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Mapuche / Argentinien

Protestaktion der Mapuche Gemeinschaft Gelay Ko gegen US-Erdölkonzern

Bozen, 25. November 2011

Protestaktion der Mapuche Gemeinschaft Gelay Ko gegen US-Erdölkonzern. Foto: www.mapuexpress.net. Protestaktion der Mapuche Gemeinschaft Gelay Ko gegen US-Erdölkonzern. Foto: www.mapuexpress.net.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) ist sehr besorgt um die Lage der Mapuche-Gemeinschaft Gelay Ko in der argentinischen Provinz Neuquen. Am vorigen 18. November hat die Gemeinschaft Gelay Ko beschlossen, gegen den US-Konzern Apache, der auf ihrem traditionellen Land Erdöl und Erdgas erschliesst, zu protestieren. Die Besetzung der Betriebsanlage wurde beschlossen, nachdem die Gemeinschaft gemerkt hat, dass der Konzern ohne ihr Wissen und ohne ihren Konsens auf ihrem traditionellen Land eine neue Erschliessungsstätte gebohrt hatte. Vor einigen Wochen erst hatte der Governeur der Provinz Neuquen Jorge Sapag auf dem traditionellen Land der Gelay-Ko-Gemeinschaft die wichtigste Gas shale-Erschliessungsstätte in Lateinamerika eingeweiht.

Die Gewinnung von Gas shale benötigt imponenter Infrastrukturen, in diesem präzisen Fall wurde ein Wasserbecken mit einer Kapazität von über 5 Millionen Litern gebaut. Dabei ist gerade der Zugang zu Trinkwasser eines der größten Probleme der Mapuche-Gemeinschaft. Die gesamte Anlage wurde ohne eine Konsultation und ohne die Zustimmung der Mapuche-Gemeinschaft gebaut, in Verletzung der Konvention ILO 169, die Argentinien unterschrieben und im Jahr 2000 ratifiziert hat. Infolge der Protestaktion kam es zu einem Dialogversuch zwischen der Mapuche-Gemeinschaft und dem Konzern, der allerdings zu nichts führte. Nun wurde gegen die protestierende Gemeinschaft, der auch Frauen und Kinder angehören, eine Räumungsverordnung ausgeschrieben und die Anwesenheit von über 100 Polizisten verschiedener Sicherheitskräfte lässt leider nichts Gutes ahnen.

Cristina Linkopan, lonko (Führerin) der Gemeinschaft Gelay Ko, beschuldigt den Governeur Jorge Sapag und die Provinzregierung dieser Situation. Diese hätten die Lizenzen für die Bohrungen erlassen und hätten eine Verdoppelung der Erdöl- und Erdgasgewinnung angekündigt, allerdings ohne jemals die betroffene Mapuche-Gemeinschaft zu konsultieren, wie es eigentlich die internationalen Abkommen über die Rechte indigener Völker vorsehen würden. Laut Cristina Linkopan erduldet die Gemeinschaft Gelay Ko bereits die Folgen von über 200 Erdöl- und Erdgasbohrlöchern auf ihrem traditionellen Land, denen sich nun auch die Auswirkungen der Gas shale-Erschliessung hinzufügen. Gas shale ist ein Erdgas, das sich in Hunderte von Millionenjahren alten Sedimentgestein befindet. Durch einen Zerschlagungsprozess des Gesteins wird das Gas shale gewonnen. Dabei wird jedoch Metan freigesetzt und das Risiko, das Grundwasser zu vergiften, ist hoch.

Die Gelay Ko-Gemeinschaft verlangt deshalb auch die Einrichtung einer Kommission, die die vom Konzern erzeugten Umweltschäden sowie soziale und kulturelle Auswirkungen der Ressourcenerschliessung untersucht und festlegt, die Errichtung einer Kontrollkommission und die Anerkennung ihres Rechts, die Bodenschätze auf ihrem Land selbst kontrollieren und verwalten zu können.

Die GfbV appelliert dringend an die argentinische Verwaltung und Regierung, den übernommenen internationalen Verpflichtung nachzukommen, wie etwa der im Jahr 2000 ratifizierten Konvention ILO 169 und der Allgemeinen Erklärung der Rechte Indigener Völker, die die Vereinten Nationen (UN) am 13. September 2007 verabschiedet hat, u.a. auch dank der Stimme Argentiniens.