In: Home > News > Syrien: Protestbewegung ruft zur "Woche der Märtyrer" auf. GfbV warnt vor Blutbad in Syrien
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Bozen, Göttingen, 1. April 2011
Die Stadt Kamischli.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) warnt
vor einem Blutbad im überwiegend von Kurden besiedelten
Norden von Syrien. "Es mehren sich die Anzeichen, dass Kurden in
großer Zahl nach dem Freitagsgebet an friedlichen Protesten
teilnehmen und syrische Sicherheitskräfte sie in einer
Strafaktion blutig niederschlagen werden", sagte der
GfbV-Generalsekretär Tilman Zülch am Donnerstag in
Göttingen. "Denn Repräsentanten der wichtigsten
kurdischen Organisationen haben am vergangenen Montag das Angebot
der Regierung, separate Gespräche zur Verbesserung ihrer
Lage zu führen, abgelehnt, weil sie die Demokratiebewegung
nicht schwächen wollen." Die protestierende Jugend hat zu
einer "Woche der Märtyrer" in ganz Syrien aufgerufen.
"Es ist allerhöchste Zeit, dass Damaskus den Ernst der Lage
erkennt und den Dialog mit allen oppositionellen Organisationen
und Parteien sucht", forderte Zülch. Die Kurden verlangen,
dass sich alle politischen und gesellschaftlichen Kräfte des
Landes zur Beilegung der politischen Krise in Syrien an einen
Tisch setzen. "Teile und herrsche" sei die bisherige Methode der
syrischen Machthaber gewesen, zu verhindern, dass sich breiterer
Widerstand formiert.
Alle Zugeständnisse, die das Regime in der Vergangenheit
gemacht hat, seien nur leere Versprechungen gewesen, klagen die
Kurden. "Sie lassen sich genauso wie andere oppositionelle
Gruppierungen jetzt nicht länger hinhalten, sondern wollen
konkrete Taten sehen", sagte der Menschenrechtler. "Es reicht
nicht, wenn die Regierung eine Kommission bildet, um über
die Lage der 300.000 Kurden zu debattieren, die 1962 im Zuge der
Arabisierungspolitik ausgebürgert wurden. Diese Menschen
müssen endlich syrische Pässe und alle Rechte der
syrischen Staatsbürger zugestanden bekommen. Außerdem
müssen die insgesamt mehr als zwei Millionen Kurden Syriens
als nationale Minderheit anerkannt werden."
Die Proteste in Syrien haben am 18. März begonnen.
Mindestens 173 Menschen kamen dabei bisher ums Leben. Hunderte
wurden verletzt. Syrische Sicherheitskräfte schießen
mit scharfer Munition auf friedliche Demonstranten. Eine der
Hauptforderung der Protestierenden ist die Abschaffung des seit
1963 geltenden Ausnahmezustands.
Die Kurden stellen in drei Regionen an der
syrisch-türkischen Grenze die Mehrheit der Bevölkerung.
Sie werden bis heute diskriminiert. Sprachliche und kulturelle
Rechte werden ihnen vorenthalten. Nach verschiedenen
Schätzungen sind mindestens 600 der rund 3000 politischen
Gefangenen in Syrien Kurden. In den Gefängnissen sind
Misshandlungen und Folter an der Tagesordnung.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2010/100413ade.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/091215de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/091019de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090512ade.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090323de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090113de.html
| www.gfbv.it/3dossier/war/gutman-rieff.html#r3
| www.gfbv.it/3dossier/kurdi/kurtur-de.html
in www: http://de.wikipedia.org/wiki/Aramäer_(Volk)
| www.hrw.org/doc?t=mideast&c=syria