In: Home > News > Syrien/Türkei: Keine türkisch beherrschte Pufferzone in Nordsyrien ohne gleichberechtigte Beteiligung von Kurden und Christen!
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Bozen, Göttingen, 9. Oktober 2014
Grenzgebiet zwischen Syrien und Türkei.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) warnt
eindringlich vor der Errichtung einer türkisch beherrschten
"Pufferzone" in Nordsyrien gegen den Willen der dort
ansässigen kurdischen und christlichen Bevölkerung.
"Der türkischen Regierung das Leben und Wohlergehen der
Menschen in diesen drei seit zwei Jahren selbstverwalteten
kurdischen Kantonen anzuvertrauen wäre unverantwortlich,
denn sie schikaniert und diskriminiert die kurdische
Bevölkerung im eigenen Land seit Jahrzehnten", sagte der
GfbV-Generalsekretär Tilman Zülch am Donnerstag in
Göttingen. "Es ist vorhersehbar, dass Recep Tayyib Erdogan
seine Politik der Zwangsassimilierung und Vertreibung auch gegen
die Kurden in Syrien fortsetzen wird. Das dürfen
Deutschland, die USA und die EU nicht zulassen."
Der Menschenrechtler drängte darauf, die Türkei endlich
unmissverständlich aufzufordern, jegliche logistische
Unterstützung für die Terrorgruppe "Islamischer Staat"
(IS) und die ebenfalls islamistische al-Nusra-Front
einzustellen.
"Es ist ein Skandal und bezeichnend für die kurdenfeindliche
Einstellung der türkischen Regierung, dass das
türkische Militär am gestrigen Mittwoch in der
Grenzstadt Suruç mindestens 308 Kurden aus Kobani
festgenommen hat mit der Begründung, wer jetzt noch von der
anderen Seite der Grenze herüberkäme, gehöre
entweder zur PKK oder zur YPG, einer syrisch-kurdischen Miliz",
empörte sich Zülch. Nach Informationen der GfbV waren
die meisten dieser Kurden Mitarbeiter verschiedener ziviler
Behörden von Kobani.
Die YPG schützt seit Monaten die kurdische, aber auch
yezidische, christliche und arabisch-sunnitische Bevölkerung
sowohl in Kobani als auch in anderen Regionen Syriens vor
Angriffen der Terrorgruppe IS. Auch im nordirakischen Sinjar hat
die YPG viele Yeziden vor den IS-Islamisten gerettet. Die
Türkei hält die YPG für einen Ableger der
verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK, die auch in der EU und
den USA als terroristische Organisation eingestuft wird.
Nach Auffassung der GfbV setzt Ankara seit mindestens zwei Jahren
auf den "Islamischen Staat" mit dem Ziel, die drei nordsyrischen
kurdischen Kantone zu zerschlagen. "Es gibt viele Anzeichen
dafür, dass Islamisten und die türkische Regierung Hand
in Hand gegen die kurdische und christliche Bevölkerung in
Nordsyrien arbeiten", sagte Zülch. "Hilfslieferungen an die
notleidende Einwohner und Flüchtlinge in Kobani, Jazeera und
Afrin dürfen von der Türkei aus nur sporadisch
passieren. In Nordsyrien gibt es inzwischen kaum noch Brot,
geschweige denn Babynahrung oder ausreichend Medikamente. Die
humanitäre Lage der rund vier Millionen Kurden,
Assyro-Aramäer und anderen Minderheiten wird immer
schlechter."
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2014/140825de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2014/140811de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2014/140811de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2013/131001de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2013/130927de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2013/130527de.html
| www.gfbv.it/3dossier/war/gutman-rieff.html#r3
| www.gfbv.it/3dossier/kurdi/kurtur-de.html
in www: http://de.wikipedia.org/wiki/Jesiden
| http://de.wikipedia.org/wiki/Autonome_Region_Kurdistan
| http://de.wikipedia.org/wiki/Syrien
| http://de.wikipedia.org/wiki/Aramäer_(Volk)