In: Home > News > Äthiopien: Konflikt um Großstaudämme und Nil-Wasser eskaliert
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Bozen, Göttingen, 10. Juni 2013
Anuak-Kinder in der Region Gambella im Westen Aethiopiens. Foto: gill_penney/flickr.com.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) wirft
Äthiopien vor, mit dem Bau von riesigen Staudämmen die
Menschenrechte der eigenen Bevölkerung zu verletzen und
regionale Konflikte zu schüren. "Äthiopiens
Wasserpolitik steht vor einem Scherbenhaufen", erklärte der
GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Montag in Göttingen.
"Statt die umstrittenen Großprojekte mit der lokal
betroffenen Bevölkerung und den Nachbarländern
abzustimmen, werden deren Bedenken und Menschenrechte ignoriert.
Auch verweigert man jede Transparenz der Vorhaben."
Gegen den Bau des umstrittenen "Renaissance"-Staudamms am
Oberlauf des Blauen Nils in Äthiopien hatte die Regierung
des Nachbarlandes Ägypten am vergangenen Wochenende nochmals
scharf protestiert. Ägyptische Politiker hatten sogar ein
militärisches Vorgehen gegen das Großprojekt erwogen.
Bislang lehnt die äthiopische Regierung es ab, der Forderung
aus Kairo nachzukommen und das gigantische Bauvorhaben zu
stoppen. So schürt der eskalierende Konflikt die Angst vor
bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen beiden Staaten. Durch
den fünf Milliarden US-Dollar teuren Staudamm im Nordwesten
Äthiopiens soll ein 1680 Quadratkilometer großer
Stausee entstehen. Der Damm soll nach seiner Inbetriebnahme im
Jahr 2015 rund 6000 Megawatt Strom liefern.
Das Großprojekt wird auch die Menschenrechte indigener
Völker in Äthiopien massiv verletzen, warnt die GfbV.
Mindestens 5.110 Ureinwohner der Völker der Gumuz und Berta,
die auf dem Gebiet des zukünftigen Stausees oder an dessen
Unterlauf leben, müssen umgesiedelt werden. Weiteren 7.380
Ureinwohnern in umliegenden Dörfern droht ebenfalls die
Zwangsumsiedlung. Die Gumuz und Berta leben traditionell vom
Ackerbau und vom Fischfang.
Ein zweiter Staudamm - der Gibe III im Südwesten
Äthiopiens - bringt 200.000 Ureinwohner im Südwesten
Äthiopiens und 300.000 Angehörige indigener Völker
im Nachbarland Kenia in Gefahr. Dieses umstrittene Megaprojekt
droht den unter UN-Weltkulturerbe-Schutz stehenden Turkana-See in
Kenia auszutrocknen. Trotz Protesten der Weltkulturorganisation
UNESCO hält Äthiopien auch an diesem Großprojekt
fest.
"Die äthiopische Regierung beruft sich bei den
Mega-Projekten auf ihr Recht auf Entwicklung. Doch auch
Äthiopien muss Rücksicht nehmen auf die Rechte seiner
Bevölkerung und auf die Nachbarländer", forderte
Delius. "Wenn Großvorhaben Menschenrechtsverletzungen und
Konflikte schüren, dann sind diese Projekte nicht
nachhaltig."
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2013/130416de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2012/120911de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110401de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110209de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110107de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2010/100614de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2010/100519de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/091027de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090821de.html
| www.gfbv.it/3dossier/africa/anuak.html
| www.gfbv.it/3dossier/africa/oromo-de.html
in www: http://de.wikipedia.org/wiki/Anuak
| www.solidaritymovement.org
| www.oromia.org