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Bozen, Göttingen, 27. Mai 2019
Das Protestcamp Indigener für ihre Landrechte "Acampamento Terra Livre" findet im April 2019 vor dem Parlament in Brasília statt. Foto: Sonk / GfbV.
Die Brasilianische Regierung hat ein weiteres
Infrastrukturprojekt im Amazonasgebiet angeordnet. Offiziell soll
es der nachhaltigen Entwicklung des Nordostens dienen. Betroffene
indigene Gemeinschaften sehen darin einen gezielten Angriff auf
ihre Rechte. Das Projekt betrifft mehr als 40 verschiedene
indigene Völker, verteilt auf 208 Gemeinschaften mit
über 8.700 Einwohnern.
"Für das Projekt ist Maynard Marques de Santa Rosa
zuständig, der direkt dem Präsidenten unterstellt ist",
erklärt Regina Sonk, Referentin für indigene
Völker bei der Gesellschaft für bedrohte Völker
(GfbV). In einem Artikel aus dem Jahr 2013 hatte er angeregt, ein
solches Projekt zu nutzen, um NGOs zu schaden. Er beschreibt, wie
Geheimdienste Büros von Indigenen- und Umweltorganisationen
abhören, ihre Medienkampagnen neutralisieren, internationale
NGOs kontrollieren sowie Fördergelder an brasilianische NGOs
komplett unterbinden sollen. "Diese Methoden lassen massive
Auswirkungen für betroffene indigene Völker
befürchten", warnt Sonk.
Das Projekt Barão do Rio Branco umfasst vier
Infrastrukturvorhaben, insbesondere im Norden Calhas im Nordosten
Brasiliens: Ein Wasserkraftwerk am Fluss Trombetas
(Oriximiná), die Verlängerung der Autobahn BR 163 bis
zur Grenze zu Suriname, eine Hochbrücke über den
Amazonas in Óbidos (PA) sowie den Aufbau sogenannter
"Entwicklungspole" in der Region. Indigene Organisationen lehnen
das Vorhaben entschieden ab: "Wir wenden uns ausdrücklich
gegen die Völkermordpolitik der Regierung Bolsonaro",
heißt es in einer gemeinsamen Stellungnahme. Die Politik
schrecke nicht davor zurück, "das Projekt Calha de Norte der
Militärdiktatur wiederzubeleben, das bereits indigene
Völker vernichtet hat".
Das Projekt Calha de Norte wurde ursprünglich 1985 von der
damaligen Militärdiktatur zur "Stärkung der nationalen
Präsenz" entlang der Grenze zu den Nachbarstaaten
gegründet. Das Verteidigungsministerium bemüht die
gleiche Argumentation für das gegenwärtige Projekt.
"Die haarsträubenden Äußerungen des
Projektleiters zeigen deutlich, wie die Regierung Bolsonaro
tickt: Sie scheut die Nähe zur Militärdiktatur nicht
und setzt fragwürdige Personen in Spitzenämter",
erläutert Regina Sonk. "In Brasilien nimmt der Druck auf die
Zivilgesellschaft mit gezielten Maßnahmen der Regierung zu.
Verwundbare Bevölkerungsgruppen, vor allem Indigene, werden
zur Zielscheibe."
Die GfbV fordert Außenminister Heiko Maas auf, Bolsonaros
fragliche Amazonaspolitik bei der Außenministerkonferenz
mit Südamerika und der Karibik am 28. Mai ganz oben auf die
Agenda zu setzen. "Wir begrüßen, dass der Minister den
Schutz der Zivilgesellschaft bereits an vielen Stellen betont
hat", so Sonk. "Um diese Bemühungen wirksam umzusetzen, muss
die Bundesregierung vom offen rechtradikalen Präsidenten
Brasiliens eine Neuausrichtung fordern, für eine
Stärkung der Zivilgesellschaft und gegen repressive,
undemokratische Handlungen eintreten".
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2019/190424de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2019/190215de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2019/190110de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2018/181011de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2018/180808de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2018/180119de.html
| | www.gfbv.it/2c-stampa/2017/170504ade.html
www.gfbv.it/2c-stampa/2017/171222de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2014/140801de.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/brasil-tras-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/water2017-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/sud2010-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/global-sozial.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/global.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/palmoel.html
in www: https://de.wikipedia.org/wiki/Indigene_Völker