In: Home > News > Covid-19 in Brasilien: Indigene gehen in freiwillige Isolation, während der Präsident versagt
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Bozen, Göttingen, 27. März 2020
Indigener Frauenmarsch in Brasilien als Widerstand gegen die repressive Politik Bolsonaros. Foto: Eliane Fernandes / GfbV.
Mehrere indigene Völker Brasiliens haben
angekündigt, sich zum Schutz vor der Corona-Epidemie im Land
in die freiwillige Isolation zurückzuziehen. Nach zwei
Völkern im Bundestaat Maranhão im Nordosten des
Landes hätten nun auch die Ashaninka im Westen Brasiliens
diesen Schritt beschlossen, wie Yvonne Bangert von der
Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) berichtet: "Sie
begeben sich in die Tiefe der Wälder ihres Territoriums, zu
dem Außenstehende keinen legalen Zutritt haben",
erklärt die GfbV-Referentin für indigene Völker.
"Da sie von staatlicher Seite keinen Schutz vor der kommenden
Infektionswelle zu erwarten haben, helfen sie sich selbst." Auch
über die indigene Dachorganisation APIB liefen solidarische
Maßnahmen für indigene Gemeinschaften an. "Zurzeit
werden Spenden gesammelt, um abgelegene indigene Gemeinschaften
mit Hygieneartikeln und notwendigen Medikamenten zu versorgen",
so Bangert. "Auch die Gruppen, die sich nicht komplett isolieren,
bleiben möglichst unter sich."
Noch sind in Brasilien nur etwa dreitausend Corona-Fälle und
einige dutzend Tote registriert. Da sich die Seuche ohne
drastische Gegenmaßnahmen bekanntlich extrem schnell
ausbreitet und bereits jetzt mit einer hohen Dunkelziffer zu
rechnen ist, befürchten Gesundheitsexperten im Land bald
schlimmste Zustände. Brasiliens Präsident Jair
Bolsonaro bleibt von den Erfahrungen anderer Länder und
wissenschaftlichen Projektionen ungerührt. Er verharmlost
die Pandemie weiterhin als "Grippchen" und fordert seine
Landsleute auf, ihrem Leben wie gewohnt nachzugehen.
Die Gouverneure verschiedener Regionen Brasiliens stellen sich
mittlerweile offen gegen ihren Präsidenten - selbst die, die
ihn jahrelang unterstützt haben. Entgegen seiner Forderungen
haben sie Ausgangssperren und Reisebeschränkungen erlassen.
Einige kritisieren seine irreführenden Äußerungen
offen und fordern, der Präsident möge führen und
die Menschen einen. Viele in Brasilien fragen sich, ob er dazu
willens und in der Lage ist. Denn auch in der nicht-indigenen
Bevölkerung Brasiliens ist inzwischen viel Unmut über
den Präsidenten zu spüren. Allabendlich stellen sich
tausende Menschen an die Fenster ihrer Wohnungen, um mit
Kochtöpfen und Löffeln lautstark gegen den
Präsidenten anzutrommeln.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2019/190814de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2019/190527de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2019/190424de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2019/190215de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2019/190110de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2018/181011de.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/brasil-tras-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/water2017-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/sud2010-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/global-sozial.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/global.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/palmoel.html
in www: https://de.wikipedia.org/wiki/Indigene_Völker