In: Home > News > Mali: Gewalt überschattet Präsidentschaftswahl. Erneut 14 Tote bei Übergriffen auf Peulhs - 317 Tote seit Jahresbeginn
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Bozen, Göttingen, 10. August 2018
Bengalische Ärzte der UN-Mission MINUSMA (Multidimensional Integrated Stabilization Mission in Mali) garantieren einer Fischergemeinschaft in Bamakor kostenlose ärztliche Hilfe. Foto: UN Photo/Marco Dormino via Flickr CC BY-NC-ND 2.0.
Vor den Stichwahlen bei der Präsidentschaftswahl in Mali
hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) mehr
Schutz und Sicherheit für die Zivilbevölkerung im
umkämpften Zentrum des Landes gefordert. "Die Gewalt
zwischen den ethnischen Gruppen der Peulhs und Dogon eskaliert
immer mehr. Wenn die Regierung das Zentrum des Landes zum
rechtsfreien Raum werden lässt, wird auch der
Bundeswehreinsatz zur Stabilisierung Nord-Malis immer
gefährlicher und fragwürdiger", warnte der
GfbV-Direktor Ulrich Delius am Freitag in Göttingen. Am
kommenden Sonntag findet in Mali mit der Stichwahl die zweite
Runde im Präsidentschaftswahlkampf statt. Der bisherige
Amtsinhaber Ibrahim Boubacar Keita gilt als großer
Favorit.
Die GfbV forderte, Milizen und kriminelle Banden dürften
nicht straflos bleiben, wenn sie einzelne
Bevölkerungsgruppen allein aufgrund ihrer ethnischen
Abstammung verfolgten. Am Donnerstag waren die Leichen von 14
Peulhs gefunden worden, die am Dienstag von Milizionären
entführt worden waren. Seit Jahresbeginn wurden 317 Menschen
im Konflikt zwischen Peulhs und Dogon getötet. Für die
jüngsten Todesopfer wird eine Miliz der Dogon verantwortlich
gemacht, die wiederholt durch Angriffe auf Peulhs auf sich
aufmerksam machte. Viele Dogon unterstellen den Peulhs, aus
Verärgerung über die Untätigkeit der Regierung in
ihrer Region islamistische Gruppen zu unterstützen. "Von dem
Streit zwischen den ethnischen Gruppen profitieren nur die
Islamisten, da es immer weniger Sicherheit in Mali gibt", warnte
Delius.
Erst am 25. Juli 2018 waren die Leichen von 17 unbewaffneten
Peulhs in der Region gefunden worden. Auch für ihre
Ermordung wird eine Miliz der Dogon verantwortlich gemacht. Ende
Juni 2018 waren bei einem ähnlichen Zwischenfall in Koumaga
42 Peulhs zu Tode gekommen.
Die Ursachen der Konflikte zwischen den traditionell nomadischen
Peulh-Hirten und den Dogon, die als Bauern in Dörfern leben,
sind vielfältig. Der Klimawandel und die sich verknappenden
Ressourcen von Weide- und Ackerland schüren die
Auseinandersetzungen. Auch ein steigendes
Bevölkerungswachstum und die allgemeine Perspektivlosigkeit
in der von Regierung und Behörden weitgehend ignorierten und
vernachlässigten Region lassen die Spannungen wachsen.
Islamistische Milizen nutzen die wachsende Unzufriedenheit unter
den Peulhs, um dort neue Kämpfer zu rekrutieren.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2017/170119de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2014/140725de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2014/140211de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2014/140110de.html
| www.gfbv.it/3dossier/africa/tuareg.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/sud2010-de.html#r13
| www.gfbv.it/3dossier/africa/nomad-del.html
in www: https://de.wikipedia.org/wiki/Mali