In: Home > News > Pakistan: Europas Partner missachtet grundlegende Menschenrechte. Minderheiten in der islamischen Welt wollen gleiche Rechte
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Bozen, Göttingen, 3. März 2011
Protest gegen die Blasphemie- Gesetze in Pakistan vor der pakistanischen Botschaft in Knightsbridge. Foto: helen.2006/Flickr.
Minderheiten in der islamischen Welt wollen vor allem gleiche
Rechte wie die Mehrheitsbevölkerung und nicht nur bessere
Sicherheitsvorkehrungen vor möglichen Übergriffen
radikal-islamischer Kräfte. Dies berichtete die Gesellschaft
für bedrohte Völker (GfbV) am Donnerstag in
Göttingen. "Die internationale Staatengemeinschaft reagiert
zu kurzsichtig auf den Mord an Pakistans Minister für
religiöse Minderheiten, wenn sie jetzt nur eine Bestrafung
des Attentäters und einen besseren Schutz der Christen
fordert", erklärte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius.
"Zwei Monate nach der Ermordung von 24 koptischen Christen in
Ägypten machen Europas Politiker in Pakistan den gleichen
Fehler: Sie stellen Forderungen, die ins Leere laufen, weil sie
nicht auf die Ursache der Gewalt eingehen. Pakistan muss das
Blasphemie-Gesetz aufheben, damit grundlegende Menschenrechte
religiöser Minderheiten endlich beachtet werden."
"Ob Bahai'i, Ahmadiyya-Muslime, Kopten, Christen oder Berber -
allen diesen Minderheiten in der islamischen Welt ist gemein,
dass ihnen elementare Menschenrechte vorenthalten und sie als
Bürger zweiter Klasse behandelt werden. Wenn ihnen nicht
endlich gleiche Rechte zugestanden werden, wird die Gewalt nicht
enden", befürchtet Delius. "Die Forderung nach einer
gerechten Bestrafung des Attentäters ist realitätsfern,
wenn es Richter in Pakistan aus Angst vor Repressalien noch nicht
einmal wagen, unschuldig wegen Blasphemie Angeklagte
freizusprechen."
Christen, Ahmadiyya-Muslime und Bürgerrechtler in Pakistan
fordern die Abschaffung des umstrittenen Blasphemie-Gesetzes
schon lange. Es stellt die Beleidigung des Propheten Mohammed
unter Strafe, wird jedoch regelmäßig von
Angehörigen der muslimischen Mehrheitsbevölkerung zur
Austragung persönlicher Streitigkeiten missbraucht. So
bekommen Christen beispielsweise schnell massive Schwierigkeiten,
wenn sie der Blasphemie beschuldigt werden.
"Obwohl seit Eskalation des Krieges in Afghanistan kaum eine
Woche vergeht, in der führende westliche Politiker nicht mit
Pakistans Regierung zusammentreffen, wird der Missbrauch des
Blasphemie-Gesetzes leider nur selten erörtert", kritisierte
Delius. "Offensichtlich wird der Exodus von traumatisierten
Christen und Ahmaddiyya tatenlos hingenommen angesichts der
großen strategischen Bedeutung Pakistans."
Als Außenminister Guido Westerwelle am 9. Januar 2011 mit
dem pakistanischen Premierminister Yusaf Raza Gilani
zusammentraf, lobte er das Engagement des Landes im Kampf gegen
den Terrorismus. Mit keinem Wort erwähnte er jedoch
öffentlich den Streit um das Blasphemie-Gesetz. Am 2.
Februar bekräftigte Gilani vor dem pakistanischen Parlament,
dass er an dem Gesetz festhalten werde.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110228de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110224ade.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110117de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2010/100729de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2010/100528ade.html
| www.gfbv.it/3dossier/asia/balawar-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/asia/azad-kashmir.html
in www: http://en.wikipedia.org/wiki/2009_Gojra_riots
| http://en.wikipedia.org/wiki/Ahmadiyya