Bozen, Göttingen, 23. Mai 2007
Die Gesellschaft für
bedrohte Völker (GfbV) hat den Vereinten Nationen am
Mittwoch vorgeworfen, dem Druck Vietnams nachgegeben und
Menschenrechtlern einen "Maulkorb" verhängt zu haben. Der
vietnamesische UN-Botschafter hatte während des
alljährlich in New York tagenden "Permanenten Forums
indigener Völker" persönlich bei den UN interveniert
und am Dienstag durchgesetzt, dass zwei Filme der GfbV-
Menschenrechtlerin Rebecca Sommer über die Verfolgung
indigener Völker in Vietnam und Laos nicht vorgeführt
werden dürfen.
"Die Vereinten Nationen verlieren ihre Glaubwürdigkeit in
Menschenrechtsfragen, wenn sie es noch nicht einmal in ihren
eigenen Gremien schaffen, Meinungsfreiheit zu
gewährleisten", kritisierte die GfbV. Die
Filmvorführungen waren von der Organisation Earth Peoples
und anderen Menschenrechtsorganisationen für Dienstag und
Mittwoch angemeldet und von den UN gestattet worden. Die Filme
dokumentieren in unzähligen Zeugenaussagen die massive
Verfolgung der Hmong in Vietnams Partnerland Laos sowie die
Unterdrückung der im Mekongdelta Vietnams lebenden
buddhistischen Khmer-Krom-Ureinwohner.
Kaum eine andere Bevölkerungsgruppe in Südostasien
werde so systematisch und brutal verfolgt wie die in den
Wäldern von Laos verstreut lebenden Hmong-Gruppen,
berichtete die GfbV. Unbewaffnete Frauen und Kinder seien bei der
Nahrungssuche von Soldaten erschossen worden.
Hmong-Flüchtlinge berichteten von Folter und
Vergewaltigungen im Gewahrsam laotischer Sicherheitskräfte.
Die Khmer-Krom beklagen, dass sie in ihrer Religionsfreiheit
eingeschränkt werden. So wurden Dutzende ihrer Mönche
in den vergangenen Monaten willkürlich verhaftet und
Proteste gegen ihre Inhaftierung gewaltsam
unterdrückt.
Das alljährlich in New York im Mai tagende Permanente Forum
indigener Völker gilt als wichtigstes Vertretungsorgan von
Ureinwohnern bei den UN. Direkt für die Absetzung der
Filmvorführungen verantwortlich war die bei den UN für
die Betreuung von Nichtregierungsorganisationen zuständige
Behörde DESA. In einer gemeinsamen Erklärung
protestierten zahlreiche Menschenrechtsorganisationen gegen ihr
Vorgehen. Darin forderten sie die UN auf, ihr umstrittenes
Vorgehen zu begründen. Mehrfach hatte Vietnam in
UN-Menschenrechtsgremien bereits gezielt Druck auf
Menschenrechtsorganisationen ausgeübt, um kritische Stimmen
zu unterdrücken.