Bozen, Göttingen, 26. Mai 2004
Die Gesellschaft für
bedrohte Völker (GfbV) hat am Mittwoch eine Bestrafung der
Verantwortlichen für den Völkermord an mehr als 2,5
Millionen Südsudanesen und Nuba gefordert. "Wer für die
Aushungerung von Hunderttausenden Südsudanesen, für die
Verschleppung von mehr als 10.000 Menschen in die Sklaverei und
für die Vertreibung von zehntausenden Südsudanesen aus
den Ölfördergebieten verantwortlich ist, muss nun zur
Rechenschaft gezogen werden", forderte der GfbV-Afrikareferent
Ulrich Delius. Nur wenn die Straflosigkeit beendet werde,
hätten Versöhnung und Frieden eine Chance,
erklärte die Menschenrechtsorganisation anlässlich der
heutigen Unterzeichnung eines Friedensabkommens zwischen Nord-
und Südsudanesen.
"Im Westen des Landes setzt die sudanesische Führung ihre
Politik der Vernichtung fort, die im Südsudan und in den
Nuba-Bergen in den letzten 21 Jahren zum Tod von Millionen
schutzlosen Frauen, Kindern und Männern geführt hat",
warnte Delius. "Wir befürchten eine weitere Eskalation der
Gewalt in Darfur, da dorthin nun tausende Soldaten aus dem
Südsudan verlegt werden könnten." So seien unmittelbar
nach der Unterzeichnung des Waffenstillstandsabkommens in den
Nuba-Bergen am 19. Januar 2002 rund 60.000 sudanesische Soldaten
aus den Nuba-Bergen in die Kampfgebiete im Südsudan verlegt
worden. "Dringend muss die internationale Staatengemeinschaft
jetzt ihre Friedensbemühungen in Darfur verstärken,
denn ohne ein Ende der Gewalt im Westen des Landes, wird es auch
keinen dauerhaften Frieden im Südsudan geben", erklärte
Delius.
Auch in der im Osten des Südsudan gelegenen Provinz Upper
Nile sei die Lage äußerst beunruhigend. Von der
sudanesischen Armee bewaffnete Milizen verbreiteten dort mit
übergriffen auf die Zivilbevölkerung Angst und
Schrecken. Mehr als 200 Südsudanesen seien von den
marodierenden Milizen im Mai 2004 getötet worden, 138.000
Menschen hätten alleine in der Stadt Malakal Zuflucht
gesucht. Dringend müssten alle der von der Armee aufgebauten
Milizen entwaffnet werden, da sie systematisch ethnische
Konflikte schürten.