In: Home > News > Referendum über Unabhängigkeit im Südsudan. Gesellschaft für bedrohte Völker erinnert an jahrzehntelangen Völkermord
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Bozen, Göttingen, 7. Januar 2011
Nach Jahrzehnte dauernden kriegerischen Auseinandersetzungen hoffen die Sudanesen auf eine friedliche Zukunft. Foto: GfbV-Archiv.
Anlässlich des Referendums über eine
Unabhängigkeit des Südsudan am kommenden Sonntag hat
die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Freitag
auf einer Pressekonferenz in Berlin an das jahrzehntelange Leiden
der südsudanesischen schwarzafrikanischen Bevölkerung
erinnert. Der Präsident der GfbV International, Tilman
Zülch, forderte die Bundesregierung dazu auf, nach
fünfeinhalb Jahrzehnten Völkermord im Südsudan
jetzt den Aufbau eines demokratischen Staates zu
unterstützen.
Als "deutliches Zeichen tatkräftiger Hilfe" sollte Berlin
dringend eine repräsentative diplomatische Vertretung in der
südsudanesischen Hauptstadt Juba errichten, sagte der
Menschenrechtler. Bei der Entwicklung einer Verfassung
könnte das Max-Planck-Institut für Völkerrecht in
Heidelberg wertvolle Unterstützung leisten. Die
südsudanesische Exilgemeinde in Deutschland wünsche
sich außerdem Hilfe bei der Errichtung des
Universitäts- und Schulsystems sowie von Einrichtungen
für die handwerkliche und technische Ausbildung. Deutschland
solle zudem die Entwicklungshilfe wesentlich verstärken und
großzügig Gelder für die Wiedereingliederung
südsudanesischer Flüchtlinge zur Verfügung
stellen, die aus dem Nordsudan und den Nachbarstaaten
zurückkehren könnten.
"Drei Generationen der Dinka, Nuer, Schilluk und Anuak, der Bari,
Zande und anderer schwarzafrikanischer Völker haben Frieden
so gut wie niemals kennen gelernt", sagte Zülch. Von 1955
bis heute fielen im Südsudan, in den Nuba-Bergen und zuletzt
in Darfur bis zu vier Millionen Schwarzafrikaner
Völkermordverbrechen zum Opfer. Nachdem die britische
Kolonialmacht den Süden des Landes der Herrschaft des
arabischen Nordsudan ausgeliefert hatte, ließ das Regime in
Khartum schon in den 50er und 60er Jahren dort ganze
Dorfgemeinschaften auslöschen. Christliche Gemeinden wurden
in ihren Kirchen eingesperrt und verbrannt, südsudanesische
Führungskräfte liquidiert und unzählige
Südsudanesen zu Tode gefoltert. Nach einem kurzen Frieden
wurde von 1983 an der Vernichtungskrieg mit Massakern,
Massenvertreibungen, der gezielten Bombardierung von Schulen,
Krankenhäusern und anderen zivilen Einrichtungen
fortgeführt. Auch Hunger wurde gezielt als Waffe eingesetzt
und große Teile des Landes wurden systematisch
verwüstet. Millionen Schwarzafrikaner mussten fliehen.
Der Südsudan ist Symbol für jahrzehntelang
unbeachteten, verdrängten, verleugneten Genozid geworden.
Die Politik der religiösen Unterdrückung,
ökonomischen Ausbeutung, "rassischen" Verfolgung und
sozialen Diskriminierung dauerte dort bis 2005. "Viele Jahre
unterstützten europäische oder nordamerikanische
Regierungen die wechselnden sudanesischen Regimes", sagte
Zülch. "Jetzt ist es endlich Zeit, Wiedergutmachung zu
leisten."
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2010/100423de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2010/100222de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2010/100208de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/091109de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090922de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090618de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090528de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090427de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090304de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090225de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090217de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090116de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090108de.html
| www.gfbv.it/3dossier/africa/darfur-delius.html
| www.gfbv.it/3dossier/africa/darfur-ibra.html
| www.gfbv.it/3dossier/africa/darfur-mande.html
| www.gfbv.it/3dossier/africa/darfur-de.html
in www: www.justice4darfur.org |
www.wantedforwarcrimes.org
| [pdf]
www.gfbv.de/reedit/openObjects/openObjects/show_file.php?type=inhaltsDok&property=download&id=822
| web.amnesty.org/library/index/engafr541392004
| www.hrw.org/doc?t=africa&c=sudan