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Bozen, Göttingen, 28. Februar 2011
Die Tuareg in Liyben haben sich dem Aufstand gegen Gaddafi angeschlossen. Foto: 10 Ninjas Steve/flickr.
Libyens Tuareg fordern ein Ende ihrer Diskriminierung und mehr
Mitsprache bei der Öl- und Erdgasförderung auf ihrem
Land. "Nicht nur die ethnischen Gruppen im Osten des Landes,
sondern auch die im äußersten Süden Libyens
lebenden Tuareg haben sich dem Aufstand gegen Gaddafi
angeschlossen", berichtete der Afrikareferent der Gesellschaft
für bedrohte Völker (GfbV), Ulrich Delius, am Montag in
Göttingen. "Seit Beginn vergangener Woche forderten Tuareg
in mehreren Demonstrationen in den Städten Ubari und Ghat
den Rücktritt Gaddafis." Rund ein Drittel der Erdöl-
und Erdgasproduktion Libyens wird in Tuareg-Regionen
gefördert.
Die Tuareg verlangen nicht nur den Sturz des Gaddafi-Clans,
sondern auch die Anerkennung ihrer Kultur und Traditionen. Sie
wollen nicht länger als Bürger zweiter Klasse behandelt
werden und fordern ein Ende der Arabisierungspolitik. Gaddafi
leugnete systematisch die Existenz dieser Ureinwohner Libyens.
Von einer demokratischen neuen Führung des Landes erwarten
sie ihre Anerkennung als indigenes Volk Libyens und die
Respektierung ihre Rechte.
Vor allem wollen die Tuareg aber mehr Mitspracherechte bei der
Öl- und Erdgasförderung. Erdöl wird ohne
Rücksichtnahme auf die Bewohner in Sichtweite von
Tuareg-Siedlungen gefördert. Die Ureinwohner beklagen, dass
sie zwar unter den ökologischen Folgen der Ölproduktion
leiden, jedoch nicht an den Profiten beteiligt werden, obwohl die
Rohstoffe unter ihrem Land liegen. Seit Jahren klagen die Tuareg
über ihre Verelendung und verlangen einen finanziellen
Anteil an den Öl-Einnahmen des libyschen Staates, um die
Region mehr zu entwickeln. "Doch statt den Dialog mit den Tuareg
zu suchen, schickte Gaddafi Geheimdienstmitarbeiter, die die
Ureinwohner einschüchterten und bedrohten", kritisierte
Delius.
Im 800 Kilometer südlich der Hauptstadt Tripolis gelegenen
Murzuk-Becken wird seit 1997 Erdöl gefördert und mit
einer Pipeline zu einem Exporthafen in der Nähe von Tripolis
gepumpt. Zwar liegt der Großteil der
Erdölförderstätten bislang im Osten des Landes.
Doch das Murzuk-Becken gilt als einer der bedeutendsten
Schwerpunkte der Ölförderung Libyens in den kommenden
Jahrzehnten. Neben libyschen Konzernen fördern dort die
österreichische ÖMV, die spanische Repsol, das
französische Unternehmen TOTAL und die italienischen Firmen
ENI und AGIP. Libyen ist Deutschlands drittwichtigster
Erdöllieferant.
Neben den mehr als zehntausend im Süden Libyens seit langem
in festen Siedlungen lebenden Tuareg gibt es auch Ureinwohner in
dem 350 Kilometer südwestlich von Tripolis gelegenen
Ghadamis an der Grenze zu Algerien und Tunesien, das als neues
Zentrum der Erdgasförderung gilt. Seit 2004 lässt die
AGIP Erdgas direkt von dort per Pipeline nach Sizilien pumpen.
Italien bestreitet mit diesen Lieferungen zehn Prozent seines
Erdgas-Bedarfs.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110224de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110223de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110222de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110221de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110217de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110213de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2010/100506de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2005/050617de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/03-2/030620de.html
| www.gfbv.it/3dossier/me/libyen.html
in www: http://de.wikipedia.org/wiki/Tubu
| http://de.wikipedia.org/wiki/Berber
| http://de.wikipedia.org/wiki/Libyen
| www.makabylie.org