In: Home > News > Syrien: Todesdrohungen sollen Demonstrationen gegen Assad in Kurdengebiet verhindern
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Bozen, Göttingen, 20. Juni 2011
Die Stadt Kamischli.
Todesdrohungen sollen die kurdische Bevölkerung im
Nordosten Syriens daran hindern, sich gegen Diktator Bashar
al-Assad zu erheben. Wie die Gesellschaft für bedrohte
Völker (GfbV) in Göttingen am Montag von kurdischen
Gewährsleuten erfuhr, werden in der überwiegend von
Kurden bewohnten syrischen Stadt Qamischli seit Tagen
Flugblätter gegen kurdische Regimekritiker verteilt. Jeder,
der an Demonstrationen gegen Assad teilnimmt, wird getötet,
heißt es darauf. Auch bei Gesprächen zwischen
Repräsentanten kurdischer Organisationen und manchen
Vertretern dort seit 1975 ansässiger arabischer Stämme
in Qamischli am vergangenen Samstag soll gedroht worden sein,
dass alle erschossen werden, die zum Sturz von Assad aufrufen.
Die kurdischen Organisationen wollen sich davon jedoch nicht
einschüchtern lassen, sondern weiterhin von ihrem Recht auf
freie Meinungsäußerung Gebrauch machen.
Kurdische Politiker gehen davon aus, dass diese Drohungen auf das
Regime Assad zurückgehen. Mit dem Ziel, von den landesweiten
Protesten gegen die Regierung abzulenken, versuchten die
syrischen Machthaber nun, ethnischen Hass zwischen Kurden und
Arabern in der Provinz Al- Hasakeh zu schüren. Dort setzt
sich die Bevölkerung aus Kurden, Arabern und christlichen
Assyrern/Aramäern sowie Armeniern zusammen.
In dieser Provinz wurde entlang der Grenze zur Türkei und
zum Irak Anfang der 1970-er Jahre in einer Breite von zehn bis 15
Kilometern und in einer Länge von 350 Kilometern der so
genannte arabische Gürtel errichtet. Alle Kurden, die in
diesem Streifen lebten, wurden enteignet und vertrieben.
Anschließend wurden dort neue Siedlungseinheiten gebaut, in
die Familien arabischer Stämme aus dem mittleren Tal des
Euphrats einzogen. Sie erhielten eine moderne
Trinkwasserversorgung, Schulen und landwirtschaftliche Betriebe.
Diese Siedler wurden von der Regierung bewaffnet und werden bis
heute von einem Sicherheitsdienst unterstützt. Jede Familie
bekam 20 Hektar Land. Bis 1975 wurden dort insgesamt 72.000
Hektar fruchtbarste landwirtschaftliche Flächen der Kurden
an 4.500 angesiedelte arabische Familien vergeben.
Die kurdische Bevölkerung Syriens zählt mindestens zwei
Millionen Menschen. In drei Regionen an der Grenze zur
Türkei stellt sie die Mehrheit der Bevölkerung und wird
seit Jahrzehnten politisch und kulturell unterdrückt.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110407de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2010/100413ade.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/091215de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/091019de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090512ade.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090323de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090113de.html
| www.gfbv.it/3dossier/war/gutman-rieff.html#r3
| www.gfbv.it/3dossier/kurdi/kurtur-de.html
in www: http://de.wikipedia.org/wiki/Aramäer_(Volk)
| www.hrw.org/doc?t=mideast&c=syria