Bozen, Göttingen, 28. Dezember 2004
Nach der weitgehenden Zerstörung der Provinz Aceh in
Indonesien durch die Flutkatastrophe muss die indonesische
Regierung nach Auffassung der Gesellschaft für bedrohte
Völker (GfbV) nun alles tun, den dort herrschenden
langjährigen Bürgerkrieg friedlich zu beenden und den
Wiederaufbau zu fördern. "Die katastrophale Verwüstung
Acehs birgt auch eine Chance für Frieden", appellierte die
internationale Menschenrechtsorganisation an die Regierung des
südostasiatischen Inselstaates. "20 Monate lang hat die
indonesische Armee und Marine die Provinz systematisch von der
Außenwelt abgeriegelt. Allein seit Mai 2003 sind diesem
Krieg mindestens 2.300 Acehnesen zum Opfer gefallen", sagte der
GfbV-Asienreferent Ulrich Delius in Göttingen. Die
Bevölkerung in der Öl-reichen Provinz kämpft seit
1976 mit Waffengewalt um ihr Selbstbestimmungsrecht. Mindestens
12.000 Menschen fanden in dem Bürgerkrieg bislang den
Tod.
Die Ausrufung eines Waffenstillstandes durch die indonesische
Armee am Montag bezeichnete Delius als "ermutigendes Zeichen".
Die GfbV kritisierte jedoch nachdrücklich, dass die
indonesischen Behörden internationalen Helfen erst am
Mittwoch freien Zugang zu den Notleidenden in der Region
gewähren wollen. "Damit wird das Leben von Zehntausenden
Zivilisten in Aceh unnötig gefährdet", erklärte
Delius. In einigen Städten Acehs seien rund 80 Prozent der
Häuser und der größte Teil der Infrastruktur
zerstört. Angesichts dieser Verwüstung drohe der
Ausbruch von Seuchen. Die indonesische Armee und indonesische
Helfer seien mit der Bewältigung dieser Katastrophe
überfordert. Schnellstmöglich müssten
internationale Helfer in das Katastrophengebiet einreisen
dürfen, um das Überleben der Zivilbevölkerung
sicherzustellen.
Bislang wurden 5.700 Tote nach der Flutkatastrophe in Aceh
geborgen. Der indonesische Vizepräsident Jusuf Kalla warnte
jedoch, bis zu 25.000 Menschen könnten bei der
Naturkatastrophe den Tod gefunden haben. Vor allem von der
Westküste Acehs, die dem Epizentrum des Bebens besonders
nahe liegt, liegen bislang nur wenige Informationen vor.