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Syrien verstärkt Druck auf Sprache und Kultur der assyro-aramäischen Christen

Auftritt des Musikers Habib Mousa verboten

Bozen, Göttingen, 13. April 2010

Die Stadt Kamischli. Die Stadt Kamischli.

Syrien verstärkt nach Informationen der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) den Druck auf die assyro-aramäische Sprache und Kultur. Die in Göttingen ansässige internationale Menschenrechtsorganisation teilte am Dienstag mit, dass der syrische Geheimdienst einen Auftritt des populären assyro-aramäischen Musikers Habib Mousa bei einem Konzert eines anderen Künstlers in der Stadt Kamischli im Nordosten des Landes verboten hat. "Für die assyro-aramäischen Christen Syriens ist dieses Verbot ein Zeichen dafür, dass die seit 1963 totalitär regierende Baath- Partei Syriens ihr Ziel der Zwangsarabisierung der assyro-aramäischen und der kurdischen Volksgruppen weiter verfolgt", kritisierte der GfbV- Bundesvorsitzende Tilman Zülch. "So sollen die Christen unter anderem dazu gebracht werden, ihre neuaramäische Sprache zugunsten des Arabischen aufzugeben." Auch die oppositionelle Assyrische Demokratische Organisation (ADO) verurteilte das Auftrittsverbot durch die syrischen Behörden scharf.

Wie die GfbV jetzt von Gewährsleuten aus Syrien erfuhr, sollte das Konzert bereits am 5. April im Zusammenhang mit dem Osterfest und dem Ha B´Nison, dem diesjährigen assyro-aramäischen Neujahrsfest, stattfinden. Einen Tag vor der Veranstaltung bestellte der Geheimdienst jedoch den Inhaber des Konzertsaals "Taj Almalek" ein. Dieser musste sich schriftlich dazu verpflichten, einen Auftritt des Sängers zu verhindern, weil er nicht rechtzeitig angemeldet worden sei, hieß es zur Begründung. Aus Angst vor weiteren Komplikationen sagte der Inhaber das gesamte Konzert ab.

In Syrien drohen wirklichen und vermeintlichen Oppositionellen Folter und andere Misshandlungen. Aus diesem Grunde fordert die GfbV die Aussetzung des deutsch-syrischen Rückübernahmeabkommens. Es ermöglicht die Abschiebung der etwa 7.000 in Deutschland lebenden syrischen Oppositionellen, unter ihnen vor allem Kurden und Yeziden, aber auch christliche Assyro-Aramäer.

Die rund 21 Millionen Bürger Syriens, die ihre ethnische Zugehörigkeit oft über ihre Muttersprache und Religion definieren, sind nach offizieller Doktrin der Arabischen Republik "syrische Araber". Etwa 83 Prozent der Bevölkerung Syriens sind Araber. Sie sind überwiegend sunnitische Moslems. Wie die Angehörige der Minderheiten können sie weder frei wählen noch dürfen sie die Regierungsform ihres Landes beeinflussen. Die christlichen Assyro-Aramäer, die vor allem in der nordöstlichen Provinz Al Hasakeh, aber auch in den Großstädten Aleppo und Damaskus leben, sprechen Neuaramäisch. Sie stellen unter den Christen Syriens, die etwa 15 Prozent der Bevölkerung ausmachen, die größte Volksgruppe. Auch den mehr als zwei Millionen syrischen Kurden werden sprachliche und kulturelle Rechte vorenthalten.