Bozen, 22. März 2004
Genau 2.381.000 Hektar Land hat Brasiliens
Präsident Luiz Inácio "Lula" da Silva den 7.000
Indianern der Munduruku im Amazonas-Gebiet übergeben. Das
entspricht etwa der Fläche der Toskana. Die Munduruku leben
am oberen Tapajós-Fluss im Bundesstaat Pará.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) wertet
Lulas Geste als ersten Schritt in Richtung Wiedergutmachung des
Unrechtes, das die indigenen Völker Brasiliens seit 500
Jahren erlitten haben. Als der Portugiese Cabral das
südamerikanische Land am 22. April 1500 entdeckte, lebten
dort etwa 900 verschiedene Indianervölker mit 2,4 bis 5
Millionen Angehörigen. Sie waren dort seit Tausenden
Jahren.
Mit der Kolonisation Brasiliens begann ihr Leidensweg: Viele
Ureinwohner wurden versklavt, in Zwangsarbeitslager gesteckt und
mussten auf den Plantagen arbeiten, durch die sich die neuen
Herren bereicherten. Hauptsächlich wurden Zuckerrohr,
Bananen und Kaffee angebaut, daneben war man hinter
Naturprodukten aus Amazonien her, Samen von Urucum,
Guaraná, Pfeffer.
Vor allem die indianischen Völker am Flußlauf des
Amazonas wurden drastisch dezimiert. Große Völker wie
die Omagua und Tapajós existierten bereits im 18.
Jahrhundert nicht mehr. Von den Munduruku, Mawé oder Mura
überlebten nur wenige. Ihre Kultur wurde zerstört,
ihren Lebensraum nahm man ihnen weg. Noch während des
Kautschuk-Booms 1900 bis 1908 wurden etwa 30.000 Ureinwohner
ermordet. Erst Ende der 60er Jahre begann der brasilianische
Staat mit ersten Bemühungen, die Ureinwohner zu
schützen und ihre Mörder zu bestrafen.
Heute unterscheiden sich ihre Nachkommen kaum von Landarbeitern.
Aufgrund der Vorurteile und Diskriminierung seitens der sie
umgebenden Gesellschaft sind viele Indigene in anonyme
Städte geflüchtet oder haben ihre Identität
verheimlicht. In der Statistik bleiben sie unberücksichtigt.
Die offiziellen Daten geben 366.778 und 215 Völker an,
Menschenrechtsorganisationen zählten 551.210 Personen, die
225 Völkern angehören.