In: Home > News > Brasilien: Eskalation bei Belo Monte - GfbV besorgt über den Umgang der brasilianischen Regierung mit den Indigenen
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Bozen, Bern, 29. Mai 2013
Arikafu Xipaia. Foto: Thomas Miller - Archiv Cimi Xingu.
Seit Montag wird einmal mehr eine Baustelle des Mega-Staudamms
Belo Monte besetzt. 170 Indigene verschiedener Ethnien blockieren
die Bauarbeiten und verlangen, dass sie endlich ordentlich
konsultiert werden. Da ihre Forderungen bisher nicht gehört
wurden, verlangen sie eine Aussprache mit der brasilianischen
Staatspräsidentin Dilma Rousseff. Die Indigenen
fürchten um die Industrialisierung des Amazonas und ihren
Lebensraum im Zuge von kürzlich beschlossenen und noch
anstehenden Gesetzesänderungen.
Schon zwischen dem 2. und 10. Mai wurde eine Baustelle des
Staudamms Belo Monte von rund 150 VertreterInnen von
verschiedenen indigenen Ethnien besetzt. Nach einer gerichtlichen
Verfügung zur Räumung der Baustelle zogen sie ab, ohne
dass es zu Konfrontationen gekommen wäre. Weil seither ihre
Forderungen nicht erhört wurden, besetzten diesen Montag
erneut 170 Indigene eine Baustelle von Belo Monte. Einen Tag
danach verfügte ein Gericht erneut die Räumung. Die
Indigenen zerrissen die Verfügung. Sie wollen bleiben. Die
Regierung von Brasilien droht ihnen nun mit Polizeigewalt.
Diese Eskalation ist das Resultat des grossen Versäumnisses
der brasilianischen Regierung, einen Dialog mit den betroffenen
Indigenen zu führen und ihr Einverständnis zu den
Bauvorhaben auszuhandeln. Statt Vermittler schickt die Regierung
Polizisten und Soldaten, auch in die Regionen der Flüsse
Tapajos und Teles Pires, wo weitere Staudämme ohne
Konsultationsverfahren geplant werden.
Industrialisierung des Amazonas
Auch auf parlamentarischer Ebene droht Ungemach: Gemäss dem
Gesetzesvorschlag PEC 215 soll künftig der Kongress die
Grenzen indigener Reservate in Brasilien bestimmen, nicht mehr
die Präsidentin. Da der Kongress jedoch die Interessen von
Landbesitzern und der Wirtschaft vertritt, fürchten die
Indigenen, dass damit die Ausweitung bestehender Schutzgebiete
gefährdet und neue Demarkationen unterbleiben werden. Und
das im Entwurf vorliegende Bergbaugesetz PL 1610/96 hebt das
Verbot des Rohstoffabbaus in Reservaten auf und gibt dem Kongress
die Kompetenz, den Rohstoffabbau in den Reservaten zuzulassen.
Und der Erlass 303/2012 schliesslich erlaubt
Militärinterventionen und die Errichtung von
Militärbasen.
Die GfbV befürchtet, dass durch die Militarisierung der
Widerstand gegen die Industrialisierung der Amazonasregion
gebrochen werden soll. Der Raubbau im Amazonas würde die
indigenen Völker ihrer Lebensgrundlagen berauben. Die GfbV
ruft deshalb die Regierung Brasiliens auf, einen ernsthaften
Konsultationsprozess im Sinne des freien, informierten und
vorherigen Einverständnisses der Indigenen bezüglich
aller Bauprojekten einzugehen. Dies verlangt auch die von
Brasilien unterzeichnete Indigenenkonvention ILO 169.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2012/120815de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2012/120726de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2011/111111de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110406de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110209ade.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110127de.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/sud2010-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/brasil-belo.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/global-sozial.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/brasil-tras-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/global.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/dekade.html
| www.gfbv.it/3dossier/diritto/ilo169-conv-dt.html
in www: www.kaninde.org.br | http://en.wikipedia.org/wiki/Indigenous_peoples
| www.ipcc.ch | www.ienearth.org | www.stopdamsamazon.org