In: Home > News > Zum Tag der indigenen Frau (5. September). Mapuche-Heilerin in Chile unschuldig vor Gericht
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Bozen, Göttingen, 4. September 2017
Die Mapuche–Heilerin Francisca Linconao hat sich als erste indigene Frau 2009 gegen einen mächtigen Holzkonzern durchgesetzt und ist seitdem mit haltlosen Beschuldigungen konfrontiert. Foto: Pedro Cayuqueo.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker nimmt den
"Internationalen Tag der indigenen Frau" (5. September) zum
Anlass, um auf das Schicksal der Mapuche-Heilerin Francisca
Linconao in Chile aufmerksam zu machen, die sich furchtlos
für die Rechte ihres Volkes einsetzt und die unschuldig vor
Gericht steht. "Die Mapuche-Heilerin Francisca Linconao hat sich
als erste indigene Frau 2009 gegen einen mächtigen
Holzkonzern durchgesetzt und ist seitdem mit haltlosen
Beschuldigungen konfrontiert", berichtete die GfbV-Referentin
Yvonne Bangert am Montag in Göttingen. "Jetzt ist sie ist
mit zehn weiteren Mapuche angeklagt, für den Tod des
Grundbesitzerehepaares Luchsinger-MacKay verantwortlich zu sein,
obwohl sie 2013 in dem gleichen Fall bereits freigesprochen
wurde. Zwar ist dann plötzlich ein angeblicher Kronzeuge
aufgetaucht, doch der hat längst widerrufen." Der
"Internationale Tag der indigenen Frau" wird seit 1983 vor allem
in lateinamerikanischen Ländern gefeiert.
Linconao will ihre Unschuld beweisen und so die Willkür der
Behörden anprangern, der viele Mapuche ausgesetzt sind. Die
GfbV befürchtet, dass bei ihrem Prozess das berüchtigte
Antiterrorgesetz angewendet wird. Dieses "Ley 18.314" stammt noch
aus der Zeit der Willkür-Justiz unter Pinochet. So
lässt er kaum überprüfbare anonyme Zeugenaussagen
zu und schreibt drakonische Strafen vor. Der 61 Jahre alten Machi
- so werden Heiler bei den 1,5 Millionen Mapuche in Chile genannt
- drohen bis zu 40 Jahre Haft. Die GfbV setzt sich für die
Abschaffung des "Antiterrorgesetzes" ein.
Bisher ist nicht einmal die Anwesenheit der Machi am Tatort
belegt. Der Kronzeuge Jose Peralino sagte aus, dass er unter
Druck gesetzt worden sei, eine Erklärung zu unterzeichnen,
mit der die Schuld der insgesamt elf Angeklagten bewiesen werden
sollte. Der Prozess, bei dem die GfbV mit ehrenamtlichen
Beobachtern vertreten ist, hat am 21. August 2017 begonnen.
Mehrfach hat sich die GfbV bei den chilenischen Behörden
dafür eingesetzt, dass die Machi einen fairen Prozess
bekommt und den Beginn des Verfahrens im Hausarrest abwarten
kann. Mehr als 1000 Unterzeichner unterstützten Anfang 2017
diesen Appell der Menschenrechtsorganisation. Die Machi hatte in
einem wochenlangen Hungerstreik in der Weihnachtszeit 2016 gegen
ihre Gefängnishaft gekämpft und durfte im Januar 2017
tatsächlich nach Hause. Zuvor war sie mehrfach durch
Gerichtsbeschlüsse zwischen Haftzelle und Hausarrest hin-
und hergeschickt worden. Diese Zeit hat sie sehr krank gemacht.
Bis heute hat sie sich davon nicht erholt.
Der "internationale Tag der indigenen Frau" entstand in Bolivien
zum Andenken an Bartolina Sisa, eine Aymara, die im 18.
Jahrhundert indigene Kämpfer gegen die spanische Conquista
anführte und am 5. September 1782 in der bolivianischen
Hauptstadt La Paz getötet wurde.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2013/130110de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2012/120229de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2011/111125de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110729ade.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110513ade.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/mapu-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/mapuche07-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/mapu-mergen.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/mapuche-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/lota2003.html
in www: www.mapuexpress.net | www.observatorio.cl | www.mapuche.info