreten. Denn für
China ist der deutsche Markt für den Absatz seiner Produkte
noch viel wichtiger als die Volksrepublik für den Export
deutscher Güter." Sollte sich die Lage der Menschenrechte in
China weiter verschlechtern, so könne dies auch die
Stabilität und den Handel mit Deutschland
gefährden.
Entgegen euphorischer Äußerungen deutscher Politiker
zum "Zukunftsmarkt China" sei die Handelsbilanz zwischen beiden
Staaten zu Ungunsten Deutschlands unausgeglichen. So seien nach
Angaben des Statistischen Bundesamtes im Jahr 2003 Güter im
Wert von 25 Milliarden Euro von China nach Deutschland exportiert
worden, die deutsche Industrie habe jedoch nur Produkte im Wert
von 18,2 Milliarden Euro in die Volksrepublik
ausgeführt.
Menschenrechte und Handel seien eng verwoben, meinte Delius und
warnte: "Wenn die Volksrepublik China heute mit einer Politik der
brutalen Unterdrückung den Raubbau an Bodenschätzen in
Xinjiang (Ostturkistan) und Tibet vorantreibt und davon vor allem
die Industriegebiete im Osten des Landes profitieren, so ist es
nur eine Frage der Zeit, bis auch in diesen Regionen gewaltsamer
Widerstand gegen die Ausplünderung des Landes entstehen
wird", warnte Delius. Vor allem in Ostturkistan wachse die Kritik
an der Ausbeutung der reichen Erdöl- und Erdgasvorkommen.
Die Lage in der im Nordwesten Chinas gelegenen Region gleiche
einer tickenden Zeitbombe. Während die Uiguren weiter
verarmten und immer mehr Han-Chinesen in die Region einwanderten,
konzentriere sich der Wohlstand in den im Osten des Landes
gelegenen Industriegebieten.